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Semester | Herbstsemester 2021 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende |
Alexander Heit (alexander.heit@unibas.ch)
Georg Pfleiderer (georg.pfleiderer@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Seit der Aufklärung hat die westliche Zivilisation mindestens zwei gross angelegte Versuche unternommen den Menschen zu verbessern, um ihn so seiner eigentlichen „Bestimmung“ zuzuführen. Das jüngere der beiden Unternehmen firmiert unter dem Begriff human enhancement erleben wir seit einigen Jahren in vielfältigen Formen. Darunter versteht man die Selbstoptimierung des Menschen durch den Einsatz medizinischer oder technischer Verfahren, die die Leistungsfähigkeit steigern oder erweitern. Eingriffe in das Erbgut, der Einsatz pharmazeutischer Substanzen, neurologische Apparaturen oder mechanische Körpererweiterungen stehen beispielhaft für die dabei eingesetzten Mittel. Radikale Konzepte eines sog. Trans- oder gar Posthumanismus versprechen sich von solchen Methoden gar die Überwindung des Menschen im bisherigen Sinne. Die zweite und ältere Idee der Annäherung des Menschen an ein Ideal seiner selbst stammt aus der Aufklärungszeit. Die (später so genannte) humanistische Idee sieht vor, das Ziel des Menschen durch früh einsetzende, möglichst lebenslange Bildung zu erreichen. Anders als das heutige human enhancement arbeitet das humanistische Verbesserungskonzept in erster Linie mit den Mitteln der (Selbst-)Formung des menschlichen Geistes. Eine späte, radikale, teilweise bewusst aufklärungskritische Variante dieses Diskurses ist Nietzsches Idee vom „Übermenschen“. Für die aufklärerisch-humanistischen Konzepte kann man zeigen, dass sie in der Tradition der christlichen Ideen von der Bestimmung des Menschen und von der Realisierung des Reiches Gottes auf Erden stehen bzw. stehen wollten. Für die modernen human enhancement ist dieser Bezug schwieriger aufzuweisen und sachlich problematischer. In welchem Verhältnis stehen diese beiden Grossdiskurse um die Zukunft des Menschen zueinander? Ist das moderne, technoide human enhancement die legitime Fortsetzung des aufklärerisch-humanistischen (Selbst-)Bildungskonzepts? Hat der Humanismus, der sich selbst bildende Mensch, noch Zukunft? Werden seine problematischen Implikationen durch human enhancement ans Licht gebracht (P. Sloterdijk) oder ist seine Ära mit ihm ans Ende gelangt (Y. Harari)? Wie verhalten sich beide Projekte zu den biblisch-christlichen Vorstellungen von der Zukunft des Menschen? Im Seminar sollen wichtige theologische und philosophische Texte, die der Idee von der Bestimmung des Menschen unter neuzeitlichen Bedingungen gerecht werden wollen, besprochen werden. Ebenso sollen die grundlegenden ethischen Fragen, die mit der Steigerung der technologischen Fähigkeiten in den letzten Jahrzehnten verbunden sind, diskutiert werden. |
Lernziele | - Kenntnis biblisch-christlicher Vorstellungen von der Zukunft des Menschen und theologischer Deutungstraditionen - Kenntnis aufklärerisch und anderer klassisch moderner Selbstbildungstheorien - Kenntnis aktueller Debatten zu Human Enhancement - Schärfung des ethischen und theologisch-religionswissenschaftlichen Urteilsvermögens |
Literatur | Böhlemann, Peter; Hattenbach, Almuth u.a. (Hg.): Der machbare Mensch? Moderne Hirnforschung, biomedizinisches Enhancement und christliches Menschenbild, Berlin 2010. Demuth, Volker: Der nächste Mensch. Berlin 2018. Fenner, Dagmar: Selbstoptimierung und Enhancement. Ein ethischer Grundriss, Tübingen 2019. Habermas, Jürgen: Die Zukunft der menschlichen Natur. Auf dem Weg zu einer liberalen Eugenik? Frankfurt am Main 2001. Harari, Yuval Noah: Homo Deus. Eine Geschichte von Morgen, Aus dem Englischen übersetzt von Andreas Wirthensohn [2017], 6. Aufl. München 2017. Herder, Johann G.: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Werke in 10 Bänden, Band 6. Herausgegeben von Martin Bollacher. Deutscher Klassiker Verlag, Frankfurt 1989. Knell, Sebastian und Weber, Marcel (Hg): Länger leben? Philosophische und biowissenschaftliche Perspektiven, Frankfurt 2009. Krüger, Oliver: Virtualität und Unsterblichkeit: Gott, Evolution und die Singularität im Post- und Transhumanismus, Freiburg i.Br. 2019. Lessing, Gotthold E.: Die Erziehung des Menschengeschlechts. Die Erziehung des Menschengeschlechts (Große Texte der Christenheit, Band 5), hrsg. und kommentiert von Walter Sparn, Leipzig 2018. Nietzsche, Friedrich: Jenseits von Gut und Böse. KSA 5, hrsg. von G. Colli und Mazzino Montinari, Apparat in KSA 14, S. 377–382. Pannenberg, Wolfhart: Systematische Theologie, Bd. II (Abschnitte zur Bestimmung des Menschen), Göttingen 2011. Schöne-Seifert, Bettina; Talbot, Davinia (Hg.): Enhancement. Die ethische Debatte, Paderborn 2009. Sloterdijk, Peter: Regeln für den Menschenpark. Ein Antwortschreiben zu Heideggers Brief über den Humanismus, Frankfurt 2008 (Nachdruck der ersten Auflage von 1999). |
Bemerkungen | Das Seminar findet während der Vorlesungsperiode in einem ungefähr 14-tgl. Rhythmus statt. Zusätzlich beinhaltet einen Blockteil am 10. und 11. Januar (Anreise 9.1.; Abreise 11. oder 12.1.) Dieser wird in einem Seminarhaus in Klosters/GR durchgeführt. Es besteht Gelegenheit zur Anreise bereits am Samstag, 8. Januar. Gelegenheit zu einem gemeinsamen Wintersportwochenende! Kostenbeteiligung wird erwartet. Vergünstigungen nach Rücksprache möglich. |
Teilnahmevoraussetzungen | keine speziellen Voraussetzungen |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
---|---|---|---|
14-täglich | Mittwoch | 10.15-12.00 | Theologie, Grosser Seminarraum 002 |
Bemerkungen | Zusätzlicher Blocktermin: 10./11. Januar 2022 |
Datum | Zeit | Raum |
---|---|---|
Mittwoch 29.09.2021 | 10.15-12.00 Uhr | Theologie, Grosser Seminarraum 002 |
Mittwoch 06.10.2021 | 10.15-12.00 Uhr | Theologie, Grosser Seminarraum 002 |
Mittwoch 20.10.2021 | 10.15-12.00 Uhr | Theologie, Grosser Seminarraum 002 |
Mittwoch 03.11.2021 | 10.15-12.00 Uhr | Theologie, Grosser Seminarraum 002 |
Mittwoch 10.11.2021 | 10.15-12.00 Uhr | Theologie, Grosser Seminarraum 002 |
Mittwoch 17.11.2021 | 10.15-12.00 Uhr | Theologie, Grosser Seminarraum 002 |
Mittwoch 01.12.2021 | 10.15-12.00 Uhr | Theologie, Grosser Seminarraum 002 |
Mittwoch 15.12.2021 | 10.15-12.00 Uhr | Theologie, Grosser Seminarraum 002 |
Montag 10.01.2022 | 09.00-17.00 Uhr | Theologie, Grosser Seminarraum 002 |
Dienstag 11.01.2022 | 09.00-17.00 Uhr | Theologie, Grosser Seminarraum 002 |
Module |
Doktoratsstudium Theologie: Empfehlungen (Doktoratsstudium - Theologische Fakultät) Modul: Biblische und systematische Theologie (Masterstudium: Theologie) Modul: Ethik des Christentums - Fundamentalethik (ST/E 1) (Master Studienfach: Theologie) Modul: Ethik des Christentums - Fundamentalethik (ST/E 1) (Masterstudium: Theologie (Studienbeginn vor 01.08.2018)) Modul: Ethik des Christentums – Fundamentalethik (ST/E 1) (Masterstudium: Theologie) Modul: Ethik des Christentums - materiale Ethik, Ethik der Lebensführung (ST/E 2) (Master Studienfach: Theologie) Modul: Ethik des Christentums - materiale Ethik, Ethik der Lebensführung (ST/E 2) (Masterstudium: Theologie (Studienbeginn vor 01.08.2018)) Modul: Ethik des Christentums – materiale Ethik, Ethik der Lebensführung (ST/E 2) (Masterstudium: Theologie) Modul: Philosophie (ST 3) (Bachelorstudium: Theologie) Modul: Religionsphilosophie und Religionswissenschaft (Masterstudium: Interreligious Studies) |
Prüfung | Leistungsnachweis |
Hinweise zur Prüfung | Das Seminar ist 'interaktiv'. Erwartet wird regelmässige aktive Teilnahme inkl. Vorbereitung der jew. Texte zur Sitzung sowie Bereitschaft zur Übernahme einer Einzelleistung (in der Regel schriftlich ausgearbeitetes Referat). |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: Dozierende |
Wiederholungsprüfung | eine Wiederholung, bester Versuch zählt |
Skala | 1-6 0,5 |
Belegen bei Nichtbestehen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Theologische Fakultät, studiendekanat-theol@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Theologie |