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57128-01 - Übung: Staatsschutz in der Schweiz am Beispiel der Kantone Aargau und Basel-Stadt 1935 bis 1950 3 KP (ABGESAGT)

Semester Frühjahrsemester 2020
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Jeannette Rauschert Schurr (jeannette.rauschert@unibas.ch)
Hermann Wichers (hermann.wichers@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt 1989 erschütterte die sogenannte Fichenaffäre die Schweiz. Es wurde bekannt, dass die Bundespolizei Karteien (Fichen) zu rund 900'000 Personen angelegt hatte. Zudem stiess man auf Fichen in zahlreichen kantonalen Sicherheitsdiensten. Die allgemeine Entrüstung sowie die Ergebnisse der parlamentarischen Untersuchungskommission der Eidgenössischen Räte führten zur Einsetzung parlamentarischer Untersuchungskommissionen auch in den Kantonen, so auch in Basel-Stadt und im Aargau.
Die am 14. Februar 1990 eingesetzte Prüfungskommission des Grossen Rates des Kantons Basel-Stadt empfahl in ihrem Schlussbericht vom 21. Mai 1991 eine Entflechtung von Staatsschutz und Polizei. Ausführlich beleuchtete sie die bisherige Staatsschutztätigkeit. Dabei zeigte sich, dass Anfang der 1960er Jahre ein erheblicher Teil der damals vorhandenen Fichen und Dossiers vernichtet worden waren. Die Kommission empfahl dem Regierungsrat, sich beim Bund für eine rasche Offenlegung der kantonalen Staatsschutzakten einzusetzen. Zudem regte sie die Sicherung der Akten für die Geschichtsschreibung an.
Auch der Grosse Rat des Kantons Aargau setzte am 27. März 1990 eine parlamentarische Untersuchungskommission PUK ein, welche an erster Stelle "die Dateien und Registrierungen von Personen und Organisationen im Zusammenhang mit dem kantonalen Nachrichtendienst im Polizeikommando überprüfen" sollte. Dabei sollten neben der bisherigen Arbeit des Nachrichtendienstes auch Querverbindungen in die Departemente überprüft werden.
Der Staatsschutz soll den Staat vor Aktivitäten schützen, welche die staatliche Ordnung auf rechtswidrige Weise in Frage stellen. Hieraus ergibt sich in demokratischen Gesellschaften ein Zielkonflikt zwischen individuellen Freiheitsrechten und deren Einschränkung zum Schutze der allgemeinen Freiheit.
Im Selbstverständnis des schweizerischen Staatsschutzes richtete sich seine Aufmerksamkeit zu gleichen Teilen sowohl auf den Links- wie den Rechtsextremismus. Gilt dies für die Zeit des Zweiten Weltkrieges, so lässt sich ab spätestens 1948 eine deutlich stärkere Überwachung der Kommunisten beobachten, später auch weiterer als nonkonform oder dissident eingestufter Gruppen der „neuen Linken“. Besonders im Fokus standen zudem auch ausländische Staatsangehörige in der Schweiz.
1994 gelangten in Basel die noch vorhandenen Unterlagen des Staatschutzes in das Staatsarchiv. Vor kurzem wurden Mikrofilme der 1961 vernichteten Fichen aufgefunden und digitalisiert. Somit ist nun ein grosser Rückgriff auf die Staatsschutztätigkeit vor 1960 möglich.
Bei der politischen Aufarbeitung der Geschehnisse im Aargau kam den vorhandenen kantonalen Staatsschutzakten grosse Bedeutung zu. So empfahl die parlamentarische Untersuchungskommission PUK u.a. auch die Übergabe sämtlicher nachrichtendienstlicher Dossiers aus der Zeit des 2. Weltkriegs ans Staatsarchiv.
Im Zentrum der Übung steht der Umgang mit diesen Quellen im Kontext ihrer Überlieferungsbildung. Anhand archivpraktischer Übungen wird zudem in die Archivbenutzung sowie in die Erschliessung und Vermittlung eingeführt.
Neben der Beschäftigung mit den Quellen stehen die Kenntnis spezifischer Hilfsmittel und Recherchemethoden im Vordergrund. Anhand theoretischer Texte und archivpraktischer Übungen wird in die Archivbenutzung sowie in die archivischen Kernaufgaben wie Überlieferungsbildung, Erschliessung und Vermittlung eingeführt. Dabei soll auch ein Einblick in die Zusammenarbeit von Bund und Kantonen im Bereich des Staatsschutzes vermittelt werden, die sich in der archivischen Überlieferung widerspiegelt.
Literatur Bericht des Regierungsrates über die Abwehr staatsfeindlicher Umtriebe in den Vorkriegs- und Kriegsjahren sowie die Säuberungsaktion nach Kriegsschluss. Dem Grossen Rat des Kantons Basel-Stadt vorgelegt am 4. Juli 1946 (Ratschlag 4254).
Schlussbericht der Prüfungskommission des Grossen Rates über die Wahrnehmung von Staatsschutzaufgaben im Kanton Basel-Stadt vom 21. Mai 1991 (Ratschlag 8262).
Keller, Andreas: Die Politische Polizei im Rahmen des schweizerischen Staatsschutzes, Basel/Frankfurt a. M. 1996.
Kreis, Georg (Hg.): Staatsschutz in der Schweiz. Die Entwicklung von 1935-1990. Eine multidisziplinäre Untersuchung im Auftrag des schweizerischen Bundesrates, Bern 1993
Kohler, Anton: Die Basler Fichenaffäre oder die verhinderte Diskussion über den Staatsschutz in der Demokratie, in: Basler Stadtbuch, 112 (1991), S. 67-71.
Aargau Grosser Rat, Bericht der parlamentarischen Untersuchungskommission zur Klärung der kantonalen Aktivitäten im Rahmen des Staatsschutzes, Oktober 1990.
Gautschi, Willi: Geschichte des Kantons Aargau 1885-1953, Kap. 31/32: Politische Säuberungen/Der Fall Hektor Ammann, S. 490-509, Baden 1978.
Gugerli, David / Mangold, Hannes: Ignoranz als Staatsschutz? Max Frisch, 1911-1991, Berlin 2015.

Archivkundliche Literatur (zusätzliche Fachliteratur wird in der Veranstaltung bekannt gegeben)

Burckhardt, Martin: Arbeiten im Archiv. Praktischer Leitfaden für Historiker und andere Nutzer, Paderborn 2006
Coutaz, Gilbert: Archivpraxis in der Schweiz. Practiques archivistiques en Suisse, Baden 2007
Beck, Friedrich, Henning, Eckart (Hg.): Die archivalischen Quellen. Mit einer Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften, 5. Auflage, Köln / Weimar / Wien 2012.
Bemerkungen Freitags 14:15 – 17:30, Blockveranstaltung, 14 tägig, Beginn 28.02.20 im Staatsarchiv Basel-Stadt (Vorlesungsraum) sowie Termine im Staatsarchiv des Kantons Aargau.

 

Teilnahmebedingungen Die maximale Teilnahme ist auf 20 Studierende begrenzt.
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Modul: Archive / Medien / Theorien (Bachelor Studienfach: Geschichte)
Modul: Praxis (Master Studiengang: Europäische Geschichte (Studienbeginn vor 01.08.2018))
Modul: Praxis (Master Studienfach: Geschichte)
Modul: Profil: Schweizer Geschichte (Master Studiengang: Europäische Geschichte (Studienbeginn vor 01.08.2018))
Modul: Transfer: Archivpraxis (Master Studiengang: Europäische Geschichte in globaler Perspektive )
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Departement Geschichte

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