Semester | Herbstsemester 2017 |
Angebotsmuster | unregelmässig |
Dozierende | Patrick Bühler (p.buehler@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Die seit geraumer Zeit anhaltende Debatte über ADHS wird bekanntlich nicht nur in der Pädagogik geführt, sondern beschäftigt immer wieder auch Medien und Politik. Dass dabei zuverlässig das Stichwort ‹Ritalin› fällt, sobald es um psychische Störungen von Schulkindern geht, kommt nicht von ungefähr. International ist das Medikament die seit längerem gebräuchlichste Metapher, um eine als gefährlich empfundene Medikalisierung der Gesellschaft zu brandmarken. Schon vor fast zwanzig Jahren bezeichnete etwa Richard DeGrandpre die USA als eine «ritalin nation» und zog gegen eine «rapid-fire culture» ins Feld, die zu einer «transformation of human consciousness» geführt habe. Über solcher Kulturkritik geht jedoch sehr häufig vergessen, dass die «Therapeutisierung des pädagogischen Alltags» sich keineswegs auf ADHS beschränkt. Vielmehr sind für die Schule zahlreiche psychische Störungen und Symptome von Bedeutung, die von Aggression, Angst, Anorexie über Drogenmissbrauch, Einnässen, Konzentrationsschwäche bis zu Lernbehinderungen, Minderwertigkeitsgefühlen und Suizidalität reichen. Ausgehend von aktuellen Debatten um ADHS und um Inklusion untersucht das Seminar, wie am Ende des 19. Jahrhunderts die Pädagogik sich der, wie es der damals berühmte Schweizer Heilpädagoge Heinrich Hanselmann 1930 formulierte, «zahlenmässig» «grössten Gruppe» «jener Kinder und Jugendlichen» zuzuwenden begann, «die wegen ihrer Abwegigkeit auf dem Gebiete des Gefühls- und Willenslebens schuluntauglich geworden» seien. Zu dieser «Gruppe» zählten die «mit dem Sammelnamen ‹schwererziehbar› zu bezeichnenden Neuropathen, Psychopathen, Epileptischen, Hysterischen, Neurotischen und Umweltgeschädigten». |
Lernziele | – Studierende wissen, wie sich die Beschäftigung mit sogenannten schwierigen Kindern entwickelte. – Studierende kennen wichtige Entwicklungen wie die Entstehung der Sonderschule, die Einsetzung von Schulärzten und -psychologen, die Ausbildung von Sozialstaaten, die mit dieser Beschäftigung einhergingen. – Studierende kennen verschiedene Theorien, methodische Ansätze, wie diese Entwicklungen analysiert werden können. |
Literatur | – Althammer, Beate (2013): Pathologische Vagabunden. Psychiatrische Grenzziehungen um 1900. In: Geschichte und Gesellschaft 39, S. 306–337. – Bakker, N. (2010): Before Ritalin. Children and Neurasthenia in the Netherlands. In: Paedagogica Historica, 46(3), S. 383–401. – Dowbiggin, Ian (2011): The Quest for Mental Health. A Tale of Science, Medicine, Scandal, Sorrow, and Mass Society. Cambridge: Cambridge University Press. – Foucault, Michel: Le pouvoir psychiatrique. Cours au collège de France 1973–1974. Paris: Gallimard/Seuil 2003 – Göppel, Rolf (2010): Von der «Ungezogenheit» zur «Verhaltensstörung»? Das Bild des «schwierigen Kindes» in der Geschichte der Pädagogik. In: Göppel, Rolf: Pädagogik und Zeitgeist. Erziehungsmentalitäten und Erziehungsdiskurse im Wandel. Stuttgart: Kohlhammer, S. 202–210. – Hofmann, Michèle (2016): Gesundheitswissen in der Schule. Schulhygiene in der deutschsprachigen Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert. Bielefeld: transcript. – Jones, Kathleen W. (2002): Taming the Troublesome Child. American Families, Child Guidance, and the Limits of Psychiatric Authority. Cambridge: Harvard University Press 2002 |
Teilnahmevoraussetzungen | BA-Abschluss Im Master of Educational Sciences immatrikuliert Keine Hörer/innen |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.
Module |
Modul Entwicklungs- und Sozialisationsprozesse (Master Studienfach: Pädagogik (Studienbeginn vor 01.02.2015)) Modul Entwicklungs- und Sozialisationsprozesse (Masterstudium: Educational Sciences (Studienbeginn vor 01.08.2015)) Modul Entwicklungs- und Sozialisationsprozesse (Masterstudium: Educational Sciences) |
Prüfung | Lehrveranst.-begleitend |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: Dozierende |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | beliebig wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Universität Basel |
Anbietende Organisationseinheit | Institut für Bildungswissenschaften |