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Semester | Herbstsemester 2014 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Regula Julia Leemann (regula.leemann@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Mit dem Konzept des Lebenslaufes ("life course") wird in der Soziologie das Phänomen von relativ gleichförmigen Verlaufsformen des Lebens in der Moderne, des Durchgangs der Individuen durch eine vorgegebene, zu erwartende Abfolge verschiedener Lebensphasen gekennzeichnet. Die Bildungslaufbahn ist ein wichtiger, nicht mehr wegzudenkender Aspekt dieses Musters eines Normalverlaufs des Lebens. Sie setzt sich aus verschiedenen Phasen und Statuspassagen zusammen. Die Bewegung der Individuen durch diese Bildungslaufbahn (trajectories) wird durch die historisch- und kontextspezifischen Formen institutioneller Ordnungen von Bildung strukturiert. Zu denken ist dabei u.a. an die Gestalt und Regulierungen im Bildungssystem wie Alter beim Schuleintritt und Zeitpunkte der Ausdifferenzierung der Bildungsgänge und der daran anknüpfenden Übergänge, oder an die Strukturen sozialer und geschlechtsspezifischer Ungleichheit. Neben dem obligatorischen Bildungssystem und den an die Schule andockenden Systemen der Allgemein- und Berufsbildung, der höheren Berufsbildung und der Hochschulen beeinflussen auch das Beschäftigungssystem und das Familiensystem die Bildungsverläufe, insbesondere seit der gewachsenen Bedeutung von Bildung im späteren Lebensverlauf. In den letzten drei Jahrzehnten sind durch den gesellschaftlichen Wandel (u.a. Individualisierung, Bildungsexpansion, veränderte Arbeitswelt) zunehmend Phänomene von De-Standardisierung und Pluralisierung, d.h. einer Auflösung der Einheitlichkeit und klaren Muster von institutionalisierten Pfaden im Lebenslauf zu verzeichnen. Die noch Mitte des letzten Jahrhunderts relativ klar vorgezeichneten Bildungswege nach Geschlecht oder sozialer Herkunft sind heute offener, Bildungsaufstiege und -abstiege wahrscheinlicher. Schulische Übergänge sind immer weniger vorstrukturiert, eröffnen mehrere Optionen, die jedoch nur bedingt längerfristig planbar sind und wegen laufender Veränderungen und grosser Komplexität kaum mehr überblickbar sind für das einzelne Individuum. |
Lernziele | Im Seminar befassen wir uns mit der Thematik von Bildung im Lebenslauf aus einer soziologischen Perspektive und gehen folgenden Zielsetzungen nach. Einmal fokussieren wir auf die Laufbahnen und fragen danach, wie institutionelle Bedingungen (strukturelle und organisationale Gegebenheiten, normative Erwartungen, soziale Ungleichheiten) die Laufbahnen und die damit verbundenen Bildungs- und Lebenschancen prägen. Im Weiteren betrachten wir Bildung als ein gesellschaftliches Gut, das im Lebensverlauf individuell aufgebaut und vermehrt wird und fragen danach, inwiefern sich diese Akkumulation für die Individuen und bestimmte Gruppen lohnt. In einem nächsten Schritt berücksichtigen wir Phänomene von De-Institutionalisierung im Bildungsverlauf und deren Folgen für die Individuen, welche auf der Basis von Ungewissheiten, Unübersichtlichkeit, Mehroptionalität und den gesellschaftlichen Erwartungen an ein "Lebenslanges Lernen" Entscheide fällen, Wege einschlagen oder Warteräume überbrücken müssen. In diesem Zusammenhang Diese Tendenzen einer De-Institutionalisierung von Lebensläufen haben jedoch auch Folgen für die Entwicklung des Bildungssystems und den Systemen an den Schnittstellen (Berufssystem, Sozialsystem, Familie), da sie sich diesen individualisierten und de-standardisierten Bildungswegen und daraus erwachsenden gesellschaftliche Bildungserwartungen mindestens teilweise stellen müssen. |
Literatur | - Alheit, Peter; Dausien, Bettina (2005). Bildungsprozesse über die Lebensspanne und lebenslanges Lernen. In: Tippelt, Rolf (Hrsg.): Handbuch der Bildungsforschung. Wiesbaden: VS Verlag, S. 565-585. - Bellenberg, Gabriele (2005). Wege durch die Schule - Zum Zusammenhang zwischen institutionalisierten Bildungswegen und individuellen Bildungsbiographien. In: bildungsforschung, 2(2): http://bildungsforschung.org/index.php/bildungsforschung/article/viewFile/15/13. - Hillmert, Steffen (2009). Bildung und Lebensverlauf - Bildung im Lebensverlauf: In: Becker, Rolf (Hrsg.), Lehrbuch der Bildungssoziologie. Wiesbaden: VS Verlag, S. 215-235. - Keller, Anita; Hupka-Brunner, Sandra; Meyer, Thomas (2010). Nachobligatorische Ausbildungsverläufe in der Schweiz: Die ersten sieben Jahre. Ergebnisübersicht des Jugendlängsschnitts TREE. Update 2010. Universität Basel. - Maaz, Kai; Hausen, Cornelia; McElvany, Nele; Baumert, Jürgen (2006). Stichwort: Übergänge im Bildungssystem. Theoretische Konzepte und ihre Anwendung in der empirischen Forschung beim Übergang in die Sekundarstufe. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 9(3), S. 299-327. - Meulemann, Heiner (1990). Schullaufbahn, Ausbildungskarrieren und die Folgen im Lebensverlauf. Der Beitrag der Lebenslaufforschung zur Bildungssoziologie. In: Mayer, - Karl Ulrich (Hrsg.), Lebensverläufe und sozialer Wandel. Opladen: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderband 31, S. 89-117. - Pollien, Alexandre; Bonoli Lorenzo (2010). Itinéraires de formation et lignes biographiques. Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, 36(2), S. 277-297. - Thomas, Mareike (2013). Mehrfachausbildungen: Wer sie macht und was sie bringen. Befunde der LifE-Studie. Wiesbaden: Springer VS.Eckert, Thomas (Hg.) (2007): Übergänge im Bildungswesen. Münster: Waxmann. - Rosenmund, Moritz; Zulauf, Madeleine (2004). Um-bilden. Welches Bildungssystem für das lebenslange Lernen? Studien & Berichte 20A. Bern : EDK. Sackmann, Reinhold (2013). Lebenslaufanalyse und Biographieforschung. Eine Einführung (Kapitel 5: BIldung), 2. Auflage. Wiesbaden: Springer VS. |
Bemerkungen | Die Platzzahl ist beschränkt. Bitte melden Sie sich bis zum 22. August 2014 für das Seminar bei melitta.gohrbandt@fhnw.ch an. |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
HörerInnen willkommen |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.
Module |
Modul Bildungsorganisation und Systemsteuerung (Master Educational Sciences (Joint Degree mit der PH FHNW)) Modul Pädagogische Institutionen im Wandel (Master Studienfach: Pädagogik) Modul Pädagogische Institutionen im Wandel (Master Educational Sciences (Joint Degree mit der PH FHNW)) |
Prüfung | Lehrveranst.-begleitend |
Hinweise zur Prüfung | Präsenz, aktive Mitarbeit, regelmässige vorbereitende Lektüre, kleinerer Arbeitsauftrag |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Pädagogik |