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Semester | Frühjahrsemester 2020 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende |
Jonas Aebi (jonas.aebi@unibas.ch)
Jacob Geuder (jacob.geuder@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Der Boden ist ein spezielles Gut: Er ist – neben Wasser und Luft – unsere Lebensgrundlage. Gleichzeitig ist er beschränkt, unbeweglich und nicht vermehrbar. Wie der Mensch mit «seinem» Boden umgeht, hat kulturanthropologisch gesehen eine ordnungsbildende Funktion für Gemeinschaften und Gesellschaften. Lange Zeit und an vielen Orten wurde er als etwas Göttliches gesehen und sein Gebrauch über religiöse Praktiken und Regeln geregelt. Ebenfalls gab und gibt es viele Kulturen, in denen der Boden stets Gemeineigentum war. Im europäischen Feudalismus wurde Bodenbesitz nach römischem Recht zur Quelle der Macht des Adels. Nicht zuletzt war die Enteignung des adligen und katholischen Bodenbesitzes eine der ersten Massnahmen der Französischen Revolution. Auch in England war die gewaltsame Enteignung von Bauern von ihrem Boden – so beschreibt es Marx mit seiner sogenannten ursprünglichen Akkumulation – die Grundlage für den Siegeszug des Kapitalismus. Im ersten Teil der Übung werden wir uns deshalb mit einigen dieser kulturgeschichtlichen Etappen des Bodeneigentums und den entsprechenden soziologischen Theorien auseinandersetzen. In der heutigen Zeit ist die Frage besonders nach städtischem Bodeneigentum wieder gesellschaftlich und politisch virulent. Vor und nach der Finanzkrise sind der städtische Boden und das Wohnen zu wichtigen „Assets“ finanzmarktgetriebener Akkumulation geworden. Folgen wie steigende Mietpreise, Gentrifizierung, Verdrängung oder Vertreibung führen vermehrt zu sozialen Konflikten. David Madden und Peter Marcuse stellen fest, dass weltweit heute mehr Menschen wegen wohnpolitsicher Verdrängung ihr Zuhause verlieren als wegen Naturkatastrophen. In Berlin etwa organisieren sich Mieter*innen, welche mit der Kampagne „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ fordern, dass das Bundesland die grossen Wohnungsunternehmen enteignet und ihre Berliner Wohnungen verstaatlicht. Auch in Basel laufen politische Diskussionen, etwa um das Recht auf Wohnen, oder um die Frage, wem das Entwicklungsareal KlybeckPlus gehört. Wem die Stadt gehört, ist auch eine Frage nach dem Boden als sozialem, kulturellen und ökonomischen Gut. Deshalb wollen wir im zweiten Teil der Übung diese Frage mit einem forschenden, interdisziplinären Blick diskutieren: In Schweizer Städten und insbesondere in Basel haben sich Debatten um den städtischen Boden und Immobilienbesitz in den letzten Jahren intensiviert. Wir wollen untersuchen, wie die Eigentumsverhältnisse in unserer Stadt verteilt sind, wie sie sich verändert haben, und mit welchen Praktiken verschiedene Eigentümer mit ihrem Besitz umgehen. Dazu dient uns eine vom Verein Stadt für Alle gestartete Datenbank als Ausgangspunkt, welche aktuelle Verschiebungen von Boden- und Immobilieneigentum sowie laufende Baugesuche dokumentiert. Mithilfe verschiedener Methoden, die wir gemeinsam diskutieren, werden wir kleine Untersuchungen zu den Prozessen auf dem Basler Boden- und Immobilienmarkt durchführen. |
Lernziele | Die Studierenden können soziologische Theorien zum Bodeneigentum anwenden und in historischen Phasen der Kulturgeschichte verorten. Die Studierenden können mit einer Datenbank umgehen und dazu eigenständige Forschungen zu Eigentumsverhältnissen in Basel durchführen. |
Literatur | Hans Bernoulli: Die Stadt und ihr Boden. Basel 1991 [1949]. - Kevin Cahill: Who Owns the World. New York 2010. - Brigitta Gerber / Ulrich Kriese: Boden behalten – Stadt gestalten. Zürich 2019. - David Harvey: The New Imperialism: Accumulation by Dispossession. In: The Socialist Register 40 (2004): The New Imperial Challenge, S. 63–87. - David Madden; Peter Marcuse: In Defense of Housing. London 2016. - Karl Marx: Das Kapital. Band I. 24. Kapitel: Die sogenannte ursprüngliche Akkumulation. MEW, Band 23, Berlin 1968. |
Bemerkungen | Weitere Dozierende: Luisa Gehringer |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.
Module |
Modul: Fachkompetenz Globaler Wandel (Master Studienfach: Geographie) Modul: Fields: Environment and Development (Master Studiengang: African Studies) Modul: Fields: Governance and Politics (Master Studiengang: African Studies) Modul: Methoden und Felder der Kulturanthropologie (Bachelor Studienfach: Kulturanthropologie) Modul: Projects and Processes of Urbanization (Master Studiengang: Critical Urbanisms) Modul: Research Lab Kulturanthropologie (Master Studienfach: Kulturanthropologie) Modul: Transfer: Europa interdisziplinär (Master Studiengang: Europäische Geschichte in globaler Perspektive ) |
Prüfung | Lehrveranst.-begleitend |
Hinweise zur Prüfung | Eigenes Forschungsprojekt in Gruppenarbeit und Präsentation der Ergebnisse. |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Urban Studies |