Semester | Frühjahrsemester 2021 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Matthias Wittmann (matthias.wittmann@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Die Schaffung einer global verständlichen, ›vollkommenen Sprache‹ (Umberto Eco) gehört zu den großen Utopien der Mediengeschichte. ›Words divide, pictures unite‹ lautete das Motto des Wiener Philosophen, Bildpädagogen und Ökonomen Otto Neurath, der in der Zwischenkriegszeit des 20. Jahrhunderts mit seiner Bilderschrift, dem ISOTYPE (International System of Typographic Picture Education) versuchte, die gesamte Gesellschaft visuell zu alphabetisieren. Kinder sollten das System aus Piktogrammen früh lernen, um die Welt besser zu verstehen. Im frühen 20. Jahrhundert, vor dem Hintergrund medialer Beschleunigung, zunehmender Unübersichtlichkeit, Globalisierung und Kolonialismus erlebte die (trans-)kulturelle und (trans-)nationale Kommunikation einen Visualisierungsschub: Man suchte nach »Bausteinen einer globalen Sprache« (Jacobs/Rössler), nach Weltsprachen und Bildschriften, visuellen Aufklärungs- und Regierungstechniken, Infographiken und Schrift-Bild-Kombinationen. Soziale Relationen wurden in zunehmendem Masse als Gegenstand einer visuellen Konstruktion begriffen. Auch vom ›Kino-Auge‹ (Vertov) versprach man sich ein neues visuelles Zeichensystem, eine Universalsprache, die ohne gesprochenes Wort, einzig mit Gesten und Gesichtsoberflächen dem schriftkulturell verschütteten Menschen zu einer neuen Sichtbarkeit (Béla Balázs) verhelfen würde. So humanistisch, aufklärerisch und sozialpädagogisch Neuraths Plädoyer für das einfache, klare Bild als Medium einer klassen- und kulturenübergreifenden Bildersprache auch gedacht war, es führt uns aus globalisierungs- wie repräsentationskritischer Perspektive mitten hinein in einen ganzen Komplex aus Zwickmühlen, Sackgassen und Dilemmata. Entlang der Bilderschriften lässt sich nicht nur eine Geschichte medialer Utopien und universal angedachter Zeichensystemen rekonstruieren, sondern auch eine Geschichte der sozio-kulturellen Exklusionen, der Regierungstechniken, Machtverhältnisse und Stereotypisierungen. Das Seminar nimmt den Visualisierungsschub um 1930 zum Ausgangspunkt, um von dort verschiedenen utopischen Implikationen und realen Verkomplikationen einer Geschichte des Piktogramms nachzugehen: Es wird um den Traum von Eindeutigkeit und die Realität der Vieldeutigkeit (Ambiguität) gehen, um Hieroglyphen, Kalligramme und Schrift-Bild-Verhältnisse, um Literatur, Film und visuelle Zeichensysteme der Avantgarden, um Isotype und Emojis, Meme und Unisextoiletten, um pandemisches Krisenmanagement, Kolonialgeschichte, Handelssprachen und Versuche der visuellen Kommunikation mit Außerirdischen. |
Teilnahmebedingungen | Für Masterstudierende und fortgeschrittene Bachelorstudierende der Medienwissenschaft mit abgeschlossenem Basisstudium AES (Nachweis von bestandener Einführungsvorlesung und Proseminar im Modul sowie einer obligatorischen Proseminararbeit). |
Anmeldung zur Lehrveranstaltung | Anmeldung über MOnA notwendig (services.unibas.ch). |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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wöchentlich | Mittwoch | 12.15-14.00 |
Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.
Module |
Modul: Aufbaustudium Medienästhetik (Bachelor Studienfach: Medienwissenschaft) Modul: Forschungsorientiertes Studium (Master Studienfach: Medienwissenschaft) Modul: Materialitäten (Master Studiengang: Kulturtechniken) Modul: Medienästhetik MA (Master Studienfach: Medienwissenschaft) |
Leistungsüberprüfung | Lehrveranst.-begleitend |
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Wiederholtes Belegen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Medienwissenschaft |