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57223-01 - Seminar: Philosophie der Pflanzen 3 KP

Semester Frühjahrsemester 2020
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Brigitte Hilmer (brigitte.hilmer@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Menschen sind von Pflanzen und ihrem Gedeihen hochgradig abhängig und stehen mit ihnen in vielfältigem Austausch. Pflanzen gelten aber In der philosophischen Tradition nicht als lebendig, denn der Begriff des Lebens wurde vorrangig mit Bewusstsein verknüpft. Obwohl Pflanzen 99,7 % der Biomasse auf der Erde stellen und obwohl sie wie die Tiere Gegenstand der Biologie und Lebenswissenschaften sind, hat diese begriffliche Grundentscheidung Auswirkungen bis heute. Wenn von der Beziehung des Menschen zu anderen Lebewesen die Rede ist, stehen in der Regel Tiere im Mittelpunkt. Pflanzen scheinen nur durch eine Angleichung an uns (Menschen und andere Tiere) philosophisch interessant werden zu können, nämlich durch die wissenschaftliche Entdeckung ihrer "Intelligenz".
Auf dem Hintergrund einer aristotelisch gedachten «Kette der Wesen», in der das Reich des Vegetativen als eine weniger entwickelte Vorstufe des Tierseins konzipiert wird, werden im Seminar neuere Erkenntnisse über die Lebensformen und Fähigkeiten von Pflanzen und entsprechende Einwände gegen das aristotelische Schema diskutiert. Die grundlegende Andersheit der Pflanzen und deren philosophische Konsequenzen werden anhand von Goethes Morphologie der Pflanzen, Alexander von Humboldts Ansätze zur Physiognomie der Gewächse und zur Pflanzengeographie. Fechners Überlegungen zur Seele der Pflanzen und einer postkolonialen Ethik der Andersheit (Gandhi) zu diskutieren sein.
Die Schweizer Verfassung kennt eine Norm zur Würde der Kreatur, die von der Eidgenössischen Kommission für die Biotechnologie im Ausserhumanbereich auch im Hinblick auf Pflanzen ausgelegt wurde. Wir werden die Argumente nachvollziehen, die zu dieser Interpretation geführt haben und darüber mit einer der Beteiligten, der Biologin Florianne Köchlin, sprechen. Auf einer Exkursion Ende Juni ins Wallis werden wir Menschen kennenlernen, die sich in verschiedenen epistemischen Praktiken intensiv mit Pflanzen auseinandersetzen (Biogärtnerei, Versuchsanbau, Pflanzenmalerei in Ernen, botanische Führung in einem der bislang artenreichsten Gebiet der Alpen, dem Binntal). Dabei geht es darum, Pflanzen nicht nur unter experimentellen Laborbedingungen zu erforschen und in Hinblick auf technische Modellierung und Nutzung für die Gesellschaft interessant zu machen, sondern an ihrem ortsgebundenen Leben in den Jahreszeiten teilzunehmen, um ihre Bedürfnisse, ihren Ausdruck und ihre Verhalten zu verstehen und sich von ihnen ansprechen zu lassen. Dabei spielt auch die Begleitung angesichts der Erwärmungskrise eine zunehmend wichtige Rolle.
Lernziele Die Teilnehmenden erfahren, wie ein in der Philosophie nur am Rand auftauchendes Lebensgebiet auf dem Hintergrund dringlicher aktueller Fragen das Denken in Bewegung versetzen kann. Sie lernen verschiedenartige Texte, Darstellungsweisen, Umgangsformen und Praktiken und deren Bedeutung für die philosophische Erschliessung und Artikulation einer Fragestellung kennen.
Literatur Stefano Mancuso, Alessandra Viola: Die intelligenz der Pflanzen, München 2015
Florianne Köchlin (Hg:), Jenseits der Blattränder. Eine Annäherung an Pflanzen, Basel 2014
Arthur O. Lovejoy: Die grosse Kette der Wesen. Geschichte eines Gedankens, FfM 1985 (= The Great Chain of Being: A Study of the History of an Idea, 1936)
Eidgenössische Ethikkommission für die Biotechnologie im Ausserhumanbereich: Die Würde der Kreatur bei Pflanzen. Die moralische Berücksichtigung von Pflanzen um ihrer selbst willen, Bern 2008

 

Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz
HörerInnen willkommen

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Modul: Probleme der Theoretischen Philosophie (Bachelor Studienfach: Philosophie)
Modul: Theoretische Philosophie (Master Studienfach: Philosophie)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Kreditpunkte sind durch die regelmässige aktive Teilnahme inklusive Exkursion zu erwerben sowie durch die Vorbereitung einer Sitzung bzw. Exkursionseinheit, die ein schriftliches Handout und mündliche Präsentation umfasst.
Termin und Kosten der Exkursion und allfällige Zuschüsse werden zu Beginn des Semesters besprochen.
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Philosophie

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