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Semester | Frühjahrsemester 2013 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Arne Stollberg (arne.stollberg@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | 2013 jährt sich zum hundertsten Mal einer der grössten Skandale der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts: die von massiven Publikumsprotesten begleitete Uraufführung von Igor Strawinskys Ballett "Le Sacre du printemps" am 29. Mai 1913 im Théâtre des Champs-Élysées in Paris. Die scheinbar kunstlose und "barbarische", in Wahrheit aber höchst subtil kalkulierte Wildheit der rhythmisch geprägten Tonsprache löste zusammen mit der gänzlich unkonventionellen Choreographie Vaslav Nijinksys Irritationen aus, die in dem berüchtigten Schlagwort vom "massacre du printemps" ihr Motto fanden. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs schienen hier archaische Gewalten entfesselt, denen alles Zivilisierte und Kultivierte zum Opfer zu fallen drohte. Heute haben sich die Wogen geglättet: Strawinskys "Sacre" gehört mittlerweile zu den virtuosen Paradestücken jedes grossen Orchesters. Doch Reibungsflächen bietet das Werk immer noch. Theodor W. Adorno und jüngst noch Richard Taruskin glaubten in dem Ballett die Spuren einer inhumanen Ideologie mit präfaschistischen Zügen zu erblicken. Und Arnold Schönberg meinte boshaft, es gebe musikgeschichtlich "keine sackere Gasse als Sacre". Doch jenseits – oder gerade wegen – dieser Einwände bleibt "Le Sacre du printemps" ein Meilenstein (nicht nur) der musikalischen Moderne, ja eine entscheidende Wegmarke des 20. Jahrhunderts schlechthin. Sich ihm aus unterschiedlicher Perspektive zu nähern, von der Partitur her, aber auch kulturwissenschaftlich, tanzgeschichtlich und im Hinblick auf den weltanschaulich-ästhetischen Kontext – darin besteht das Ziel des Proseminars. |
Lernziele | In dem Proseminar sollen anhand eines paradigmatischen Beispiels verschiedene Techniken der musikalischen Analyse vorgestellt und eingeübt sowie Möglichkeiten ihrer kulturwissenschaftlichen Kontextualisierung aufgezeigt werden. Die komplizierte Quellensituation im Fall von Strawinskys "Sacre" erlaubt zudem besonders interessante Einblicke in Fragen der Philologie; die riesige Zahl an Tonaufnahmen seit 1929 bietet ein reichhaltiges Material für die Erörterung von Methoden der Interpretationsforschung; der choreographische Aspekt lädt zum Einbezug theater- und tanzwissenschaftlicher Herangehensweisen ein. Hinzu kommt, dass in der Paul Sacher Stiftung Basel alle wichtigen Dokumente zum "Sacre" einschliesslich des Autographs versammelt sind und sich die Lehrveranstaltung somit - in doppeltem Wortsinn - "an der Quelle" befindet. Für Frühjahr 2013 ist seitens der Paul Sacher Stiftung ausserdem eine dreibändige Jubiläumsedition mit einem Faksimile der Partiturreinschrift, einem Faksimile des Manuskripts der vierhändigen Klavierfassung sowie einem Studienband mit 18 wissenschaftlichen Beiträgen angekündigt, die in das Seminar "druckfrisch" einbezogen werden können. |
Literatur | Zur vorbereitenden Lektüre seien empfohlen: - Hill, Peter: Stravinsky. The Rite of Spring, Cambridge: Cambridge University Press 2000 (Cambridge Music Handbooks) - Kirchmeyer, Helmut: Strawinskys russische Ballette: Der Feuervogel, Petruschka, Le Sacre du Printemps, Stuttgart: Reclam 1974 - Scherliess, Volker: Igor Strawinsky: Le Sacre du printemps, München: Wilhelm Fink 1982 (Meisterwerke der Musik 35) Eine umfassende Bibliographie wird zu Beginn des Semesters zur Verfügung gestellt. |
Teilnahmevoraussetzungen | Eine grobe Kenntnis des Werkes (durch Hören und Mitlesen der Partitur) sollte bereits zu Beginn des Semesters gegeben sein. Von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird erwartet, dass sie für die Arbeit im Seminar über ein eigenes Exemplar der Partitur verfügen, und zwar in folgender Version: "revised edition 1947, re-engraved 1967, Boosey & Hawkes 19441 (The Masterworks Library)". Frühere Editionen und Fassungen werden ggf. zur Verfügung gestellt. |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
HörerInnen willkommen |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.
Module |
Modul Gesellschaft in Osteuropa (Bachelor Studienfach: Osteuropäische Kulturen) Modul Gesellschaft in Osteuropa (Bachelor Studiengang: Osteuropa-Studien) Modul Historischer Bereich IV (19. und 20./21. Jahrhundert) (Bachelor Studienfach: Musikwissenschaft) |
Prüfung | Lehrveranst.-begleitend |
Hinweise zur Prüfung | Erwartet wird von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern aktive Mitwirkung an den Diskussionen, was die Lektüre der für die einzelnen Sitzungen jeweils zu lesenden Texte voraussetzt, sowie die Übernahme eines Referats. |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Musikwissenschaft |