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59853-01 - Seminar: Vergangenheitsbewältigung im Spannungsfeld zwischen Recht und Politik. Beispiele aus Lateinamerika und Ost- und Südafrika 3 KP

Semester Herbstsemester 2020
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Claudia Josi (claudia.josi@unibas.ch)
Ulrike Lühe (ulrike.luehe@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Dieser Kurs führt Studierende in die Forschung zu Vergangenheitsbewältigung / transitional justice, und deren politischen und juristischen Herausforderungen, ein.
Vergangenheitsbewältigung (in der englisch sprachigen Literatur meistens «transitional justice» oder «Dealing with the Past» genannt) ist ein zunehmend relevanter Ansatz und Diskurs in post-Konflikt und post-autoritären Gesellschaften. Es wird jedoch vermehrt auch in etablierten Demokratien und Konfliktländern ohne bedeutsamen Transitionsprozess eingesetzt, um Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen der Vergangenheit zu verarbeiten und überwinden. Vergangenheitsbewältigung setzt sich zum Ziel, durch die Aufarbeitung der Vergangenheit zur Versöhnung der Gesellschaft und dem Aufbau einer rechtstaatlichen Staatsform beizutragen. Zentrale Elemente sind die Suche nach der Wahrheit, die Bestrafung der Täter, die Wiedergutmachung der Opfer, sowie institutionelle Reformen, die darauf abzielen, Staatstrukturen so zu verändern, dass sich die vergangenen Verbrechen nicht wiederholen.
Vergangenheitsbewältigung hat einen Zusammenhang zu internationalem Recht, insbesondere Internationales Recht der Menschenrechte und Internationales Strafrecht, sowie zu Theorien der Staaten- und Regierungsbildung, Demokratieförderung, und gesellschaftlichen und psychologischen Prozessen wie Versöhnung. In diesem Seminar werden wir Vergangenheitsbewältigung im Spannungsfeld zwischen Rechten und Politik untersuchen. Wir diskutieren u.a. Fragen rund um die rechtliche Grundlage und deren Anwendung, z.B. im Internationalen Strafgerichtshof, sowie in regionalen, internationalen, nationalen und hybriden Gerichten, in Wahrheitskommissionen, sowie anderen Prozessen.
Anhand von Beispielen aus Sierra Leone, Kenya, Uganda, Südafrika sowie Kolumbien, Peru und Argentinien fokussiert sich die Diskussion auf die schwierige Balance zwischen den rechtlichen Verpflichtungen und den Herausforderungen fragiler Friedensprozesse. Die politischen Dimensionen und Herausforderungen juristischer und eher sozial-politisch ausgerichteter Vergangenheitsbewältigungsprozesse, einschliesslich der international und innerstaatlichen politischen Einflüsse, aber auch der machtpolitischen Manipulation solcher Prozessen stehen im Mittelpunkt.
Wir werden z.B. folgende Fragen diskutieren: Was sind die internationalen rechtlichen Grundlagen von transitional justice? Wie wurden diese verhandelt? Wie wird entschieden welche rechtlichen Grundlagen und Prozesse angewendet werdenund wer entscheidet dies? Wie können Frieden und Gerechtigkeit miteinander vereinbart werden? Welches sind die besonderen Herausforderungen, Regierungschefs juristisch zu Verantwortung zu ziehen? Wie werden Vergangenheitsprozesse von verschiedenen Akteuren manipuliert und was hat dies für Auswirkungen? Wie erfolgreich sind rechtliche Prozesse in der Realisierung von Vergangenheitsbewältigung? Wie verhält sich Vergangenheitsbewältigung zu peacebuilding?
Lernziele Die Studierenden erlangen wichtige Kenntnisse der Grundlagen und Konzepte der Vergangenheitsbewältigung als rechtliche und politische Prozesse im Bereich der Friedenspolitik. Anhand historischer und aktueller Beispiele und Debatten werden sie eingeführt in die Analyse entsprechender Prozesse. Die Studierenden verstehen das komplexe Verhältnis zwischen Recht und Politik, Frieden und Gerechtigkeit im Kontext von post-Konflikt und post-autoritären Regimen. Im Laufe des Kurses werden sie ausserdem an relevante wissenschaftliche Debatten im Feld herangeführt und können ihre empirisch-analytischen Forschungkenntnisse erweitern.
Schliesslich lernen sie eine gut strukturierte Präsentation zu halten und konstruktives Feedback zu Präsentationen anderer zu geben; sowie wissenschaftliche Argumente schriftlich zu formulieren.
Literatur Clark, Phil (2018): Distant Justice. The Impact of the International Criminal Court on African Politics. New York: Cambridge University Press.
Hayner, Priscilla B. (2011): Unspeakable Truths. Transitional Justice and the Challenge of Truth Commissions. 2. ed. New York, NY: Routledge.
Lowenthal, Abraham; Bitar, Sergio (2015) For Authoritarian Rule Toward Democratic Governance. Learning From Political Leaders. Stockholm: International IDEA.
Okello, Moses Chrispus; Dolan, Chris; Whande, Undine; Mncwabe, Nokukhanya; Onegi, Lewis; Oola, Stephen (Eds.) (2012): Where Law Meets Reality. Forging African Transitional Justice. Cape Town, Dakar, Nairobi, Oxford: Pambazuka Press.
Reiger, Caitlin; Lutz, Ellen L. (Eds.) (2009): Prosecuting Heads of State. Cambridge: Cambridge University Press.
Bemerkungen Achtung:
Alle Seminare im Fach Politikwissenschaft werden benotet.
Notenskala 6.0 bis 1.0, wobei 4.0 genügend (Bestanden) ist.
Die Teilnehmerzahl ist aus Gründen der Qualitätssicherung der Lehre auf 30 beschränkt. Bei Überbuchung haben Studierende der Politikwissenschaft Vorrang. Selektion nach Belegungsdatum.

 

Teilnahmebedingungen Die Teilnehmerzahl ist aus Gründen der Qualitätssicherung der Lehre auf 30 beschränkt. Bei Überbuchung haben Studierende der Politikwissenschaft Vorrang. Selektion nach Belegungsdatum.
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Modul: Regionaler Fokus B.A. (Bachelor Studienfach: Politikwissenschaft)
Modul: Sachthemen der Ethnologie (Bachelor Studienfach: Ethnologie)
Modul: Vertiefung Politikwissenschaft B.A. (Bachelor Studienfach: Politikwissenschaft)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Die Teilnahme am Kurs erfordert die wöchentliche Vorbereitung der Pflichtlektüre, die aktive Teilnahme am Seminar, sowie ein Kurzreferat zu einem selbst gewählten Thema, und am Ende eine schriftliche Arbeit / Essay.
Da die meisten Pflichttexte in englischer Sprache verfasst sind, sind gute Sprachkenntnisse erforderlich.
Achtung:
Alle Seminare im Fach Politikwissenschaft werden benotet.
Notenskala 6.0 bis 1.0, wobei 4.0 genügend (Bestanden) ist.

An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala 1-6 0,5
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Politikwissenschaft

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