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Semester | Herbstsemester 2011 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende |
Thomas Grob (thomas.grob@unibas.ch)
Alexander Honold (alexander.honold@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Seit der russischen Revolution und dem Ende des Ersten Weltkriegs hatte nicht nur die kommunistische Internationale, sondern in gewisser Weise die europäische Linke allgemein ein geographisches und politisches „Zuhause“ – oder sie glaubte zumindest für einige Zeitlang, es zu haben. Die Sowjetunion und ihre Hauptstadt bildete in der europäischen Zwischenkriegszeit für Schriftsteller und Intellektuelle aus Deutschland, Frankreich und anderen westeuropäischen Ländern einen ‚Fluchtpunkt‘ ideologischer Art, und für manche auch ein reales Reiseziel. Zu keiner Zeit war das kommunistische Gesellschaftsmodell in der Geschichte und Realpolitik wirkmächtiger als in den zwanziger und dreißiger Jahren. Zu keiner Zeit gingen für das Kulturschaffen, für Philosophie und Sozialtheorie stärkere Impulse von der Sowjetunion aus, deren umgestaltete Gesellschaft weit über eine kommunistische Parteilichkeit hinaus Strahlkraft auf westliche Künstler und Theoretiker ausübte. Um so heftiger werden die Auseinandersetzungen, als in der zunehmenden Bedrohung Europas durch den deutschen Faschismus auch die dunklen Seiten des sowjetischen Modells deutlich werden – wobei die sich auseinander entwickelnden Positionen nicht zuletzt mit Reiseberichten untermauert werden. Die Moskau-Reisen werden zu einem Erfahrungs-Testfall auf die Wirklichkeit eines Modells wie zur Beglaubigungsstrategie in der politischen Selbstverortung. |
Lernziele | Das Seminar versucht eine Bestandsaufnahme der Bedeutung des ‚Fluchtpunkts Moskau‘ für die kulturellen und politischen Standortbestimmungen v.a. deutscher und französischer Autoren der Zwischenkriegszeit. Wie haben sich westliche Schriftsteller und Intellektuelle in Moskau und im Land bewegt, was haben sie gesucht, was haben sie (nicht) wahrgenommen? Wie reflektieren ihre publizierten Reiseberichte politische Erwartungen, Enttäuschungen und Konflikte? Gelesen werden Beiträge westlicher Schriftsteller zum Ersten Schriftstellerkongress 1934 (Klaus Mann, Ernst Toller, Johannes R. Becher, Albert Ehrenstein, André Malraux, Louis Aragon u.a.) sowie Reiseberichte u.a. von Egon Erwin Kisch, André Gide, Walter Benjamin, Lion Feuchtwanger, Oskar Maria Graf, Liam O’Flaherty. Thematisiert werden sollen punktuell auch Berichte von intellektuellen Flüchtlingen, die während der Stalinschen Repressionen in Moskau waren. |
Literatur | Moskau-Reisetexte (Auswahl) Egon Erwin Kisch: Zaren, Popen, Bolschewiken (1927) Walter Benjamin: Moskauer Tagebuch (1927) Liam O’Flaherty: Ich ging nach Russland (Orig. 1931) André Gide, Zurück aus Sowjetrussland (1937) ders., Retuschen zu meinem Russlandbuch (1937) Lion Feuchtwanger, Moskau 1937. Ein Reisebericht für meine Freunde (1937) Oskar Maria Graf, Reise in die Sowjetunion 1934 (ersch. 1974) Ausblick: Alberto Moravia, Eine russische Reise (1958) Lektüre zur Einführung: Sozialistische Realismuskonzeptionen. Dokumente zum 1. Allunionskongress der Sowjetschriftsteller. Hrsg. v. H.-J. Schmitt und G. Schramm. Frankfurt 1974 Jacques Derrida: Rückkehr aus Moskau. Wien 2005 Richard Stites: Revolutionary dreams. Utopian vision and experimental life in the Russian Revolution. Oxford 1989 Karl Schlögel: Terror und Traum. Moskau 1937. Frankfurt/Main 2010 Karl Schlögel: Moskau lesen. Neuaufl. München: Hanser 2011 |
Bemerkungen | Sem4 |
Teilnahmevoraussetzungen | Anmeldung über ISIS; Bereitschaft zur Übernahme eines Themas für eine mündliche Präsentation Für Studierende des BA-Osteuropa-Studien bzw. Osteuropäische Kulturen: erfolgreich und vollständig abgeschlossene Proseminarstufe |
Anmeldung zur Lehrveranstaltung | über: www.isis.unibas.ch |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.
Module |
Hauptstudium SLA Deutsch (Sek-I-Fach: Deutsch) Hauptstudium SLA Deutsch (Ausbildung zur Lehrperson für die Sekundarstufe I) Interphilologische Lehrveranstaltungen für die Slavistik (Master Studienfach: Slavistik) Modul Aufbaustudium Deutsche Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft) Modul Aufbaustudium Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Studienbeginn vor 01.08.2011)) Modul Disziplinäre Vertiefung (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie) Modul Einführungswissen Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie) Modul Neuere Deutsche Literaturwissenschaft II (Master Studienfach: Deutsche Philologie) Modul Russische Literaturwissenschaft I (Master Studienfach: Slavistik) Modul Slavische Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Slavistik) Modul Slavische Literaturwissenschaft (Bachelor Studienfach: Osteuropäische Kulturen) Modul Slavische Literaturwissenschaft (Bachelor Studiengang: Osteuropa-Studien) |
Prüfung | Lehrveranst.-begleitend |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft |