Zurück zur Auswahl
Semester | Herbstsemester 2011 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Hubert Thüring (hubert.thuering@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Die alte mythische Allianz von Literatur und Wahnsinn, die den weisen Narren die dunkle Kehrseite der Vernunft in karger Poesie sagen ließ, löst sich im 19. Jahrhundert mit der Verwissenschaftlichung der Geisteskrankheiten auf. Doch in der wachsenden Diskursivierung der Geisteskrankheiten durch die Psychologie, Gehirnanatomie, Neurologie, Psychiatrie und Psychoanalyse melden sich auch zunehmend „Geisteskranke“ selbst zu Wort, um ihrerseits der Welt die Diagnose zu stellen. Um 1900, als die westliche Welt im vollen technischen, medialen und wissenschaftlichen Fortschrittsschub steht, analysieren und reflektieren Daniel Paul Schreber in seinen „Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken“ (1904) und Adolf Wölfli in „Von der Wiege bis zum Graab“ (1908−1912) die Pathologie der Welt. Gleichzeitig gehören sie zu den großen literarischen Kosmogonien ihrer Zeit. Als literarische Texte und in ihrer Vernetzung mit den psychopathologischen und anderen Texten sollen sie auch gelesen werden. |
Lernziele | Das Studium von Texten, die zu einer bestimmten Zeit die Abweichungen des Denkens, Handelns, Fühlens und Sprechens literarisch oder wissenschaftlich artikulieren und thematisieren, ermöglicht Erkenntnisse über eine Kultur, die sich in ihrem Selbstverständnis nicht unverstellt abgebildet finden. Die Nähe der Texte zu den literarischen und literaturwissenschaftlichen Verfahren erlaubt es, die Grenzen der eigenen Interpretationskunst zu erkunden. |
Literatur | − Schreber, Daniel Paul, Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken, Leipzig: Oswald Mutze 1903, faksimilierte Neuauflage, herausgegeben von Gerd Busse, Gießen: Psychosozialverlag 2003. − Online-Text (Qualität nicht überprüft): http://userpage.fu berlin.de/~quirrrrl/Denkwuerdigkeiten_eines_Nervenkranken.htm − Wölfli, Adolf, Von der Wiege bis zum Graab. Oder, Durch arbeiten und schwitzen, leiden, und Drangsal bettend zum Fluch. Schriften 1908−1912, zwei Bände, bearbeitet von Dieter Schwarz und Elka Spoerri, Frankfurt am Main: Fischer 1985 − Hunger, Bettina u.a. (Hrsg.), Porträt eines produktiven Unfalls – Adolf Wölfli. Dokumente und Recherchen, Basel/Frankfurt am Main: Stroemfeld 1993. − Stingelin, Martin, Psychiatrisches Wissen, juristische Macht und literarisches Selbstverhältnis: Daniel Paul Schrebers „Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken“ im Licht von Michel Foucaults Geschichte des Wahnsinns, in: Scientia Poetica. Jahrbuch für Geschichte der Literatur und der Wissenschaften 4 (2000), S. 131–164. |
Bemerkungen | Literatur nach 1850 Von den Haupttexten von Schreber und Wölfli, die nicht als Leseausgaben im Buchhandel sind, werden rechtzeitig Auszüge als Scans zur Verfügung gestellt. Selbstverständlich dürfen die Texte auch selbstständig (Antiquariat, www.zvab.de u.a.) beschafft werden. |
Teilnahmevoraussetzungen | Abgeschlossene Proseminarstufe |
Anmeldung zur Lehrveranstaltung | über: www.isis.unibas.ch |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
HörerInnen willkommen |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
---|
Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.
Module |
Hauptstudium SLA Deutsch (Sek-I-Fach: Deutsch) Hauptstudium SLA Deutsch (Ausbildung zur Lehrperson für die Sekundarstufe I) Modul Aufbaustudium Deutsche Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft) Modul Aufbaustudium Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Studienbeginn vor 01.08.2011)) Modul Disziplinäre Vertiefung (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie) Modul Einführungswissen Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie) Modul Neuere Deutsche Literaturwissenschaft II (Master Studienfach: Deutsche Philologie) |
Prüfung | Lehrveranst.-begleitend |
Hinweise zur Prüfung | Thesenpapier zur Diskussion und Nachbericht |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft |