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Semester | Frühjahrsemester 2013 |
Angebotsmuster | Jedes Frühjahrsem. |
Dozierende | Basil Bornemann (basil.bornemann@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Wissenschaft ist eine Praxis der Produktion von Wissen, die sich ihrem Anspruch nach von anderen Formen der nicht-wissenschaftlichen Wissenserzeugung durch eine spezifische Vorgehensweise und eine besondere Qualität ihrer Ergebnisse unterscheidet. Unterhalb dieses übergreifenden Selbstverständnisses haben sich entlang von Disziplinen, aber auch quer dazu, vielfältige Modi der wissenschaftlichen Wissensproduktion und unterschiedliche Formen wissenschaftlichen Wissens ausdifferenziert. Die moderne Wissenschaft spricht entsprechend kaum (mehr?) mit einer Sprache, sondern erweist sich als Ansammlung sehr heterogener und zum Teil kontroverser Wissensbestände. Im Kontext der Idee einer nachhaltigen Entwicklung erscheint dieses System der wissenschaftlichen Wissensproduktion in mehrfacher Hinsicht als problematisch. So beklagen Verfechter der Nachhaltigkeitsidee insbesondere die epistemische und organisatorische Fragmentierung des Wissenschaftssystems und die damit einhergehende vermeintliche Unfähigkeit der Wissenschaft, einen Beitrag zur Bearbeitung besonders komplexer realweltlicher Probleme zu leisten. Wissenschaft sei, so eine verbreitete These, aufgrund ihrer inneren Ausdifferenzierung und einer häufig anzutreffenden Entfremdung von der Gesellschaft gar nicht dazu in der Lage, nützliches und relevantes Wissen für die Analyse und Lösung von Nachhaltigkeitsproblemen und die gesellschaftliche Transformation in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Diese seit geraumer Zeit (nicht nur im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeitsidee) aufkeimende Kritik am etablierten Wissenschaftssystem ist verschiedentlich zum Ausgangspunkt programmatischer Ansätze einer Reformulierung des Selbstverständnisses und der Praxis von Wissenschaft geworden. Konzeptionelle Eckpunkte entsprechender Ansätze einer „post-normal science“, „sustainability science“ oder „social-ecological research“ sind Interdisziplinarität, Transdisziplinarität, Reflexivität, Normativität, Partizipation etc., die in unterschiedlicher Hinsicht eine Abkehr, zumindest aber eine Erweiterung von bestehenden epistemischen und organisatorischen Prinzipien etablierter Wissenschaft markieren. Ausgehend von einer Auseinandersetzung mit wissenschaftstheoretischen und -soziologischen Grundlagen moderner Wissenschaft nimmt die Vorlesung das Verhältnis von nachhaltiger Entwicklung und wissenschaftlicher Wissensproduktion in den Blick. Dabei wird nach Anforderungen, Voraussetzungen und Bedingungen sowie Möglichkeiten und Grenzen eines Modus der Wissensproduktion gefragt, der zur Bearbeitung von Nachhaltigkeitsproblemen geeignet erscheint. In der Vorlesung werden wir uns also damit beschäftigen, was wissenschaftliche Praxen im Allgemeinen auszeichnen und worin die besonderen Aufgaben der Nachhaltigkeitswissenschaften bestehen. Was zeichnet Nachhaltigkeitswissenschaften im Unterschied zu bestehenden Formen der wissenschaftlichen Wissensproduktion aus? An welchen erkenntnistheoretischen und methodologischen Prinzipien orientieren sich Nachhaltigkeitswissenschaften und wie ist ihr Verhältnis zur Gesellschaft? Was vermögen einzelne wissenschaftliche Disziplinen zu einem komplexen Nachhaltigkeitsproblem beizutragen und wie ist trotz der methodologischen Unterschiede der einzelnen Wissenschaften interdisziplinäre Kooperation möglich? Im begleitenden Tutorat wird beispielhaft ein Fall analysiert. |
Lernziele | Die Studierenden - verstehen epistemische und soziale Strukturen, Prozesse und Funktionen wissenschaftlicher und nicht-wissenschaftlicher Wissensproduktion sowie Dynamiken des Wandels der Wissensproduktion; - kennen Formen und Ansätze zur Typisierung (nicht-)wissenschaftlichen Wissens; - kennen unterschiedliche wissenschaftstheoretische Paradigmen und verstehen deren Implikationen für interdisziplinäre Zusammenarbeit; - verstehen die kulturelle, soziale, politische und ökonomische Einbettung der wissenschaftlichen Wissensproduktion; - kennen Selbstverständnisse, Ziele, Ansätze und Methoden von Nachhaltigkeitswissenschaften |
Literatur | Becker, Egon/Jahn, Thomas 1999: Sustainability and the social sciences. A cross-disciplinary approach to integrating environmental considerations into theoretical reorientation. London/New York: Zed Books. Brand, Karl-Werner (Hg.) 2000: Nachhaltige Entwicklung und Transdisziplinarität. Besonderheiten, Probleme und Erfordernisse der Nachhaltigkeitsforschung. Berlin: Analytica-Verlag. Kasemir, Bernd/Jäger, Jill/Jaeger, Carlo C./Gardner, Matthew T. (Hg.) 2003: Public participation in sustainability science. A handbook. Cambridge, UK/New York, NY: Cambridge University Press. Gibbons, Michael/Limoges, Camille/Nowotny, Helga/Schwartzman, Simon/Scott, Peter/Trow, Martin 1997: The New Production of Knowledge. The Dynamics of Science and Research in Contemporary Societies. London/Thousand Oaks/New Delhi: Sage Publications. Mittelstraß, Jürgen 2001: Wissen und Grenzen. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. |
Bemerkungen | Tutorate: Jede/r Student/in hat ein zu bestimmten Daten stattfindendes Tutorat ( 4x 2 Lektionen) zu besuchen, das an im Voraus festgelegten Terminen gemäss Ankündigung in der Vorlesung stattfindet. Die Tutorate beginnen nach Ankündigung durch den Dozenten. Die Tutoratsgruppen werden zusammen mit den eingeschriebenen Studierenden beim Semesterbeginn organisiert. Veranstaltungsort Tutorate: Vesalianum, Vesalgasse 1, 2. Stock, Seminarraum 02.02. Der regelmässige Besuch der Tutorate ist für den Erwerb der Kreditpunkte Pflicht. Diese LV ist ein Angebot aus dem Transfakultären Querschnittsprogramms Nachhaltige Entwicklung, Leiterin des TQ NE ist Prof. Dr. Patricia Holm. |
Teilnahmevoraussetzungen | Diese LV ist Teil des Transfakultären Querschnittsprogramm Nachhaltige Entwicklung (TQ NE) und steht allen Studierenden der Universität Basel offen. Studierende im MSD 2010 können dieses LV im Rahmen des Grundlagenbereichs Gesellschaftswissenschaften belegen und anrechnen lassen, sofern sie für das MSD-Studium nicht schon den Grundkurs I (LV-Nummer 11508; jeweils im Herbstsemester) absolviert haben. Wer bereits früher eine andere inhaltlich mit dem GK III vergleichbare LV absolviert hat, kann den GK III nicht für den MSD-Abschluss anrechnen lassen. Studierende im MSD 2005 müssen diese LV im Bereich Auflagen besuchen, sofern dies in der Verfügung zur Zulassung so festgehalten wurde. |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | Online-Angebot obligatorisch |
HörerInnen willkommen |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.
Module |
Grundkurse (Transfakultäre Querschnittsprogramme im freien Kreditpunkte-Bereich) Modul Einführung in die Perspektiven der Gesellschaftswissenschaften (Bachelor Studienfach: Gesellschaftswissenschaften) Modul Grundlagenbereich Gesellschaftswissenschaften (Master Sustainable Development) |
Prüfung | Lehrveranst.-begleitend |
Hinweise zur Prüfung | Angaben zur Leistungsüberprüfung folgenn bis vor Semesterbeginn (CCh/15.01.13) |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | beliebig wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Universität Basel |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Nachhaltigkeitsforschung |