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58938-01 - Forschungsseminar: Natur schreiben? Dritte Natur in der literarischen Moderne 4 KP

Semester Herbstsemester 2020
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Rahel Villinger (rahel.villinger@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Der aus der englischsprachigen Literatur stammende Begriff des Nature Writing wird jüngst auch in der Germanistik diskutiert und auf deutschsprachige literarische Werke, v.a. der Gegenwartsliteratur bezogen. Nach einem Vorschlag von Jürgen Goldstein kann Nature Writing als „sprachgeleitete Schule der Aufmerksamkeit für Natur“ gefasst werden, eine Schule, in der Sprache der „Erscheinungsraum“ ist, der Natur – neu, von sich selbst her – „hervortreten“ lässt. Folgende notorisch schwierige Frage stellt sich vor dem Hintergrund dieser Bestimmung: Wie kann man Natur (be-)schreiben oder durch Sprache von sich selbst her zur Erscheinung bringen, wenn Natur doch herkömmlich verstanden gerade dasjenige ist, was nicht menschlich gemacht, also nicht Kultur, nicht Technik, nicht Kunst, nicht Sprache ist? Natur in diesem Sinne ist erste Natur; sie ist als das Andere alles menschlich Gemachten eine unbekannte und unverfügbare, sich dem Zugriff auch der menschlichen Sprache entziehende Größe. In diesem Zusammenhang wurde in jüngeren poetologischen Diskussion des Nature Writing der Begriff der „dritten Natur“ eingeführt, der kritisch reflektieren soll, dass Natur, die uns – in unserer menschlich geprägten Welt, vermittelt durch menschliche Wahrnehmung und Sprache – begegnet, immer schon eine Verbindung oder Vermittlung von (erster) Natur und ihren kulturellen Veränderungen, künstlerischen Darstellungen und/oder technischen Ergänzungen ist.
Das Forschungsseminar wendet sich vor diesem Hintergrund der literarischen Moderne zu, die die Untrennbarkeit von (erster, zweiter und dritter) Natur und Kunst und ihre verschiedenen dialektischen Verbindungen intensiv reflektiert hat. Zentrale Grundannahmen und Grundbegriffe der modernen ästhetischen und poetologischen Tradition spielen in der gegenwärtigen theoretischen Diskussion um den Begriff des ‚Nature Writing‘ eine Rolle, oft jedoch ohne dass sie als solche expliziert würden. Behandelt werden Grundlagentexte der Ästhetik des Naturschönen (u.a. Kant, Schiller, Kleist) und ihre Wiederaufnahmen im 20. Jahrhundert (u.a. bei Valéry, Benjamin, Blumenberg, Merleau-Ponty, Adorno) sowie ausgewählte literarische Werke von AutorInnen wie R.M. Rilke, Else Lasker-Schüler, Robert Walser, Robert Musil, Virginia Woolf und anderen, in denen Natur als eine nicht oder zumindest nicht restlos vom Menschen beherrschte, unkontrollierte, eigengesetzliche, sich entziehende oder widersetzende Größe, als unverfügbares Schönes, als Utopie, als Bild, als Verfall und Tod, als poetische und geschichtliche Kraft u.v.m. zur Sprache kommt. Daran anschließende Fragen sind: Inwiefern reflektiert und charakterisiert sich die Sprachkunst der emphatischen Moderne gerade dadurch, dass sie Natur Sprache oder Bild werden lässt? Was heißt „Natur“ in diesem Fall? Wie artikuliert und verhandelt Literatur das oben beschriebene aporetische Verhältnis von Natur und Kunst? Und wie verändert Natur dadurch umgekehrt lyrische, dramatische und erzählerische Formen? Was für ein Natur-Wissen (welche andere Form von Natur-Wissen) verbirgt sich demnach in der Literatur?
Literatur Einige Ausgaben literarischer Werke werden zu Beginn des Semesters zur Anschaffung empfohlen. Sämtliche weiteren Texte und Materialien werden auf ADAM bereitgestellt.
Bemerkungen Das Forschungsseminar setzt die Bereitschaft zu intensiver Auseinandersetzung mit schwierigen theoretischen und literarischen Texten voraus.
Das Seminarformat kombiniert Online-Präsenzveranstaltungen mit begleitetem Selbststudium (Blended Learning); daraus ergeben sich ggf. Änderungen der angegebenen Leistungsüberprüfung

 

Teilnahmebedingungen gemäß Studienordnung
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien Online-Veranstaltung
HörerInnen willkommen

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Doktorat Allgemeine Literaturwissenschaft: Empfehlungen (Promotionsfach: Allgemeine Literaturwissenschaft)
Doktorat Deutsche Literaturwissenschaft: Empfehlungen (Promotionsfach: Deutsche Literaturwissenschaft)
Modul: Deutsche Literaturwissenschaft: Forschungsorientiertes Studium (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft)
Modul: Deutsche Literaturwissenschaft: Grundwissen Master (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Französistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Slavistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Nordistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Hispanistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Deutsche Philologie)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Latinistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Englisch)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Italianistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft)
Modul: Kulturtechnische Dimensionen (Master Studiengang: Kulturtechniken)
Modul: Literatur- und kulturwissenschaftliche Forschung (Master Studiengang: Literaturwissenschaft)
Modul: Literaturtheorie (Master Studiengang: Literaturwissenschaft)
Modul: Neuere deutsche Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Deutsche Philologie)
Wahlbereich Master Deutsche Philologie: Empfehlungen (Master Studienfach: Deutsche Philologie)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Regelmäßige Teilnahme (max. 2 Absenzen), Übernahme von kleinen Arbeitsaufträgen (individuell oder in Gruppe), 5-7 seitiger Essay
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft

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