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Semester | Herbstsemester 2011 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Erik Petry (erik.petry@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Wo liegt Israel? Liegt Israel in Europa? Ist die Geschichte und aktuelle Situation Israels als Teil der europäischen Wahrnehmung, als Teil europäischen Handelns, als Teil europäischer Verantwortung zu begreifen? Und wie viel Europa wäre dann in Israel? Oder muss diese Frage als eurozentrischer Blick, der das Verstehen der komplexen Situation im Nahen Osten nur verstellen würde, abgelehnt werden? Welchen anderen Blick könnte man versuchen? Helfen Analyseinstrumente aus der kulturwissenschaftlichen Erforschung der Kategorie Raum weiter? Diese Fragen umreissen die Geschichte und die Aktualität Israels sowie die damit verbundene Situation im Nahen Osten. Um sich Antworten zu nähern, werden in der Ringvorlesung WissenschaftlerInnen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven kulturwissenschaftlichen Fragen nachgehen und so versuchen, einen neuen Blick auf den Nahen Osten zu eröffnen. Nach einer allgemeinen Einführung zum Thema „Kulturelle Topographien als Analyseinstrument für die Situation Israels“ werden die Geschichte des Nahen Ostens vor 1948 und die judaistisch-religionswissenschaftlichen Implikationen untersucht. Hierzu ist vor allem ein Blick in die traditionellen religiösen Schriften und ihre heutige Auslegung nötig. Daran anschliessend wird die Person Theodor Herzls aus ideengeschichtlicher Perspektive angeschaut. Israel, umgeben von islamischen Staaten und im Konflikt mit den Palästinensern, zwingt die islamischen Staaten zu einem Blick und einer Stellungnahme. Wie dieser Blick aussieht und aussehen könnte, wird in zwei weiteren Vorträgen ausgeleuchtet, die sich dem Blick des Islam auf Israel von aussen und dem Blick der arabischen Israelis, also dem Blick von innen, widmen werden. Israel ist ein Land mit einer existentiellen und sehr diversifizierten Migrationsgeschichte, die aus kulturanthropologischer Sicht betrachtet zu neueren Forschungsansätzen einlädt, die eng auch mit dem Konzept der kulturellen Topographien verbunden sind. Nach dem Blick auf diese Migrationsgeschichte fokussieren wir auf die kulturelle Situation des Theaters in Israel und im deutschsprachigen Raum. Der dritte Block beginnt mit einer Analyse des Einflusses des Holocaust auf die israelische Gesellschaft. Wie hat sich dies von den Jahren der Staatsgründung, als dies ein Ereignis der unmittelbarsten Geschichte war, über die 1960er Jahre mit dem Eichmann-Prozess in Jerusalem, bis hin zu dem aktuellen Debatten verändert? Im nächsten Vortrag wird es um den Bereich Interaktion von Juden und Jüdinnen in Mitteleuropa gehen. Dabei steht die Frage nach der Wahrnehmung der Akteure, der Selbst- und der Fremdwahrnehmung im Vordergrund. Den Abschluss der Ringvorlesung bildet ein Vortrag über die Bedeutung der jiddischen Sprache und Kultur heute in Israel und ausserhalb Israels. Programm 21.9. PD Dr. Erik Petry (Universität Basel): Einführung 5.10. Prof. Dr. Alfred Bodenheimer (Universität Basel): Rabbi Akivas Lachen. Zion als Projektion und Realität in der jüdischen Geschichte. "Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen", überschrieb Theodor Herzl seinen utopischen Palästina-Roman "Altneuland" von 1902. Der Satz spiegelt die Dialektik zwischen Literarizität und Empirie einer Jahrtausende währenden Beziehung der Juden zum Land Israel. Ihr soll in dieser Vorlesung nachgegangen werden. 26.10. Dr. Clemens Peck (Universität Salzburg): „Die Amerikanisierung Asiens“ – Imaginationen zionistischer Räume bei Theodor Herzl Obwohl Theodor Herzl an der kolonialistischen Überschreibung des religiösen Topos Eretz Israel arbeitete, setzte er gleichzeitig auf dessen imaginäre Kraft. Ausgehend von einer vergleichenden Lektüre des Judenstaats und des utopischen Romans Altneuland widmet sich die Vorlesung diesem Problemfeld in Herzls Raumentwürfen. 2.11. Dr. Omar Kamil (Universität Leipzig): Daheim im Exil? Orientalische Juden in Israel Die orientalischen Juden – in Israel Mizrahim, Edot ha-Mizrach oder Sephardim genannt – wanderten mehrheitlich im ersten Jahrzehnt nach der Staatsgründung 1948 ein. Bisher in arabisch-islamischen Gesellschaften lebend, kamen sie in ein weitgehend europäisch geprägtes Land, mit dessen politischer Kultur sie ebenso wenig vertraut waren, wie mit den hiesigen Alltags- und Lebensgewohnheiten. Der Vortrag setzt sich mit den verschiedenen Dimensionen der Integration der Orientalischen Juden in Israel auseinander und konzentriert sich jedoch auf Geschichte und Kultur in Israel. 9.11. Prof. Dr. Maurus Reinkowski (Universität Basel): Was ist Israel? Arabische Blicke auf den jüdischen Staat Der arabischen öffentlichen Meinung war immer klar, dass Israel ein feindlicher Staat war, der zu Unrecht Palästina an sich gerissen hatte. Um so mehr blieb die Unschlüssigkeit, wie israelische Gesellschaft und Staat genau zu deuten seien. In dem Vortrag gehen wir diesen beiden Linien der arabischen Israel-Sicht nach. 16.11. Prof. Dr. Shimon Levy (Tel Aviv University): Is Irsaeli Theatre Really “Here”? In theatre “Here” meets “Now” and the past is “presentified”. In Israeli theatre, only 100 years old, born in Exile and developed here, “Now” is given by the medium and “Here” is intensively questioned, due to Jewish history and contemporary politics – and notions of re-turning to the “Promised Land”. 23.11. Prof. Dr. Anat Feinberg (Universität Heidelberg): The Joy of Breaking Taboos: Jews and Postwar German Theater In September 1945, the famous Deutsches Theater in Berlin re-opened with a production of Lessing´s canonical plea for tolerance, Nathan der Weise. The director was Fritz Wisten, a well-known actor and director before 1933 who survived the Holocaust by the skin of his teeth. Our survey of Jewish participation in postwar German theatre begins with Wisten´s historical staging, considers the theatrical work of actors who returned from exile (Kortner, Deutsch), and pays particular attention to the taboo-breaking productions of theatre directors Peter Zadek and George Tabori. Finally, special attention will be paid to the Swiss born director Jossi Wieler. 30.11. Prof. Dr. Idith Zertal (IDC Herzlya / HU Jerusalem): Death and the Nation: Israel's Holocaust and the Politics of Nationhood 7. 12. Dr. Ita Heinze-Greenberg (TU München): Europa in Palästina: Das Zionistische Projekt [Arbeitstitel] Israel war bereits lange vor der Staatsgründung ein Labor für moderne Architektur- und Siedlungsexperimente. Die planenden Köpfe stammten überwiegend aus Europa oder waren bei der europäischen Avantgarde in die Schule gegangen. Die Vorlesung wird das Werk der wichtigsten Baumeister in Palästina / Israel von Oskar Marmorek über Erich Mendelsohn bis Arieh Sharon beleuchten und insbesondere die Frage der Identitätsstiftung durch Architektur reflektieren. 14.12. Dr. Simon Erlanger (Universität Luzern): Die Schweizer Juden im 19. und 20. Jahrhundert Kaum ein Land spielt in der Vorgeschichte des Staates Israel eine derart wichtige Rolle wie die Schweiz. 14 von 22 Zionistenkongressen fanden zwischen 1897 und 1946 hier statt. Während die Schweiz so zu einem bedeutenden Schauplatz der modernen jüdischen Geschichte wurde, blieb die jüdische Gemeinschaft der Schweiz immer klein. Nur gegen grosse Widerstände konnte sie sich seit dem 19. Jahrhundert durchsetzen und im 20. Jahrhundert behaupten. Die Vorlesung will diese wechselvolle Geschichte der Schweizer Juden nachzeichnen. 21.12. Dr. Tamar Lewinsky (Universität Basel): „Kein Judenstaat, sondern ein Land der Hebräer“: Jiddisch, Hebräisch und der Sprachenkampf Vor dem Holocaust war Jiddisch die Muttersprache von Millionen Juden in Europa. Doch warum wurde sie als Sprache eines jüdischen Vaterlandes abgelehnt? Die Vorlesung gibt Einblick in die Sprachpolitik in Palästina/Israel im 20. Jahrhundert und den Status der Diasporasprache Jiddisch in der Gegenwart. |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
HörerInnen willkommen |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.
Module |
Modul Einführung Geschichte und Gesellschaft (Bachelor Studienfach: Jüdische Studien) Modul Ereignisse, Prozesse, Zusammenhänge (Master Studienfach: Geschichte) Modul Kommunikation und Vermittlung historischer Erkenntnisse (Master Studienfach: Geschichte) Modul Methoden und Diskurse historischer Forschung (Master Studienfach: Geschichte) Modul Spezialkompetenzen Europa (Master European Studies) Modul Vertiefung Geschichte und Gesellschaft (Bachelor Studienfach: Jüdische Studien) Modul Vertiefung Globalisierung, Kultur und internationale Entwicklung (Master Studienfach: Geographie) |
Prüfung | Leistungsnachweis |
Hinweise zur Prüfung | Mündliche Prüfung von 15 Minuten Dauer oder durch einen im Laufe der Vorlesungszeit zu verfassenden Essay. Die Dozierenden geben die Art des Leistungsnachweises zu Beginn der Lehrveranstaltung bekannt. |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | eine Wiederholung, Wiederholung zählt |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Jüdische Studien |