Zur Merkliste hinzufügen
Zurück

 

57264-01 - Übung: Wem gehört die Stadt? Kulturgeschichte des Bodeneigentums und sozialräumliche Effekte der städtischen Eigentumsordnung 3 KP

Semester Frühjahrsemester 2020
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Jonas Aebi (jonas.aebi@unibas.ch)
Jacob Geuder (jacob.geuder@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Der Boden ist ein spezielles Gut: Er ist – neben Wasser und Luft – unsere Lebensgrundlage.
Gleichzeitig ist er beschränkt, unbeweglich und nicht vermehrbar. Wie der Mensch mit
«seinem» Boden umgeht, hat kulturanthropologisch gesehen eine ordnungsbildende
Funktion für Gemeinschaften und Gesellschaften. Lange Zeit und an vielen Orten wurde er als
etwas Göttliches gesehen und sein Gebrauch über religiöse Praktiken und Regeln geregelt.
Ebenfalls gab und gibt es viele Kulturen, in denen der Boden stets Gemeineigentum war. Im
europäischen Feudalismus wurde Bodenbesitz nach römischem Recht zur Quelle der Macht
des Adels. Nicht zuletzt war die Enteignung des adligen und katholischen Bodenbesitzes eine
der ersten Massnahmen der Französischen Revolution. Auch in England war die gewaltsame
Enteignung von Bauern von ihrem Boden – so beschreibt es Marx mit seiner sogenannten
ursprünglichen Akkumulation – die Grundlage für den Siegeszug des Kapitalismus. Im ersten
Teil der Übung werden wir uns deshalb mit einigen dieser kulturgeschichtlichen Etappen des
Bodeneigentums und den entsprechenden soziologischen Theorien auseinandersetzen.
In der heutigen Zeit ist die Frage besonders nach städtischem Bodeneigentum wieder
gesellschaftlich und politisch virulent. Vor und nach der Finanzkrise sind der städtische Boden
und das Wohnen zu wichtigen „Assets“ finanzmarktgetriebener Akkumulation geworden.
Folgen wie steigende Mietpreise, Gentrifizierung, Verdrängung oder Vertreibung führen
vermehrt zu sozialen Konflikten. David Madden und Peter Marcuse stellen fest, dass weltweit
heute mehr Menschen wegen wohnpolitsicher Verdrängung ihr Zuhause verlieren als wegen
Naturkatastrophen. In Berlin etwa organisieren sich Mieter*innen, welche mit der Kampagne
„Deutsche Wohnen & Co enteignen“ fordern, dass das Bundesland die grossen
Wohnungsunternehmen enteignet und ihre Berliner Wohnungen verstaatlicht. Auch in Basel
laufen politische Diskussionen, etwa um das Recht auf Wohnen, oder um die Frage, wem das
Entwicklungsareal KlybeckPlus gehört. Wem die Stadt gehört, ist auch eine Frage nach dem
Boden als sozialem, kulturellen und ökonomischen Gut.
Deshalb wollen wir im zweiten Teil der Übung diese Frage mit einem forschenden,
interdisziplinären Blick diskutieren: In Schweizer Städten und insbesondere in Basel haben sich
Debatten um den städtischen Boden und Immobilienbesitz in den letzten Jahren intensiviert.
Wir wollen untersuchen, wie die Eigentumsverhältnisse in unserer Stadt verteilt sind, wie sie
sich verändert haben, und mit welchen Praktiken verschiedene Eigentümer mit ihrem Besitz
umgehen. Dazu dient uns eine vom Verein Stadt für Alle gestartete Datenbank als
Ausgangspunkt, welche aktuelle Verschiebungen von Boden- und Immobilieneigentum sowie
laufende Baugesuche dokumentiert. Mithilfe verschiedener Methoden, die wir gemeinsam
diskutieren, werden wir kleine Untersuchungen zu den Prozessen auf dem Basler Boden- und
Immobilienmarkt durchführen.
Lernziele Die Studierenden können soziologische Theorien zum Bodeneigentum anwenden und in
historischen Phasen der Kulturgeschichte verorten.
Die Studierenden können mit einer Datenbank umgehen und dazu eigenständige Forschungen
zu Eigentumsverhältnissen in Basel durchführen.
Literatur Hans Bernoulli: Die Stadt und ihr Boden. Basel 1991 [1949].
- Kevin Cahill: Who Owns the World. New York 2010.
- Brigitta Gerber / Ulrich Kriese: Boden behalten – Stadt gestalten. Zürich 2019.
- David Harvey: The New Imperialism: Accumulation by Dispossession. In: The Socialist
Register 40 (2004): The New Imperial Challenge, S. 63–87.
- David Madden; Peter Marcuse: In Defense of Housing. London 2016.
- Karl Marx: Das Kapital. Band I. 24. Kapitel: Die sogenannte ursprüngliche
Akkumulation. MEW, Band 23, Berlin 1968.
Bemerkungen Weitere Dozierende: Luisa Gehringer

 

Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Modul: Fachkompetenz Globaler Wandel (Master Studienfach: Geographie)
Modul: Fields: Environment and Development (Master Studiengang: African Studies)
Modul: Fields: Governance and Politics (Master Studiengang: African Studies)
Modul: Methoden und Felder der Kulturanthropologie (Bachelor Studienfach: Kulturanthropologie)
Modul: Projects and Processes of Urbanization (Master Studiengang: Critical Urbanisms)
Modul: Research Lab Kulturanthropologie (Master Studienfach: Kulturanthropologie)
Modul: Transfer: Europa interdisziplinär (Master Studiengang: Europäische Geschichte in globaler Perspektive )
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Eigenes Forschungsprojekt in Gruppenarbeit und Präsentation der Ergebnisse.
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Urban Studies

Zurück