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Semester | Herbstsemester 2024 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Kai Johann Willms (kai.willms@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert befand sich Europa in einem rapiden Wandlungsprozess: Die Bevölkerung wuchs, die Industrialisierung erfasste zunehmend auch den Süden und Osten des Subkontinents und immer mehr Menschen strömten auf der Suche nach neuen sozialen Chancen vom Land in die Städte. Die Grossstadt mit ihrer höheren Geschwindigkeit, ihrer häufig sehr heterogenen Bevölkerung und ihren Freiräumen für das Ausprobieren neuer Lebensstile, aber auch mit ihrer Anonymität, ihren sozialen Schieflagen und ihrer Kriminalität wurde zum Symbol einer neuen, "modernen" Epoche. Im östlichen Europa, wo sich die Urbanisierung im Vergleich zu Westeuropa mit Verzögerung und zudem im Kontext multiethnischer Imperien vollzog, verknüpften Stadtplaner:innen und Intellektuelle mit dem nun einsetzenden Wandel teils die Chance, die eigene "Rückständigkeit" zu überwinden und zum Westen aufzuschliessen, teils aber auch die Hoffnung, als Fehlentwicklungen wahrgenommene Tendenzen im Westen zu vermeiden und eine eigene, bessere "Moderne" zu verwirklichen. Im Proseminar werden wir uns anhand ausgewählter Beispiele vergleichend mit dem Urbanisierungsprozess im Russländischen Reich, im Habsburgerreich und im Osmanischen Reich befassen. Dabei werden wir intellektuelle Diskurse über die Licht- und Schattenseiten der neuen Urbanität ebenso in den Blick nehmen wie praktische Versuche der Umsetzung städtischer Modernisierungsprojekte und der Lösung dabei auftretender Probleme. Auf diese Weise werden wir uns ein Verständnis davon erarbeiten, wie die "moderne" Grossstadt des östlichen Europas um 1900 die damals in der Region vorherrschende monarchische und imperiale Ordnung repräsentierte und sie zugleich durch die von ihr ausgehende soziale Dynamik herausforderte. |
Lernziele | Die Teilnehmenden lernen grundlegende Fragestellungen und Forschungsansätze der Stadtgeschichte kennen und sammeln Erfahrung darin, diese auf einen Kontext jenseits des westeuropäischen Zentrums anzuwenden. Auf diese Weise eignen sie sich einen kritisch reflektierten Umgang mit Konzepten wie "Modernisierung" und "Rückständigkeit" an und gewinnen einen Einblick in die Funktionsweise, aber auch die Dysfunktionalitäten sich "modernisierender" Imperien. Zudem vertieft das Proseminar die praktische Anwendung von Arbeitstechniken der Geschichtswissenschaft, die bereits im Einführungskurs thematisiert wurden: die Recherche und Auswertung von historischen Quellen und Forschungsliteratur, das mündliche Präsentieren und Diskutieren historischer Inhalte und das Verfassen geschichtswissenschaftlicher Texte. |
Literatur | Jan C. Behrends, Martin Kohlrausch (Hg.): Races to Modernity. Metropolitan Aspirations in Eastern Europe, 1890–1940, Budapest 2014. Thomas M. Bohn, Marie-Janine Calic (Hg.): Urbanisierung und Stadtentwicklung in Südosteuropa vom 19. bis zum 21. Jahrhundert, München 2010. Michael F. Hamm (Hg.): The City in Late Imperial Russia, Bloomington, IN 1986. Ulrich Hofmeister, Florian Riedler (Hg.): Imperial Cities in the Tsarist, the Habsburg, and the Ottoman Empires, New York 2024. Catherine Horel: Multicultural Cities of the Habsburg Empire, 1880–1914. Imagined Communities and Conflictual Encounters, Budapest 2023. Friedrich Lenger: Metropolen der Moderne. Eine europäische Stadtgeschichte seit 1850, München 2013. |
Teilnahmebedingungen | Für Studierende BSF Geschichte und BSG Osteuropastudien mit abgeschlossenem Einführungskurs der Geschichte. Teilnahme an der ersten Sitzung ist obligatorisch. Die Teilnehmer:innenzahl ist auf 25 beschränkt. Bei Überbelegung werden Studierende, die noch kein Proseminar in dem Modul absolviert haben, bevorzugt zugelassen. |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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wöchentlich | Montag | 12.15-14.00 | Departement Geschichte, Seminarraum 2 |
Module |
Modul: Basis Geschichte: Ostmitteleuropa (Bachelor Studiengang: Osteuropa-Studien) Modul: Basis Geschichte: Russland / Sowjetunion (Bachelor Studiengang: Osteuropa-Studien) Modul: Basis Geschichte: Südosteuropa (Bachelor Studiengang: Osteuropa-Studien) Modul: Basis Neuere / Neueste Geschichte (Bachelor Studienfach: Geschichte) |
Leistungsüberprüfung | Lehrveranst.-begleitend |
Hinweise zur Leistungsüberprüfung | Aktive Teilnahme. |
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Wiederholtes Belegen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Departement Geschichte |