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Semester | Herbstsemester 2019 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Anna Hodel Laszlo (anna.hodel@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Der Literaturnobelpreis von 2015 an die weissrussische Dokumentarschriftstellerin Svjatlana Aleksijevič ist bloss ein besonders prominentes Beispiel dafür, dass der weltweite Trend zu dokumentarischer Kunst auch in Osteuropa viel Beachtung findet. Der Dokumentarismus als Stilrichtung in Literatur, Theater (und Film) kann auf eine lange Geschichte zurückblicken und erfasst in Osteuropa solch unterschiedliche Tendenzen wie die sowjetisch-avantgardistische Faktografija-Bewegung, die Erfindung der Montage im frühen sowjetischen Film (Ejzenštein), die testimonial literature zum GULAG (Aleksandr Solšenycin, Varlaam Šalamov) bis hin zu postmodernen Dokumentarismusformen z.B. in der postjugoslawischen Kriegsliteratur der späten 1990er Jahre (z.B. Dubravka Ugrešić, Daša Drndić). Gleichzeitig führt der Stil selbst mitten in zeitlose theoretisch-methodische Kernfragen der Literatur- und Kulturwissenschaft. Dokumentarische Kunst entsteht oft aus einem Drang nach Authentizität heraus, aufgrund drängender Herausforderungen der Wirklichkeit oder infolge der Konfrontation mit einer Realität, die gerade in der öffentlichen Kommunikation als höchst manipuliert (fiktionalisiert) erscheint. Dokumentarische Kunst dient aus dieser Perspektive als Seismograph gesellschaftlicher Krisen. Eine Nähe zur Fiktion weist sie auf den ersten Blick nur durch die Unvorstellbarkeit der dokumentierten Realität auf. Gleichzeitig ist dokumentarische Kunst stets in einer grundlegenden Ambivalenz gefangen, da sie trotz der Verwendung der Wirklichkeit als Material dieses durch künstlerische Verfahren aufbereitet, ‘manipuliert’, fiktionalisiert, teilweise auch den Anspruch auf Fiktion gar nicht aufgibt. Besonders in der Entwicklung dokumentarischer Kunst seit den 1990er ist vermehrt eine Reflexion dieser Ambivalenz vor dem Hintergrund neuerer Genre-und Diskurs-Problematiken zu beobachten, es wird auch ein Phänomen des «Postdokumentarismus» oder der «Postfaktizität» diskutiert, das die Nähe des Dokumentarischen zu seinen Doppelgängern untersucht, zu Imitationen, Fälschungen, zum Fake, zur Manipulation und Verschwörung. Vor diesem Hintergrund unternimmt das Seminar eine doppelte Bewegung: Einerseits gilt es ausgehend vom Dokument als Provokation mimetischer/fiktiver Un/Möglichkeit grundlegende Fragen der Erzählforschung zu diskutieren (Fiktionalität/ Faktualität, Literarizität/Materialität, Textualität der Wirklichkeit u.ä.), diese des Weiteren in einem transmedialen Kontext zu verorten (v.a. Literatur und Theater, am Rande auch: Film) sowie diachron in ihrer zeitgebundenen Spezifität der Wirklichkeitskonstruktion zu unterscheiden. Andererseits erfolgt eine Form des mapping von thematischen und ästhetischen Zonen, denen gegenüber gegenwärtige osteuropäische Kunst- und Kulturschaffende eine besondere Verantwortung empfinden. |
Lernziele | (siehe Inhalt) |
Literatur | Eine ausführliche Lektüreliste wird zu Beginn des Semesters bekanntgegeben. Erste Einblicke sind möglich zu tätigen z.B. in: - Arnold, Heinz Ludwig/ Reinhardt, Stephan (Hg.): Dokumentarliteratur. Edition Text + Kritik, München 1973 - Nikitin, Boris/ Schlewitt, Carena/ Brenk, Tobias (Hg.): Dokument, Fälschung, Wirklichkeit. Materialband zum zeitgenössischen Dokumentarischen Theater. Theater der Zeit, Berlin 2014 - Forsyth, Alison/ Megson, Chris (Hg.): Get real. Documentary theatre past and present, New York 2009 |
Bemerkungen | Alle zu untersuchenden Texte und Medien sind in Übersetzungen (Deutsch oder Englisch) vorhanden. Kenntnisse slavischer Sprachen sind von Vorteil, aber nicht Voraussetzung für eine Teilnahme. |
Teilnahmevoraussetzungen | keine |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
HörerInnen willkommen |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.
Module |
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Slavistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Englisch) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Deutsche Philologie) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Französistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Hispanistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Italianistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Latinistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Nordistik) Modul: Literatur im Zusammenspiel der Künste und Medien (Master Studiengang: Literaturwissenschaft) Modul: Literatur- und kulturwissenschaftliche Forschung (Master Studiengang: Literaturwissenschaft) Modul: Literaturgeschichte (Master Studiengang: Literaturwissenschaft) Modul: Slavische Kulturwissenschaft (Master Studienfach: Slavistik) Modul: Slavische Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studiengang: Osteuropa-Studien) Modul: Slavische Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Osteuropäische Kulturen) Modul: Slavische Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Slavistik) |
Prüfung | Lehrveranst.-begleitend |
Hinweise zur Prüfung | Mögliche Beitragsformen: - Inputreferat - Essay |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Slavistik |