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Semester | Frühjahrsemester 2021 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Jens Loescher (jens.loescher@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Der Museumsbetrieb hält sich traditionell fern der großen Theorien. Eine Ausnahme bilden die Material Culture Studies, die insbesondere in Großbritannien und Deutschland Fuß gefasst haben (Dan Hicks, John Robb). Hier geht es um die Eigenwertigkeit (musealer) Objekte, sei diese kognitiver oder epistemischer Art wie in naturwissenschaftlichen Experimenten, sei sie historischen Kontextes wie in 'mehrschichtigen' Objektbiographien oder -itineraren, sei sie Teil einer handlungsbefähigten agency, die dem betrachtenden und operierenden Subjekt zur Seite tritt. Kurz gesagt: Die Material Culture Studies unternehmen es, Benjamins Begriff der Aura wissenschaftshistorisch und kulturwissenschaftlich 'vom Kopf auf die Füße' zu stellen. Es sei die Aufgabe der Digital Humanities - so der Doyen Willard McCarty - , möglichst viele Theorien und Methoden der Geisteswissenschaften digital zu denken, also: mit dem know how der Programmierung (einschließlich 'Paratexte'), der 'Architekturen' (System, Netzwerk, Infrastruktur), des (semantischen) Netzes und des digitalen Wissens an die Fragen und Problemstellungen der 'Alten' zu gehen. Keine 'Querelle des Anciens et des Modernes' lag und liegt McCarty am Herzen, sondern ein sorgfältiges und reflektiertes 'Umdenken' der großen Paradigmen. Umgekehrt soll diese digital informierte Theorie mittlerer Reichweite, so McCarty, den methodischen gap zwischen EntwicklerInnen und GeisteswissenschaftlerInnen überbrücken und insbesondere die fehlende epistemische Tiefe vieler Werkzeuge angehen helfen. Es bietet nun besonderen Reiz, beide Theorien an der Praxis zu erproben. Wie können Eigenschaften von Objektbiographien in Metadaten gebracht, wie können sie vermittels 'semantischen' mark-ups kodiert werden? Komplementieren oder komplettieren 3D-Modelle das Objekt? Wie müsste eine (digitale) Ontologie beschaffen sein, die die kognitive oder historische Eigenwertigkeit musealer Objekte fokussiert? Ist etwa eine 'Taxonomie' naturwissenschaftlicher Instrumente denkbar? Wie lässt sich geisteswissenschaftliches Wissen in Wissensbasen oder Kulturplattformen modellieren? Wie lässt es sich finden? Insbesondere: wie offen und 'lernend' sollen Suchanfragen prozessiert werden, wollen wir 'glückliche Funde' oder kontrollierte? Und vieles andere mehr. In diesem Seminar werden wir auf bewährte Art einige Sitzungen dem Input widmen. Insbesondere haben sich Willard McCarty, John Robb und Paul Spies großzügig bereiterklärt, uns Rede und Antwort zu stehen. Sodann werden wir uns einem der genannten Aspekte zuwenden und einen Prototypen in Projektarbeit entwickeln, wobei wir uns sowohl am 'Design' der Lösung als auch an der technischen Implementierung abarbeiten werden. Das Schweizerische Nationalmuseum und das Museum für Kommunikation Bern haben erfreulicherweise Kooperationen zugesagt. Lehrveranstaltungstermine (jeweils 14:00 bis 18:00 Uhr) 1. 8. März 2021: Ortstermin Zürich (Ausstellung Schweizer Geschichte, Studienzentrum) 2. 22. März 2021: Digitale Seminarsitzung Theorien/Texte. Input/panel discussion Willard McCarty, John Robb, Paul Spies (digital). 3. 12. April 2021: Ortstermin Affoltern bei Zürich (Sammlungszentrum) 4. 26. April 2021: Ortstermin Schwarzenburg bei Bern (Depot MfK). Input Juri Jaquemet 5. 10. Mai 2021: Ortstermin Zürich oder Universität Basel. Projektarbeit 6. 17. Mai 2021: Universität Basel. Projektarbeit 7. 31. Mai Universität Basel. Präsentation Für den Input: Prof. emeritus Willard McCarty, King’s College London Prof. John E. Robb, Department of Archaeology, Cambridge University Paul Spies, Vorstand und Direktor des Stadtmuseums Berlin sowie Chef-Kurator des Landes Berlin im Humboldt Forum |
Lernziele | Die Studierenden kennen den aktuellen Arbeitsstand in den genannten Theorien. Die Studierenden überblicken das vielgestaltige Arbeitsfeld Digitalisierung in Museen. Sie spezialisieren sich auf einen Aspekt dieses Arbeitsfeldes. Die Studierenden können die gewonnenen Kenntnisse praxisrelevant einsetzen, etwa beim Erstellen von Objektbiographien. Die Studierenden lernen grundlegende Methoden (digitaler) Dokumentation, Archivierung und Ausstellung von Objekten kennen. Die Studierenden wenden die Methode des Design Thinking an und dokumentieren den Verlauf der Projektarbeit. |
Literatur | Hahn, Hans Peter/Hadas Weiss (Hg): “Mobility, Meaning, and Transformation of Things. Shifting contexts of Material Culture through Time and Space”, Oxford: Oxford University Press, 2013. Hicks, Dan/Mary C. Beaudry (Hg): “The Oxford Handbook of Material Culture Studies”, Oxford: OUP, 2010. Loescher, Jens: „Die Krise der Germanistik gibt den Auftakt für die Digital Humanities“. Der Tagesspiegel 1.5. 2017. Loescher, Jens: „Die neuen Gelehrten des Netzes“, Der Tagesspiegel, 16.5. 2018. Loescher, Jens: „Distant listening“. Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Bd. 72, 2018. McCarty, Willard: “Attending from and to the machine”, Inaugural lecture, King’s College London, 2 February 2009. http://www.mccarty.org.uk/essays/McCarty,%20Inaugural.pdf McCarty, Willard: "Modelling the actual, simulating the possible". In: The Shape of Data in Digital Humanities: Modeling Texts and Text-based Materials, ed. Julia Flanders and Fotis Jannidis. London: Routledge, 2018. McCarty, Willard: "As perceived, not as known: Computational enquiry, experimental science and divination". Science in the Forest, Science in the Past II, ed. Willard McCarty, Geoffrey E. R. Lloyd and Aparecida Vilaça. Special issue of Interdisciplinary Science Reviews 46.1, 2011. Pickering, Andrew: „The Robustness of Science and the Dance of Agency“, in : L. Soler, E. Trizio, T. Nickles and W. Wimsatt (eds.): „Characterizing the Robustness of Science: After the Practice Turn in Philosophy of Science“, Dordrecht: Springer, 2012, pp. 317-327. Plattner, Hasso/Christoph Meinel/Larry Leifer (Hg): "Design Thinking Research. Building Innovators", Cham/Heidelberg/New York/Dordrecht/London: Springer, 2015. John Robb: “What Do Things Want? Object Design as a Middle Range Theory of Material Culture”, Archeological Papers of the American Anthropological Association, vol. 26, pp.166-180, 2015. DOI: 10.1111/apaa.1206 |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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14-täglich | Montag | 14.15-18.00 | - Online Präsenz - |
Datum | Zeit | Raum |
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Montag 08.03.2021 | 14.15-18.00 Uhr | --, -- |
Montag 22.03.2021 | 14.15-18.00 Uhr | --, -- |
Montag 05.04.2021 | 14.15-18.00 Uhr | Ostern |
Montag 19.04.2021 | 14.15-18.00 Uhr | --, -- |
Montag 03.05.2021 | 14.15-18.00 Uhr | --, -- |
Montag 17.05.2021 | 14.15-18.00 Uhr | --, -- |
Montag 31.05.2021 | 14.15-18.00 Uhr | --, -- |
Module |
Modul: Digital Humanities, Culture and Society (Master Studienfach: Digital Humanities) |
Leistungsüberprüfung | Lehrveranst.-begleitend |
Hinweise zur Leistungsüberprüfung | Prototyp, Dokumentation der Projektarbeit |
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Wiederholtes Belegen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Digital Humanities Lab |