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Semester | Herbstsemester 2020 |
Angebotsmuster | unregelmässig |
Dozierende | Anton F.H. Bierl (a.bierl@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Homer ist der 'erste Dichter des Abendlands' (Latacz), auf den sich die westliche Literatur bis heute immer wieder bezieht. Neben der Ilias, dem Epos über den trojanischen Krieg, ist unter seinem Namen auch das weitaus persönlichere, vergleichsweise 'bürgerliche' Grossepos überliefert, das die Irrfahrten und die Heimkehr des griechischen Troia-Helden Odysseus nach Ithaka zum Thema hat. Während also in der Ilias Kampf und Aristie, Auseinandersetzungen um die aristokratische Ehre des Achilles den Stoff bilden, geht es hier um die Werte der Gattentreue, Ehe und Familie wie auch um die königlich-bäuerliche Hausgemeinschaft unter den Bedingungen einer gewandelten Gesellschaft auf der Folie amoröser und anderer fiktionaler Abenteuer. Die archetypische Szenerie – ein Mann geht auf eine Unternehmung, bleibt 20 Jahre aus und kehrt nach vielen Abenteuern gerade noch rechtzeitig zurück, bevor die Freier seine Gattin und damit zugleich sein Königshaus erhalten – und die in Odysseus inhärente Dialektik der Aufklärung (Horkheimer/Adorno) sowie die Selbstsuche und das märchenhafte Substrat sprechen uns ganz unmittelbar an. Zudem hat sich die Odyssee in den letzten Jahren als eines der innovativsten Forschungsgebiete der Gräzistik gerade in bezug auf moderne Literaturtheorien erwiesen. Die überkluge Penelope wurde zum Brennpunkt des Interesses der feministisch orientierten Gender–Studies. Gerade in den letzten Jahren wird auch das Romanhafte der Handlung der Odyssee hervorgehoben und die Verwandtschaft mit dem viel späteren griechischen Roman (1.–3. Jhd. n. Chr.) ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt.. Der fahrende Sänger Homer steht an der Schwelle zwischen uralten mündlichen Dichtungsweisen und schriftlicher Literatur; er begründet die Textualität in einer komplexen zusammenhängenden und kunstvoll gerafften Handlungsführung. Dabei integriert er zahlreiche orale Traditionen, einfache Geschichten, traditionelle mythische Erzählungen und Märchen. Neben einem allgemeinen Einblick in die homerische Welt, in die zentralen Fragen der Homerphilologie (Homerische Frage, homerische Sprache, Metrik, gesellschaftliche Voraussetzungen) soll die Vorlesung vor allem diese grundsätzliche Spannung zwischen oral poetry und literarischer Erzählkunst behandeln. So stehen auf der einen Seite die Vermittlungscodes von Mythos, Ritus und Märchen, auf der anderen Seite die raffinierte Kunst der Komposition, die insbesondere den antiken und modernen Roman befruchtete. Methodisch wird sich dies in einer Kombination von anthropologisch-kulturwissenschaftlichen Ansätzen und Formen der modernen Erzählforschung niederschlagen. Im Zentrum steht die eingehende Behandlung des Epos am Text in Übersetzung (mit Blicken ins Original). |
Lernziele | – Vertrautwerden mit dem Fach Gräzistik und mit der griechischen Kultur – Kennenlernen des griechischen Epos und Homers – Kennenlernen der homerischen Kultur, Heldenepos, Troia – Vertrautwerden mit der Odyssee, Odysseus und bildlicher Kultur – Einblicke in die homerische Götter– und Heroenwelt, in die Homerische Sprache – Einblicke in die Homerische Frage – Einsicht in das Prinzip der mündlichen Komposition, der Mythopoetik – Vertrautwerden mit der Gegenüberstellung Mündlichkeit–Schriftlichkeit – Einsicht in Performance, Ritualität und Performativität |
Literatur | Literatur: Text: P. von der Mühll, Homeri Odyssea, Basel 1971 Übersetzung: Homer. Die Odyssee, deutsch von W. Schadewaldt, Hamburg 1958 Kommentar: A. Heubeck et al., A Commentary on Homer's Odyssey, I-III, Oxford 1988-1992 I. J. F. de Jong. A Narratological Commentary on the Odyssey. Cambridge 2001 Einführungen: J. Latacz, Homer. Der erste Dichter des Abendlands, München/Zürich 1989 ders. (Hrsg.), Homer. Die Dichtung und ihre Deutung (WdF 634), Darmstadt 1991 R. Rutherford, Homer (Greece & Rome. New Surveys in the Classics 26), Oxford 1996 I. Morris, B. Powell (Hrsg.), A New Companion to Homer, Leiden 1997 G. A. Seek, Homer. Eine Einführung,Stuttgart 2004 Monographie: U. Hölscher, Die Odyssee. Epos zwischen Märchen und Roman, München 1989 |
Bemerkungen | Teilnehmerkreis: Studierende der Griechischen und Lateinischen Philologie sowie der Altertumswissenschaften, ferner der modernen Philologien, des Interphilologischen Bereichs, Medienwissenschaften, der Religionswissenschaft, Philosophie. Interessierte HörerInnen anderer Fächer und aller Fakultäten sind ebenfalls herzlich willkommen. Auch geeignet für die Zertifikate ”Ancient Greek and Modern Theatre & Performance Studies” und “Literatur und Religion: Mythopoetik |
Weblink | Gräzistik |
Teilnahmevoraussetzungen | keine – Griechischkenntnisse werden nicht vorausgesetzt; alle Textbeispiele werden auch in Übersetzung vorgestellt. |
Anmeldung zur Lehrveranstaltung | Ja |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
HörerInnen willkommen |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.
Module |
Modul: Antike / monotheistische / aussereuropäische Religionen (Bachelor Studienfach: Religionswissenschaft) Modul: Griechische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte BA (Bachelor Studienfach: Altertumswissenschaften) Modul: Griechische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte BA (Bachelor Studiengang: Altertumswissenschaften) Modul: Griechische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte MA (Master Studienfach: Gräzistik) Modul: Griechische Religionswissenschaft und Mythologie (Bachelor Studienfach: Altertumswissenschaften) Modul: Griechische Religionswissenschaft und Mythologie (Bachelor Studiengang: Altertumswissenschaften) Modul: Grundstudium Schwerpunkt Gräzistik (Bachelor Studienfach: Altertumswissenschaften) Modul: Grundstudium Schwerpunkt Gräzistik (Bachelor Studiengang: Altertumswissenschaften) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Englisch) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Altertumswissenschaften) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Französistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Hispanistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Italianistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Nordistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studiengang: Altertumswissenschaften) Modul: Literaturgeschichte (Master Studiengang: Literaturwissenschaft) Modul: Vertiefung in Geschichte und Altertumswissenschaften BA (Bachelor Studienfach: Altertumswissenschaften) Modul: Vertiefung in Geschichte und Altertumswissenschaften BA (Bachelor Studiengang: Altertumswissenschaften) Modul: Vertiefung in Geschichte und Altertumswissenschaften MA (Master Studienfach: Alte Geschichte) |
Prüfung | Leistungsnachweis |
Hinweise zur Prüfung | regelmässige Teilnahme, Kurzklausur am Ende des Semesters oder Essay |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | eine Wiederholung, Wiederholung zählt |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | beliebig wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Gräzistik |