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Semester | Frühjahrsemester 2019 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Hubert Thüring (hubert.thuering@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Der Philosoph Gilles Deleuze wird oft als Inbegriff des Poststrukturalismus und der Postmoderne gehandelt und dadurch schon einmal zu einem Gutteil verkannt. Denn Deleuze hat schon in seinen frühen philosophischen Werken eine eigene Philosophie entwickelt, die nicht mit den Begriffen der Struktur und des Begriffs und ihrer rhetorischen oder historischen Dekonstruktion arbeitet, sondern mit Kräften, Empfindungen und Intensitäten, die in den Begriffen selbst ‚leben‘. Dieser ‚Vitalismus‘ nährt sich wesentlich aus einem ästhetisch-literarischen Verständnis von Philosophie, und umgekehrt wird Literatur zu einem eminenten philosophischen Erlebnis- und Reflexionsraum. Seine berühmten, zusammen mit Félix Guattari geschriebenen Bücher "Anti-Ödipus" (1972) und "Tausend Plateaus" (1980), welche die Identitäts- und Begehrenslogik der kapitalistischen Moderne kritisieren, beziehen ihre alternativen Modelle und Begriffe wie das Rhizom und das Werden wesentlich aus der Literatur. Umgekehrt führen Deleuze und Guattari in ihrem Kafka-Buch mit dem Untertitel "Für eine kleine Literatur" (1975) eine überraschende politische Dimension in die Literatur ein. In "Kritik und Klinik" (1993) versammelt Deleuze schließlich eine Reihe von locker aufeinander bezogenen Essays zu literarischen Texten von Kleist, Sacher-Masoch, Kafka, Lawrence, Beckett, Mandelstam, Chlebnikov, Melville u.a., aber auch zu literarischen Grenzphänomenen der Literatur wie Louis Wolfson. Mit vitalistischem Impetus entdeckt er den Sinn der Texte in ihrer Sinnlichkeit und Körperlichkeit, zeigt wie die Texte empfinden, hören, sehen und denken und versetzt mittels „vier Dichterformeln“ Kants Kritik der Urteilskraft in ein ausschweifendes Spiel der Einbildungskraft, in dem sich die Vernunft verlieren kann. – Das literaturtheoretische Forschungsseminar erprobt mit Deleuze bislang wenig praktizierte, weil nicht einfach zu vermittelnde Zugänge zur Literatur, die Neugierde, Geduld und Phantasie erfordern. |
Lernziele | Die Studierenden lernen anhand von anspruchsvollen theoretischen Texten neue Denk- und Umgangsweisen mit Literatur kennen. Sie vergleichen die methodischen Ansätze mit anderen Interpretationsansätzen und bringen eigene Anwendungsmöglichkeiten auf Texte ein. |
Literatur | Gilles Deleuze und Félix Guattari: Anti-Ödipus. Kapitalismus und Schizophrenie 1 (1972), aus dem Französischen von Bernd Schwibs, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1974. Gilles Deleuze und Félix Guattari: Kafka. Für eine kleine Literatur (1975). Aus dem Französischen von Burkhart Kroeber. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1976. Gilles Deleuze: Kritik und Klinik (1993), aus dem Französischen von Joseph Vogl, Frankfurt am Main 2000. Michaela Ott: Gilles Deleuze zur Einführung, Hamburg: Junius Verlag, zweite, ergänzte Auflage 2010. |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.
Module |
Modul: Deutsche Literaturwissenschaft: Forschungsorientiertes Studium (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft) Modul: Deutsche Literaturwissenschaft: Grundwissen Master (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Slavistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Englisch) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Deutsche Philologie) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Französistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Hispanistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Italianistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Latinistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Nordistik) Modul: Literaturtheorie (Master Studiengang: Literaturwissenschaft) Modul: Neuere deutsche Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Deutsche Philologie) Wahlbereich Master Deutsche Philologie: Empfehlungen (Master Studienfach: Deutsche Philologie) |
Prüfung | Lehrveranst.-begleitend |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft |