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Semester | Herbstsemester 2023 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Walter Leimgruber (walter.leimgruber@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Eine interdisziplinäre Ringvorlesung der Universität Basel und der Berner Fachhochschule Wie haben die Menschen in der Schweiz im Laufe der Zeit gewohnt, gelebt und gearbeitet? Die Veränderungen der Wohn-, Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Schweiz werden in dieser interdisziplinären Vorlesung einerseits exemplarisch an der Geschichte einzelner Häuser und ihrer Bewohner:innen vorgestellt, andererseits in grössere Kontexte der Bauprozesse, der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung und der Ökologie eingebettet. Die interdisziplinäre Vorlesung fragt nach den Wechselwirkungen von Mensch, Bau-, Wohn- und Arbeitskultur, Natur und Lebensweise und präsentiert bau- und architekturhistorische, sozial- und wirtschaftsgeschichtliche, kulturanthropologische und ökologische Perspektiven. 21.9. Linda Imhof, lic. phil., studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Mittelalterarchäologie. Sie arbeitet im Bereich Denkmalpflege und Archäologie und war in verschiedenen Museen tätig, zuletzt als Kuratorin der textilen Sammlung im Freilichtmuseum Ballenberg. Aktuell ist sie Doktorandin im Forschungsprojekt «Mensch und Haus. Wohnen, Bauen und Wirtschaften in der ländlichen Schweiz» sowie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt «Holzbaukultur» an der Berner Fachhochschule. Von 200 bis 2’396 Meter über Meer: Wohnen, Bauen und Wirtschaften am Rand der Tessiner Magadinoebene zwischen 1850 und 1960 Das Dorf Cugnasco liegt zwischen Bergen und Ebene in einer vielfältigen Landschaft. Bis weit ins 20. Jahrhundert lebte der grösste Teil seiner Bevölkerung von der Landwirtschaft. Dabei spielten Rebbau, Alpwirtschaft und Kastanienkultur eine grosse Rolle. Die Bewirtschaftung von Feldern, Wiesen und Weiden erforderte ein ständiges Unterwegssein und führte zum Bau verschiedenster Wohn- und Nutzbauten. «Wohnen» fand daher an unterschiedlichen Orten und auf vielfältige Weise statt. Am Beispiel von zwei Zweigen der Familie Giulieri und dem Schicksal der mit ihnen verbundenen Bauten und Ländereien werden Praktiken und Verwobenheiten rund um das Wirtschaften, Wohnen und Bauen verfolgt. 28.9. Marion Sauter, Dr.-Ing., MA, ist Professorin für Kulturtheorie an der Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau in Burgdorf. Sie studierte Architektur, Kunstgeschichte und Soziologie und beschäftigt sich seit vielen Jahren neben der architekturhistorischen Lehre mit der ländlichen Baukultur der Schweiz: für den Kanton Uri im Rahmen der «Kunstdenkmälerreihe» und für das Freilichtmuseum Ballenberg. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die Verkehrsgeschichte. Kartografie – Eine Quelle für die Kultur- und Sozialforschung? Im 19. Jahrhundert wurden die meisten Saumpfade fahrbar gemacht, es entstanden zahlreiche neue Pass- und Landstrassen. Der Konzeption der Streckenführung lagen umfassende topografische Aufnahmen zugrunde. Um das erforderliche Bauland erwerben zu können, mussten auch die jeweiligen Anrainer und die den Quadratmeterpreis bestimmende Nutzung dokumentiert werden. Damit liegen im übersichtlichen Massstab von 1:1000 einzigartige Informationen über die Kulturlandschaft ganzer Talschaften vor. Anhand von Beispielen wie der Klausenstrasse wird versucht, die Kartografie als Quelle für die Kultur- und Sozialforschung zu erschliessen. 5.10. Stefan Kunz, Architekt MA FHZ SIA, studierte Architektur und forscht an der Berner Fachhochschule und der Hochschule Luzern im Bereich integraler Raumentwicklung und baukultureller Fragestellungen. Er ist Doktorand im Forschungsprojekt «Mensch und Haus. Wohnen, Bauen und Wirtschaften in der ländlichen Schweiz». Das schönste Nebenstübli der Welt. Bedeutungswandel eines Bauernhauses und der Landschaft Adelboden Das Bauernhaus aus Adelboden im Schweizerischen Freilichtmuseum Ballenberg hat eine vielfältige Geschichte hinter sich. Bevor man es 1967 translozierte, stand es rund 250 Jahre im heute weltbekannten Tourismusort. In diesem alpinen Kontext spielten die Entwicklungen in der Landwirtschaft und im Fremdenverkehr eine entscheidende Rolle für den Wandel der Landschaft und deren Wahrnehmung. Auch das erwähnte Haus und seinen Nutzenden konnten sich den damit einhergehenden Veränderungen nicht entziehen. Stefan Kunz untersucht den Bedeutungswandel des Bauernhauses und der Landschaft in der Zeitspanne vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. 12.10. Martin Stuber, Dr. phil., ist Senior Scientist am Historischen Institut der Universität Bern, Leiter der Daten- und Editionsplattform hallerNet und Co-Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für ländliche Geschichte. Er erforscht die kollektiven Naturalressourcen vom Spätmittelalter bis heute sowie die Wissens- und Kommunikationsgeschichte der Ökonomischen Aufklärung zwischen 1750 und 1850. Der Wald im ländlichen Haushalt. Eine Kollektivressource in der Longue durée Der Wald ist mit der Geschichte des ländlichen Wohnens, Bauens und Wirtschaftens eng verflochten. Vom Spätmittelalter bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war er die zentrale Ressource für den ländlichen Haushalt. Hausbau und Bedachung, Möbel und Werkzeuge, Heizen und Kochen, aber auch die Bettunterlage, das Hausmetzgen sowie die Versorgung mit Beeren und Milch waren von dieser meist kollektiv regulierten Ressource abhängig. Anhand von Beispielen wird die Vielfalt dieser Nutzungsformen und deren Regulierung durch lokale Selbstverwaltung gezeigt. In der Langzeitperspektive erkennt man dabei eine dynamische Entwicklung, die uns in der aktuellen Diskussion über die globalen Nachhaltigkeitsziele inspirieren kann. 19.10. Sandro Guzzi-Heeb, PD Dr., ist Privatdozent und Maître d’enseignement et de recherche für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Lausanne. Er war an einem SNF-Sinergia-Projekt zum Thema «Doing House and Family» beteiligt und hat in den letzten Jahren v. a. zur Geschichte der Sexualität und der Familie geforscht und publiziert. Intimität als soziale Abgrenzung. Wohnen, haushalten und lieben zwischen Ancien Régime und Neuzeit (1750–1850) Das 18. Jahrhundert wurde oft als die Zeit der Aufklärung beschrieben und gleichzeitig als Epoche, welche das Entstehen der «modernen» Familie erlebte: eine Familie, die durch die Liebe zwischen Ehemann und Ehefrau, aber auch zwischen Eltern und Kindern geprägt sein soll. Das Ende des Ancien Régime erlebte auch eine starke wirtschaftliche Entwicklung, welche zahlreiche Folgen für den Hausbau, die Architektur und die räumliche Organisation der Haushalte zeitigte. Der Vortrag thematisiert die komplexen Verbindungen zwischen diesen Phänomenen und eruiert die wirtschaftlichen und materiellen Hintergründe von Liebe und Intimität, wie sie seit dem 18. Jahrhundert neu definiert wurden. 26.10. Juri Auderset, Dr. phil., studierte an der Universität Fribourg Zeitgeschichte und Germanistik. 2013 promovierte er mit der Studie «Transatlantischer Föderalismus. Zur politischen Sprache des Föderalismus im Zeitalter der Revolutionen, 1787–1848». Danach war er als Lektor an der Universität Fribourg und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Archiv für Agrargeschichte in Bern tätig. 2017 verbrachte er als Visiting Scholar am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Seit 2022 arbeitet er als Assistenzdozent für die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Universität Bern. Das «Proletariat der Nutztiere». Perspektiven einer Arbeitsgeschichte der Mensch-Tier-Beziehungen in der Moderne Arbeitstiere erbrachten bis weit ins 20. Jahrhundert auf vielfältige Weise einen wichtigen Teil der in Wirtschaft und Gesellschaft benötigten Zug- und Tragarbeiten. Sie säumten Frachten über Gebirgspässe und zogen Fuhrwerke über Strassen, sie rangierten Züge auf Schienen, treidelten Schiffe entlang von Kanälen, zogen Maschinen und Geräte über Felder und Äcker und schleiften Holz aus den Wäldern. Arbeitstiere waren aber mehr als «nur» wichtige Erbringer von kinetischer Energie. Sie waren ihren Halter:innen zugleich Arbeits- und Wohngenossen, lebten oft unter dem gleichen Dach wie ihre Besitzer:innen, bedurften der Ställe, der Pflege, der Ernährung und der Versorgung. Und selbst nach ihrem Ableben lieferten sie Nahrung sowie Roh- und Werkstoffe für handwerkliche und industrielle Tätigkeiten. Das Referat wirft einen Blick auf den Wandel der Mensch-Tier-Beziehungen im 19. und 20. Jahrhundert durch das Prisma der Arbeitsgeschichte. 2.11. Peter Bretscher, lic. phil., studierte Volkskunde, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte sowie deutschen Sprachgeschichte an der Universität Zürich und absolvierte ein Nachdiplomstudium Museologie in Basel. 1990–1994 konzipierte und realisierte er das Wohnmuseum Lindwurm in Stein am Rhein. Von 1994–2002 war er Kurator der Historischen Abteilung am Museum zu Allerheiligen Schaffhausen, von 2002–2022 am Historischen Museum Thurgau und Leiter des Schaudepots St. Katharinental. Seine Arbeitsschwerpunkte sind ländliche Alltagskultur und materielle Kultur. Sparen, Umnutzen, Wiederverwenden – Vom Umgang mit Materialien Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts waren es kaum ökologische Gründe, welche die Menschen zum sparsamen Umgang mit Ressourcen bewogen. Vor dem Hintergrund beschränkter Mittel und Materialien galt Sparsamkeit viel eher als moralisches, fast religiöses Gebot. Reparieren, Wiederverwenden und Umnutzen waren sowohl im bürgerlichen als auch im bäuerlichen Haushalt verbreitete und ökonomisch begründete Praktiken. Anhand zahlreicher Beispiele, vor allem aus der vor- und frühindustriellen ländlichen Ostschweiz, gewährt das Referat einen Einblick in einst vertraute, alltägliche Denkweisen und Lebenswelten, die heute fremd anmuten und fast nur noch in der Erinnerung fortbestehen. 9.11. Anette JeanRichard, Dr. phil., ist Co-Abteilungsleiterin Bauforschung und Mittelalterarchäologie am Amt für Denkmalpflege und Archäologie Zug. Sie studierte Mittelalterarchäologie, allgemeine Geschichte und historische Hilfswissenschaften. Anhand zahlreicher Bauten und Fundstellen erforscht sie die Bau- und Lebenskultur im Gebiet des Kantons Zug in Mittelalter und Neuzeit. Bauen, Wohnen, Leben: Erkenntnisse aus der Bauforschung und Mittelalterarchäologie im Kanton Zug Gleich zwei Holzbauweisen haben sich im Gebiet des heutigen Kantons Zug – am Übergang vom Mittelland zu den Voralpen – im Mittelalter etabliert: Der Bohlen-Ständerbau und der Blockbau. Seit den 1980er Jahren führt die archäologische Fachstelle bauarchäologische Untersuchungen an Wohn- und Wirtschaftsbauten in der Stadt wie auch auf dem Land durch. Ihr Augenmerk richtet sie dabei nicht nur auf Bautechnik und Konstruktion, sondern auch auf Elemente der Ausstattung, Nutzungsspuren und materielle Hinterlassenschaften. Die Ergebnisse sind damit nicht nur von baugeschichtlicher Bedeutung, sondern erlauben auch spannende Einblicke in das soziale, wirtschaftliche und kulturelle Leben der Bewohnenden. 16.11. Oliver Rendu, MA, a étudié l’histoire et l’archéologie à l’Université de Lausanne et a complété sa formation par un Master of Advanced Studies en conservation du patrimoine bâti à l’Université de Genève. Doctorant dans le cadre du projet «Mensch und Haus. Wohnen, Bauen und Wirtschaften in der ländlichen Schweiz», il travaille sur deux familles des élites rurales de Suisse romande dont les maisons sont aujourd’hui conservées au Musée en plein air de Ballenberg. Entre innovation et conservatisme. Les élites rurales de Suisse occidentale sous le prisme de la distinction et de l’affirmation sociale (1680–1850) Les familles que l’on peut catégoriser par le concept d’élites rurales possèdent souvent des caractéristiques communes telles que l’aisance économique, un statut social important au niveau local ou encore l’éducation. Ces éléments leur permettent de mettre en œuvre des stratégies familiales, économiques et de pouvoir afin de se maintenir au sommet de la société dans laquelle elles évoluent et de se distinguer par rapport aux autres couches de la population. L’affirmation de leur statut social passe ainsi par divers moyens: alliances matrimoniales avantageuses, développement de leurs réseaux familiaux et économiques, participation active à la circulation des capitaux ou encore par l’architecture avec la construction de maisons reflétant leur réussite. Oliver Rendu, pour illustrer ces caractéristiques, prend comme exemples deux familles romandes, les Guillierme de Lancy (GE) et les Fattebert de Villars-Bramard (VD). 23.11. Dorothee Huber, lic. phil., studierte Kunstgeschichte an der Universität Basel. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Historischen Museum Basel (1979–1981), am Institut gta der ETH Zürich (1980–1986) und am Architekturmuseum in Basel (1986–1993). Von 1991 bis 2017 war sie Dozentin für Architekturgeschichte an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Neben ihrer Kommissions-, Gutachter- und Jurierungstätigkeit publiziert sie zur jüngeren Architekturgeschichte der Schweiz. Arbeiterhaus: Topos, Typus und Methode Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts machten aufgeklärte Fabrikanten das Arbeiterwohnen zu einem Thema, das alsbald in den Händen der Arbeiterinnen und Arbeiter selber zu einer politisch mobilisierenden Frage wurde (z. B. bei den Eisenbahnergenossenschaften). Kostengünstig, sauber und sicher zu wohnen, gehörte zu den zentralen Forderungen der Arbeiterbewegung. Zunächst als Kleinhaus im Siedlungsverband oder Mehrfamilienhaus angelegt, spielte die Stadtrandsiedlung im Neuen Bauen eine herausragende architektonische, städtebauliche und sozialpolitische Rolle (z. B. Freidorf Muttenz). Seit den 1970er Jahren erhielt das Thema des günstigen Wohnens in der Stadt neuen Schub und heute – unter anderen Titeln – erneut Brisanz, denken wir an Stichworte wie Baukultur, Flächenverbrauch, Energie und Markt-/Kostenmiete. 30.11. Matthias Bürgi, Prof. Dr., ist Leiter der Forschungseinheit Landschaftsdynamik an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und Titularprofessor für Landschaftsgeschichte am Geographischen Institut der Universität Bern. Er studierte Umweltnaturwissenschaften und interessiert sich für die Veränderung der Landnutzung und deren Interaktion mit der Veränderung der Landschaft. Mensch & Landschaft im Anthropozän So wie Häuser Ausdruck ihrer Funktionen, der zur Verfügung stehenden Baumaterialien und gestalterischer Traditionen und Vorlieben sind, sind auch Kulturlandschaften Ausdruck des Wechselspiels von naturräumlichen Voraussetzungen und menschlicher Einflussnahme. Im Laufe der Jahrhunderte ist das Ausmass dieser menschlichen Einflussnahme stark gewachsen und die Auswirkungen auf Natur und Landschaft stehen oftmals nicht mehr im Einklang mit den Geboten der Nachhaltigkeit. Anhand von Beispielen aus der Schweiz illustriert Matthias Bürgi diese Entwicklung und zeigt, wie die Landschaftsebene sowohl Ausdruck des gesellschaftlichen Umganges mit der Natur ist, als auch Zugang zu einer integraleren Betrachtung der Mensch-Umwelt-Beziehungen und dadurch neue Perspektiven für eine nachhaltigere Landnutzung eröffnet. 7.12. Eveline Althaus, Dr. sc. ETH Zürich, studierte an der Uni Fribourg sowie an der Humboldt-Universität zu Berlin Sozialanthropologie, Europäische Ethnologie und Umweltwissenschaften und promovierte an der ETH Zürich zum «Sozialraum Hochhaus». Nach langjähriger Tätigkeit als Sozial- und Wohnforscherin ist sie heute Geschäftsführerin von Archijeunes, einer Plattform für baukulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche. Hochhaus-Wohnen. Alltag und Nachbarschaften in Grossüberbauungen aus den Nachkriegsjahren Mit den Wohnhochhäusern, die in den 1950er bis 1970er Jahren gebaut worden sind, hielt eine neue Form des Wohnens und Bauens Einzug in europäische Städte und Vororte. Heute sind in diesem Baubestand sehr diverse Bevölkerungsgruppen zuhause. Anhand von Fallstudien zu ausgewählten Hochhaussiedlungen in der Schweiz geht der Vortrag der Frage nach, wie es sich im Hochhaus lebt, wie sich Nachbarschaften hier gestalten und was sich im Laufe der Jahre verändert hat. Grundlage der Ausführungen bilden zwei am ETH Wohnforum durchgeführte Forschungsprojekte «Zur Karriere des Baubooms» und «Public Space in European Social Housing». 14.12. Bauen, Wohnen und Leben in der Schweiz heute Podiumsdiskussion mit Impulsreferaten von: Walter Leimgruber, Prof. Dr., leitet das Seminar für Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie an der Universität Basel. Seine Forschungsgebiete umfassen Kulturtheorie und -politik, Migration und Transkulturalität, visuelle und materielle Kultur. Zurzeit leitet er Forschungsprojekte zur Digitalisierung von Fotoarchiven und zur Geschichte der ländlichen Wohn- und Arbeitskultur in der Schweiz. Wie die Schweiz flachgelegt wurde. Vom Scheitern der Raumplanung Schaut man sich nicht nur das einzelne Haus und seine Menschen an, erkennt man den dramatischen Wandel der Schweiz in den letzten Jahrzehnten. Das Land ist über weite Strecken, insbesondere im Mittelland, überbaut, zersiedelt, zerhäuselt worden. Die Raumplanung hat es nicht geschafft, sinnvolle Einheiten zu schaffen, die bebauten und die unbebauten Zonen klar zu trennen und genügend freien Raum zu lassen. Warum ist das so? Ist es die Folge einer antiurbanen Haltung, die konzentriertes, städtisches Bauen verunmöglicht? Oder die Folge des föderalistischen Systems, welches dazu führt, dass alle Gemeinden alles wollen und keine übergeordnete Planung stattfindet? Was bedeutet das für den Raum Schweiz und die Menschen, die in ihm wohnen? Benno Furrer, Dr., studierte Geographie an der Universität Zürich und promovierte 1989. Er bearbeitete die Bände Uri und Schwyz-Zug der Reihe «Die Bauernhäuser der Schweiz» und unterrichtete an den Universitäten Basel und Zürich. Von 1989–2019 war er wissenschaftlicher Leiter der Schweizerischen Bauernhausforschung. Seit 2020 ist er freiberuflich tätig. Er war Mitglied verschiedener Denkmalpflegekommissionen. Kleine Kinder sind ein Risiko – ältere ein «positiver Produktionsfaktor»! Nützlichkeitsdenken im landwirtschaftlichen Bauen nach 1945 Die Einfuhr von billigem Getreide nach Mitte des 19. Jahrhunderts setzt die Schweizer Landwirtschaft unter Druck. Zahlreiche Betriebe im Mittelland gehen Konkurs. Durch Entsumpfung von Mooren, Güterzusammenlegungen und Subventionen sucht der Bund Gegensteuer zu geben. Erste Aussiedlerhöfe entstehen. Experten prüfen die Leistungsfähigkeit und die familiäre Situation. Kleine Kinder werden dabei als Risikofaktor betrachtet. Nach 1945 beschleunigt sich der Modernisierungsschub bei zunehmender Mechanisierung. Regional entstehen standardisierte Meliorationshöfe. Ab den 1960er Jahren kommen mit der Tierschutzgesetzgebung, der Raumplanung sowie der Globalisierung einschneidende Elemente hinzu. Nutzfläche produzierender Höfe, Grösse von Stallungen oder Maschinenhallen nehmen zu. Traditionelle ländlichen Wohn- und Wirtschaftsbauten zerfallen, werden aus- und umgebaut. Andere wandeln sich in trendige Reithöfe oder Biobetriebe mit Sonderkulturen. Nicola Hilti, Prof. Dr., ist Soziologin und arbeitet seit 2015 als Forscherin und Dozentin am Institut für Soziale Arbeit und Räume am Departement Soziale Arbeit der OST – Ostschweizer Fachhochschule. Aktuelle Arbeitsschwerpunkte sind Wohnen im Wandel und neue Wohnformen, Nachbarschaften und Nachbarschaftsarbeit sowie (Sozial-)Raumentwicklung. Zuvor war sie rund zehn Jahre an der interdisziplinären Wohnforschungsstelle ETH Wohnforum – ETH CASE am Departement Architektur der ETH Zürich tätig. Bedrohtes Wohnen in der Schweiz – Erkundungen im Spannungsfeld von Verdichtung und Verdrängung Vor rund zehn Jahren hat sich die Schweiz das Ziel gesetzt, die Raumentwicklung mittels baulicher Verdichtung nachhaltig zu gestalten. Inzwischen zeigt sich: Das rege Bauen zeitigt soziale Folgen, insbesondere in den Städten mit angespannten Wohnungsmärkten. Immer mehr Menschen verlieren ihre Wohnung, weil Häuser oder ganze Siedlungen totalsaniert oder abgerissen und neugebaut werden. Wie erleben die betroffenen Mieterinnen und Mieter ihren Wohnungsverlust? Dem Impulsreferat liegt das SNF-Forschungsprojekt «‹Entmietet› und verdrängt werden – eine qualitative Studie zum Umgang mit Wohnungskündigungen im Zuge von baulichen Aufwertungen und Verdichtungen» zugrunde. 21.12. Vorlesungsprüfung |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
HörerInnen willkommen |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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wöchentlich | Donnerstag | 18.15-20.00 | Kollegienhaus, Hörsaal 118 |
Datum | Zeit | Raum |
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Donnerstag 21.09.2023 | 18.15-20.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 118 |
Donnerstag 28.09.2023 | 18.15-20.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 118 |
Donnerstag 05.10.2023 | 18.15-20.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 118 |
Donnerstag 12.10.2023 | 18.15-20.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 118 |
Donnerstag 19.10.2023 | 18.15-20.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 118 |
Donnerstag 26.10.2023 | 18.15-20.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 118 |
Donnerstag 02.11.2023 | 18.15-20.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 118 |
Donnerstag 09.11.2023 | 18.15-20.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 118 |
Donnerstag 16.11.2023 | 18.15-20.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 118 |
Donnerstag 23.11.2023 | 18.15-20.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 118 |
Donnerstag 30.11.2023 | 18.15-20.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 118 |
Donnerstag 07.12.2023 | 18.15-20.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 118 |
Donnerstag 14.12.2023 | 18.15-20.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 118 |
Donnerstag 21.12.2023 | 18.15-20.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 118 |
Module |
Modul: Grundlagen der Kulturanthropologie (Bachelor Studienfach: Kulturanthropologie) Modul: Kulturtechnische Dimensionen (Master Studiengang: Kulturtechniken) Modul: Methoden und Felder der Kulturanthropologie (Bachelor Studienfach: Kulturanthropologie) Modul: Research Lab Kulturanthropologie (Master Studienfach: Kulturanthropologie) Modul: Transfer: Europa interdisziplinär (Master Studiengang: Europäische Geschichte in globaler Perspektive ) |
Leistungsüberprüfung | Leistungsnachweis |
Hinweise zur Leistungsüberprüfung | Regelmässige Teilnahme und Prüfung in Form eines Essays (21.12.2023). |
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | eine Wiederholung, Wiederholung zählt |
Skala | Pass / Fail |
Wiederholtes Belegen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie |