Zurück zur Auswahl
Semester | Herbstsemester 2016 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende |
Michael O'Leary (michael.oleary@unibas.ch)
Markus Wild (markus.wild@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Karten sind uns in erster Linie bekannt als Mittel der Orientierung und als Darstellungsform der Geographie. Darüber hinaus repräsentieren thematische Karten Wetter, Klima, historische Prozesse, Verbreitung von Tieren, Verkehrs- oder Siedlungswesen usw. Allerdings wird die Darstellungsform der Karte auch in anderen Bereichen verwendet. So in der neueren Philosophie des Geistes: Wenn wir über etwas nachdenken oder uns etwas vorstellen, dann repräsentiert unser Bewusstsein das, woran wir denken bzw. was wir uns vorstellen. In Philosophie, Neurologie oder Kognitionswissenschaft spricht man von inneren oder mentalen Repräsentationen. Eine Metapher für solche Repräsentationen ist das „geistige Auge“: Wenn ich mir eine Katze vorstelle, so „sehe“ ich vor meinem geistigen Auge eine Katze. Eine Philosophin kann sich nicht mit solchen metaphorischen Erklärungen zufriedengeben. Zwei traditionelle Antworten auf diese Frage, was mentale Repräsentationen sind, lauten, dass es mentale Sätze oder aber mentale Bilder sind. Beide Ansätze sind problematisch. In der jüngeren philosophischen Debatte ist deshalb eine dritte, in der Psychologie und Biologie entwickelte Option, aufgekommen. Ihr zufolge sind mentale Repräsentationen so etwas wie mentale Karten. Es leuchtet ein, dass Tiere wie Bienen oder Ratten mentale Karten ausbilden, um sich räumlich zu orientieren. Doch kann man diesen Ansatz ausweiten? Gibt es so etwas wie ein Denken in Karten? - Seit Ende der 1980er-Jahre nehmen auch die Kultur- und Sozialwissenschaften den geographischen Raum vermehrt als eine wichtige kulturellen Grösse wahr (spatial turn). Es gibt in der Weltliteratur einige berühmte Karten, etwa zu Th. Morus’ Utopia, J. Swifts Liliput, in R.L. Stevensons Treasure Island, W. Faulkners Romankosmos Yoknapatawpha County oder J.R.R. Tolkiens Mittelerde. Im Zuge der Digital Humanities zeichnen sich Möglichkeiten ab, wie kartographische Repräsentationen als Analysemittel für die Literaturwissenschaft benutzt werden können. So hat der Literaturwissenschaftler Franco Moretti argumentiert, dass mithilfe von Karten grosse Textmassen auf eine überschaubare Einheit komprimiert werden können. So entstehen neue epistemische Objekte, die Verhältnisse sichtbar machen, alte Hypothesen prüfen und neue Fragen aufwerfen können. Der erste Teil dieses Seminars widmet sich Problemen von satzartigen und ikonischen Repräsentationsformaten und Chancen des Repräsentierens in Karten. Der zweite Teil wendet sich dem Denken in Karten am Beispiel von Morettis Ansätzen zu. |
Lernziele | 1. Vielfalt und Grenzen des Einsatzes von Karten in Kognitions- und Kulturwissenschaft kennen lernen. 2. Entwicklung neuer Ideen für Repräsentationen in und mit Karten. |
Literatur | Zur Anschaffung empfohlen: • Moretti, Franco, Kurven, Karten, Stammbäume. Abstrakte Modelle für die Literaturgeschichte, Frankfurt/M. 2009. Als Vorbereitung kann man sich anschauen: • Bachmann-Medick, Doris, „Spatial Turn“, in: Cultural Turns: New Orientations in the Study of Culture, Berlin/Boston 2016, S. 211-243. • Camp, Elisabeth, „Thinking with Maps“, Philosophical Perspectives 21 (2007), 145-182. • Piatti, Barbara, „Literaturgeographie und Literaturkartographie“, in: J. Dünne, A. Mahler (Hg.), Handbuch Literatur & Raum, Berlin/Boston 2015, 227-239. • Tolman, Edward, „Cognitive Maps in Rats and Men“, Psychological Review 55 (1948), 189-208. |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
---|
Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.
Module |
Modul Probleme der Theoretischen Philosophie (Bachelor Studienfach: Philosophie (Studienbeginn vor 01.08.2013)) Modul Probleme der Theoretischen Philosophie (Bachelor Studienfach: Philosophie) Modul Theoretische Philosophie (Master Studienfach: Philosophie) Modul Theoretische Philosophie (Master Studienfach: Philosophie (Studienbeginn vor 01.08.2013)) Modul Verfassen wissenschaftlicher Texte (Master Studienfach: Philosophie (Studienbeginn vor 01.08.2013)) |
Prüfung | Lehrveranst.-begleitend |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Philosophie |