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Semester | Herbstsemester 2016 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Hubert Thüring (hubert.thuering@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | 1771 kam Jakob Michael Reinhold Lenz, zwanzigjährig, aus Livland über Königsberg nach Straßburg, wo er in einen Kreis junger Intellektueller geriet und auch den zwei Jahre älteren Goethe kennen lernte. Aus dieser Begegnung knüpfte sich zwischen jungen deutschsprachigen Dichtern, inspiriert von den etwas älteren Herder und Lavater, ein Netz von persönlichen und Schriftbeziehungen: Mit dem Anspruch auf philosophische, ästhetische und existenzielle Selbstbestimmung, mit einer Sprache der unmittelbaren Empfindung und mit dem Einbezug neuer, bisher nicht literaturfähiger Gegenstände stellen sich die Texte von Goethe, Lenz, Klinger, Wagner u.a. gegen die lebensfeindlichen Vernunftprinzipien und einengenden Kunstregeln einer erstarrten Aufklärung. „Alles verschwunden / Was uns gebunden / frei wie der Wind / Götter wir sind“, so dichtet Lenz geniehaft, wendet sich zugleich dem „stinkende[n] Atem des Volkes“ zu und läßt seine Helden am Anspruch, nur „[s]ich selbst alles zu danken zu haben“, scheitern. Während Goethe mit dem Scheitern der Werther-Figur diese Problematik als Jugendepisode überwand, blieb Lenz den widersprüchlichen und übersteigerten Idealen treu, um schließlich auch existenziell unterzugehen. ‒ Schon die Zeitgenossenschaft nahm in dem knappen Jahrzehnt seiner Wirkung die Neuheit des Phänomens über die literarisch-philosophischen Ansprüche hinaus wahr: Tatsächlich ist der „Sturm und Drang“ – wie die Literaturgeschichte später das Phänomen nach dem Drama von Klinger nannte – die erste künstlerische Bewegung mit einer existenziellen und gruppendynamisch-sozialen Dimension. Und mit diesem umfassenden Anspruch begründet diese Bewegung auch die moderne Literatur überhaupt. − Die Vorlesung wird, hauptsächlich an Lenz und Goethe orientiert, einen Überblick über die Texte, Programme und Aktionen der Sturm und Drang-Bewegung geben. Die poetisch-ästhetischen Neuerungen werden in einen diskurshistorischen Zusammenhang gestellt. Besonders betont werden zum einem der neue (biologische) Lebensbegriff und die zunehmende Problematisierung der Sexualität, zum anderen die Frage, wie der Sturm und Drang auch als erste europäische Jugendbewegung verstanden werden kann. |
Lernziele | Über das literaturhistorische Überblickswissen und die poetischen Eigentümlichkeiten einzelner Texte hinaus lernen die Studierenden erweiternde wie spezifische diskursorientierte Fragestellungen kennen, welche die Epocheneinteilung kritisch reflektieren. |
Literatur | Matthias Luserke: Sturm und Drang. Autoren – Texte – Themen, Stuttgart: Reclam 1997. Matthias Luserke-Jaqui (Hrsg.): Handbuch Sturm und Drang, Berlin: De Gruyter 2016. Interpretationen: Dramen des Sturm und Drang, Stuttgart: Reclam, 2. erweiterte Ausgabe, 1997. Matthias Buschmeier und Kai Kauffmann (Hrsg.): Sturm und Drang. Epoche – Autoren – Werke, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2013. |
Anmeldung zur Lehrveranstaltung | ADAM |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
HörerInnen willkommen |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.
Module |
Modul Allgemeine Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Studienbeginn vor 01.08.2011)) Modul Allgemeine Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft (Studienbeginn vor 01.08.2013)) Modul Aufbaustudium Deutsche Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft (Studienbeginn vor 01.08.2013)) Modul Aufbaustudium Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Studienbeginn vor 01.08.2011)) Modul Aufbaustudium Neuere deutsche Literaturwissenschaft: Schwerpunkt vor 1850 (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie) Modul Deutsche Literaturwissenschaft: Forschungsorientiertes Studium (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft) Modul Deutsche Literaturwissenschaft: Grundwissen Master (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft) Modul Einführungswissen Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie (Studienbeginn vor 01.08.2013)) Modul Grundstudium Neuere deutsche Literaturwissenschaft (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie) Modul Literaturgeschichte (Master Studiengang: Literaturwissenschaft) Modul Neuere deutsche Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Deutsche Philologie) Modul Neuere Deutsche Literaturwissenschaft I (Master Studienfach: Deutsche Philologie (Studienbeginn vor 01.08.2013)) |
Prüfung | Leistungsnachweis |
Hinweise zur Prüfung | Klausur in der letzten Vorlesung. |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | eine Wiederholung, Wiederholung zählt |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft |