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55452-01 - Vorlesung: Osteuropa (post)imperial. Geopoetische Perspektiven auf die slavischen Literaturen jenseits des Nationalen (2 KP)

Semester Herbstsemester 2019
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Anna Hodel Laszlo (anna.hodel@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Als Osteuropaforschende_r wird man oft gefragt, ob das Forschungsparadigma «postcolonial studies» auch auf Osteuropa angewendet werden kann. Dieser Frage, die innerhalb der Osteuropaforschung seit bald 20 Jahren eine äusserst produktive (selbst-)kritische Schule konstituiert, geht die Vorlesung nach – aus literarischer Perspektive.
Im Unterschied zur «klassischen» kolonialen Situation (mit Überseekolonien und mehrheitlich dichotomischen Hierarchien) sind viele osteuropäische Regionen der (ehemals) «zweiten Welt» von Misch-Formen geprägt. Selber oft zwischen (kolonialisierendem) ‘Westen’ und (kolonialisiertem) ‘Osten’/’Orient’ stehend, werden für Osteuropa spezifische Phänomene wie «Mikro»- oder «Binnenkolonialismus», «weisse» oder «Semikolonien» oder auch «Selbstkolonialisierung» und «Selbstorientalisierung» (vgl. «nesting orientalism») diskutiert. Neben diesem paradoxen Pluralismus tragen zur osteuropäischen Spezifik auch das Erbe des marxistisch-leninistischen Antiimperialismus sowie der Umstand einer teilweise noch kaum abgeschlossenen «kolonialen» Situation (z.B. im postsowjetischen Raum) bei. Aufgrund solcher Besonderheiten der eigenen (post)kolonialen Kultur hat die Osteuropaforschung verstärkt nach Differenzierungsmöglichkeiten geforscht und sie besonders in der «Neueren Imperiumsforschung» gefunden. Die osteuropäischen Regionen mit ihrer jahrhundertelangen imperialen Prägung (vgl. Venezianisches, Osmanisches, Russisches und Habsburgisches Reich, sowie Sowjetunion und Jugoslawien) sind bis heute in historischen, kulturellen, politischen und sprachlichen Verflechtungen miteinander verbunden und von komplexen ineinander verschachtelten Hierarchien geprägt, die oft auf eine imperiale Grundsituation zurückzuführen sind: ein transnationales Gebilde, das innere Differenzen nicht aufhebt, sondern sie strategisch nutzt, und in welchem «nationale» Kulturen so von Beginn weg hybride Erscheinungen darstellen. Besonders die Literatur mit ihrem explorativen Potential der vielschichtigen Kontaktzone eröffnet hierzu immer wieder eindrücklichen Reflexionsraum. Anhand von Methoden der Erzählforschung, der Semiotik und insbesondere der literarischen Raumforschung, der Geopoetik, wirft die Vorlesung – jenseits dichotomischer Unterdrückungs- und empowerment-Narrative – Licht auf die Interdependenzen zwischen Zentrum und Peripherie, auf Grenz- und Entgrenzungssemiotiken sowie auf verschiedene Formen (post)imperialer Identitätskonstruktion (kulturelle Heterogenität, «Eigene Andere», Differenzpoetik und «Inklusion und Differenz», hybride/ geschichtete/ mehrfach kodierte Identitäten u.ä.) bis hin zum postimperialen Mimikry (und der berüchtigten Frage, ob «post-sozialistisch» immer auch schon «post-kolonial» sei). Der (post)imperiale Fokus, der dergestalt Impulse aus den «postcolonial studies» adaptiert und weiterentwickelt, fragt so immer auch nach Möglichkeiten der Dekonstruktion des (megalomanischen) nationalen Narrativs und nach dem – für Osteuropa bis heute virulenten – Potential eines kritisch reflektierten (post)imperialen Vermächtnisses für die Praxis der transnationalen Gegenwart.
Neben methodischen Reflexionen präsentiert die Vorlesung eine Reihe von paradigmatischen Fallbeispielen aus dem 19., 20. und 21. Jahrhundert.
An die Vorlesung ist ein sehr empfehlenswertes Lektüretutorat angebunden, in welchem fortgeschrittene Studierende eine gemeinsame Lektüre und Diskussion theoretischer und fiktionaler Texte anleiten.
Literatur Eine ausführliche Literaturliste wird vor Semesterbeginn bekanntgegeben.

 

Teilnahmevoraussetzungen Keine.
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz
HörerInnen willkommen

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Modul: Basiswissen Osteuropa (Bachelor Studienfach: Osteuropäische Kulturen)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Slavistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Englisch)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Deutsche Philologie)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Französistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Hispanistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Italianistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Latinistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Nordistik)
Modul: Literaturgeschichte (Master Studiengang: Literaturwissenschaft)
Modul: Literaturtheorie (Master Studiengang: Literaturwissenschaft)
Modul: Slavische Kulturwissenschaft (Master Studienfach: Slavistik)
Modul: Slavische Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Osteuropäische Kulturen)
Modul: Slavische Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studiengang: Osteuropa-Studien)
Modul: Slavische Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Slavistik)
Prüfung Leistungsnachweis
An-/Abmeldung zur Prüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung eine Wiederholung, Wiederholung zählt
Skala Pass / Fail
Belegen bei Nichtbestehen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Slavistik

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