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48896-01 - Seminar: Vision und Division der Welt. Wissen, Macht, Wahrnehmung nach Pierre Bourdieu (3 KP)

Semester Herbstsemester 2017
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Matthias Wittmann (matthias.wittmann@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Mediale und soziale Aspekte sind komplex verschränkt. Unsere Wahrnehmung ist verstrickt in soziale Welten, die von Medien und ihrem Gebrauch strukturiert werden. Wenn das Medium nach Marshall McLuhan die Botschaft ist und mediale Techniken Ausweitungen unserer Körper sind, dann können diese medialen Milieus – mit Pierre Bourdieu – immer auch als Bestandteil sozialer Kräftefelder gedacht werden, als Einsätze in einem durch Regeln definierten Spiel, in dem es um Durchsetzung bestimmter Wahrnehmungspositionen geht. Als strukturierte und strukturierende Agenten spielen Medien somit eine Schlüsselrolle innerhalb der Distributionsstrukturen von Macht und Kapitalsorten, Bildung und Lebensstilen, Privilegien und Herkunftsscham, symbolischen Formen und Gewalten, Dispositionen und Dispositiven, Klassenzugehörigkeiten und Distinktionen, Wahrnehmungsinstrumenten und –positionen. 'Während die gegenwärtigen Anstrengungen, das Soziale neu zu bestimmen, vor allem Dingen, Artefakten und Tieren (als das Andere des Sozialen/Menschlichen) zu neuen Sichtbarkeiten und Sagbarkeiten verhelfen, rutschen andere Grenzziehungen und Verschiebungen ins Unsagbare.' (Ulrike Bergermann / Andrea Seier)

Wie lassen sich Klassendifferenzen im Hinblick auf die Medien, aber auch im Blick durch die Medien und Kunstformen – hier vor allem Film und Fotografie, Malerei und Literatur – wahrnehmen? Welches kulturelle und symbolische Kapital wird von Medien generiert und reflektiert, distribuiert und transformiert? Wie können mediale Dynamiken als Prozesse sozialer Klassifizierung und Medien als Verfeinerungssysteme von Geschmack und Distinktion begriffen werden. In welchem Verhältnis stehen Dispositiv und Disposition, Automatisierung und Habitus? Wie lässt sich das, was Barthes mit Blick auf die Fotografie „Emanation des Referenten“ bezeichnet, mit Bourdieu als soziales Protokoll dechiffrieren? Welche feinen Unterschiede begründen Wahrnehmungspositionen und -strukturen? Wie sind Medien an der Division des Sinnlichen beteiligt? Was ist der mediale Anteil an der Herstellung von Klassenzugehörigkeit? Welche Ideologien halten sich in dem versteckt, was wir als „evident“ oder „realistisch“ bezeichnen? Welche verborgenen Tabus und Übereinkünfte, welche verschleierten Regeln, Zwänge und Schranken regulieren die Wahrnehmung und das Wahrgenommen-Werden, welches kulturelle Unbewusste steckt in materiellen Prozessen, in den Gestalten sozialer Wirklichkeit und in den Möglichkeiten des Zugangs zu medialen Tools und kulturellen Einrichtungen (wie Museum etc.)? Generieren Kunstformen und Medientechniken unterschiedliches kulturelles Kapital? Welche Wahrnehmungen setzen sich mit Hilfe welcher Medien/Formen durch und welche Rolle spielt hierbei das Bildungssystem?

Das Seminar bietet die Möglichkeit einer Re-Lektüre zentraler Schriften von Pierre Bourdieu (1930-2002) in Hinblick auf einen dort - meistens implizit - ausformulierten medienpraxeologischen Ansatz. Es soll der Versuch unternommen werden, die Bourdieu‘sche Feld-, Habitus- und Symboltheorie als Deutungsperspektive für mediale Oberflächen, Techniken und Effekte, die immer auch Effekte der Legitimität und Illegitimität sind, in Anschlag zu bringen, wobei insbesondere Fotografie und Film im Zentrum stehen werden. Hierbei gilt es vor allem auch, Bourdieu als stark visuellen Denker, der als Fotograf und Ethnograf begann, und als Soziologen des Visuellen (respektive Dividuellen) zu entdecken, um ihn mit anderen Ansätzen (u.a. von Foucault, Latour oder Rancière) in ein Spannungsverhältnis zu bringen.
Literatur Pierre Bourdieu: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft, Frankfurt/Main 1987 (OA 1979).

Didier Eribon: Rückkehr nach Reims, Berlin 2016 (OA 2009).

Georges Perec: Die Dinge, Zürich/Berlin 2016 (OA 1965).

Bemerkungen Das Seminar findet regulär von 14:15 - 16:00 Uhr statt; das folgende Zeitfenster (16:15-18:00 Uhr) ist für gelegentliche Filmsichtungen reserviert. Zum Teil muss die LV geblockt werden, auch hierfür ist das Zeitfenster 16:15-18:00 vorgesehen.

 

Teilnahmevoraussetzungen Abgeschlossenes Grund- / Basisstudium WAH / AES.
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Modul Aufbaustudium Medienästhetik (Bachelor Studienfach: Medienwissenschaft)
Modul Forschungsorientiertes Studium (Master Studienfach: Medienwissenschaft)
Modul Medienästhetik MA (Master Studienfach: Medienwissenschaft)
Modul Wahrnehmung 2 (Bachelor Studienfach: Medienwissenschaft (Studienbeginn vor 01.08.2012))
Modul Wahrnehmung 3 (Master Studienfach: Medienwissenschaft (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Prüfung Lehrveranst.-begleitend
An-/Abmeldung zur Prüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Belegen bei Nichtbestehen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Medienwissenschaft

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