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60434-01 - Proseminar: Geschichte(n) erzählen - Interdependenzen von Literatur und Geschichtsschreibung im literarischen Werk Alexander Kluges 3 KP

Semester Frühjahrsemester 2021
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Karl Clemens Kübler (kc.kuebler@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt In den vergangenen Jahren wurde in einer Vielzahl von wissenschaftlichen Disziplinen die Bedeutung von Erzählstrukturen für die Fixierung und Vermittlung von Wissen erkannt und die Untersuchung dieser Erzählstrukturen für die jeweiligen Forschungs- und Reflexionsbereiche fruchtbar gemacht. Das Erzählen wird seither auch ausserhalb seines angestammten Bereichs – der Literatur und der Literaturwissenschaft – als eine allgemeine Kulturtechnik der verknüpfenden Darstellung in Sprache wahrgenommen und untersucht. Wer erzählt, bringt ein Vergangenes in eine sprachlich verfasste Sinnordnung, in der zeitliche Verläufe und kausale Beziehungen abgebildet werden. Als besondere Beziehung muss dabei das Verhältnis von Literatur zu Geschichtsschreibung gelten, da sich im Umgang mit konkreten historischen Begebenheiten zeigt, dass sowohl die Anordnung und Vermittlung historischer Fakten in wissenschaftlichem Rahmen, wie auch ihre fiktionale Behandlung im Rahmen der Literatur auf Erzählung angewiesen sind. Sowohl die quellenorientierte Historiographie wie auch die fiktionale Literatur können schließlich Erzählungen hervorbringen, wenngleich diese unterschiedliche epistemische Ansprüche verfolgen.
Das Proseminar will sich dieser Problematik widmen und soll um die Frage kreisen, inwiefern Geschichte, Geschichten und das Erzählen zusammenhängen. Dafür werden wir literarische Texte aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts lesen, die konkrete historische Begebenheiten erzählerisch auf- und umarbeiten, und anhand dieser erörtern, wie die Erzählungen verfahren, welche Rolle den Erzählinstanzen zukommt und welchen Erkenntnishorizont eine Geschichtserzählung haben kann. Im Zentrum sollen dabei die Kurzgeschichten des Regisseurs, Juristen, Schriftstellers und Medienunternehmers Alexander Kluge stehen. In Kluges Werk finden sich formal und perspektivisch vielgestaltige Zugriffe auf Episoden der deutschen sowie internationalen Geschichte, wodurch das Projekt der Geschichtsschreibung als solches problematisiert und die Möglichkeit historischer Erfahrung hinterfragt wird. Daneben sollen zur Thematik auch Auszüge aus Texten von Zeitgenoss*innen und Kollaborationspartner*innen Kluges, wie Ruth Klüger, Hans Magnus Enzensberger, Swetlana Alexijewitsch und Judith Schalansky gelesen werden und in die Betrachtung einfliessen.
Lernziele Explizites Lernziel dieses Seminars ist das Erlernen von spezifischen Arbeitstechniken wie theorie- und methodengeleitetes Interpretieren, Recherchieren, Bibliographieren, Zitieren, die Thesenfindung und -formulierung, Argumentation sowie das Einüben in die schriftliche und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Primärtexten der deutschen Gegenwartsliteratur. Das Seminar soll darüber hinaus in die grundlegenden Prinzipien und Vorgehensweisen der Erzähltextanalyse einführen und die bereits erlernten methodischen Kenntnisse der Teilnehmenden erweitern. Die Teilnehmenden sollen dazu angeleitet werden, ein eigenes Problembewusstsein für die Interdependenzen von Geschichtsschreibung und der literarischen Verarbeitung historischer Stoffe zu entwickeln.
Literatur Semesterliteratur:

Alexander Kluge: Luftangriff auf Halberstadt am 8. April 1945. Frankfurt am Main, 2008 [1977]
Alexander Kluge: Lebensläufe. Stuttgart, 1962
Alexander Kluge: Schlachtbeschreibung. Frankfurt am Main, 1964

Ruth Klüger: Gelesene Wirklichkeit. Göttingen, 2008
Hans Magnus Enzensberger: Der kurze Sommer der Anarchie. Buenaventura Durrutis Leben und Tod. Frankfurt am Main, 1972
Swetlana Alexijewitsch: Der Krieg hat kein weibliches Gesicht. München, 2013 [1987]
Judith Schalansky: Verzeichnis einiger Verluste. Berlin, 2018

Allgemeine Lektüreempfehlungen:

Aristoteles: Poetik, übersetzt v. Arbogast Schmitt. Hrsg. v. Hellmut Flashar. Berlin, 2008. Kapitel 1 – 9
Albrecht Koschorke: Wahrheit und Erfindung. Grundzüge einer Allgemeinen Erzähltheorie. Frankfurt/Main, 2013
Reinhart Koselleck: Fiktion und geschichtliche Wirklichkeit. In: Zeitschrift für Ideengeschichte, 3/2007. S. 39 – 54
Dirk van Laak: Jenseits der Erzählung. Die Frage nach der Form in Literatur und Geschichte. In: Neue Rundschau, 129/2018. S. 8 – 18
Silke Lahn / Jan Christoph Meister: Einführung in die Erzähltextanalyse. Stuttgart, 2016
Hayden White: Literaturtheorie und Geschichtsschreibung. In: Herta Nagl-Docekal (Hrsg.): Der Sinn des Historischen. Frankfurt/Main, 1996. S. 67 – 107
Bemerkungen Zoom ID: 937 5469 9421

 

Teilnahmebedingungen Abgeschlossenes Proseminar 1
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum
wöchentlich Mittwoch 16.15-18.00 - Online Präsenz -

Einzeltermine

Datum Zeit Raum
Mittwoch 03.03.2021 16.15-18.00 Uhr - Online Präsenz -, --
Mittwoch 10.03.2021 16.15-18.00 Uhr - Online Präsenz -, --
Mittwoch 17.03.2021 16.15-18.00 Uhr - Online Präsenz -, --
Mittwoch 24.03.2021 16.15-18.00 Uhr - Online Präsenz -, --
Mittwoch 31.03.2021 16.15-18.00 Uhr - Online Präsenz -, --
Mittwoch 07.04.2021 16.15-18.00 Uhr - Online Präsenz -, --
Mittwoch 14.04.2021 16.15-18.00 Uhr - Online Präsenz -, --
Mittwoch 21.04.2021 16.15-18.00 Uhr - Online Präsenz -, --
Mittwoch 28.04.2021 16.15-18.00 Uhr - Online Präsenz -, --
Mittwoch 05.05.2021 16.15-18.00 Uhr - Online Präsenz -, --
Mittwoch 12.05.2021 16.15-18.00 Uhr - Online Präsenz -, --
Mittwoch 19.05.2021 16.15-18.00 Uhr - Online Präsenz -, --
Mittwoch 26.05.2021 16.15-18.00 Uhr - Online Präsenz -, --
Mittwoch 02.06.2021 16.15-18.00 Uhr - Online Präsenz -, --
Module Modul: Grundstudium Neuere deutsche Literaturwissenschaft (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Um die Teilnehmenden besser einbeziehen zu können und die Diskussion über die Texte anzuregen, sind die Teilnehmenden dazu angehalten, vor jeder Seminarsitzung ein sog. „Reaktionspapier“ per E-Mail einzureichen, in welchem sie kurz (im Umfang von einer halben bis einer Seite) ihre Lektüreeindrücke und Fragen zum jeweiligen Text ausformulieren. Auf diese Weise kann in jeder Sitzung die Diskussion der Texte anhand der vorliegenden Beobachtungen der Teilnehmenden angeleitet werden. Diese Form der Mitarbeit der Teilnehmenden soll in diesem Seminar die bislang übliche Praxis der Kurzreferate ersetzen. Die Ausfertigung von Reaktionspapieren soll auch die Themenfindung und die Ausarbeitung einer Fragestellung für die abschliessende Proseminararbeit erleichtern.
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft

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