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Semester | Herbstsemester 2021 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Johannes Truffer (johannes.truffer@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Unsere Gegenwart zeigt sich durch vielerlei Krisenerscheinungen gekennzeichnet, wobei die COVID-19 Pandemie im öffentlichen Bewusstsein derzeit die grösste Aufmerksamkeit erfährt. Auch wenn die Pandemie die gesellschaftliche Debatte im Moment zurecht prägt, erübrigen sich dadurch die restlichen sozialen und ökologischen Problemstellungen jedoch nicht. Der imminente Klimakollaps, die wachsende soziale Ungleichheit sowie struktureller Rassismus und Sexismus bleiben virulente Problematiken. Diese Krisenerscheinungen haben – ihrer Komplexität und Heterogenität zum Trotz – eine Gemeinsamkeit: Sie sind alle aufs intimste mit der kapitalistischen Produktionsweise und der damit zusammenhängenden bürgerlichen Herrschaft verflochten. Der Kapitalismus traf deswegen stets auch auf Kritik von sozialen Bewegungen. Um ihre Kritiken zu formulieren, nahm die Sozialkritik stets Rückgriff auf Theorien des Kapitalismus und der bürgerlichen Gesellschaft, wobei die politische Ökonomie von Karl Marx als systematischste und weitreichendste Ausarbeitung gelten kann. Das Marxsche Werk inspiriert eine Vielzahl an einflussreichen Denker:innen und bleibt bis heute einflussreich. Die Kritische Theorie, die sich in Frankfurt am Main in den 1920er und 30er Jahren unter der Leitung von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno formierte, stellt einen der wichtigsten Anschlüsse an die Marxsche Kapitalismustheorie dar. Sie nahm sich nichts weniger zum Ziel, als eine interdisziplinäre Wissenschaft zu begründen, die im Gegensatz zu ihrem bürgerlichen Gegenstück – der traditionellen Theorie – nicht einfach nur dem Status Quo verpflichtet war, sondern ihre Theoriebildung stets auch in den Dienst einer kommenden, emanzipierteren Gesellschaft stellte. Seither haben sich viele Autor:innen mit unterschiedlichen Bezügen in diese Theorietradition eingeordnet und versucht den Geist einer analytisch strengen und doch kritischen Sozialwissenschaft weiterzutragen. Seit den 1920er Jahren oder gar seit Marxens Zeiten hat sich ungemein viel verändert auf der Welt. Die Kinderarbeit wurde abgeschafft, das Frauenstimmrecht eingeführt und der Sozialstaat sorgt dafür, dass wir (vielleicht) einmal eine Rente erhalten. Und doch leben wir noch immer im Kapitalismus und verkaufen unsere Arbeitskraft an Besitzende. Das Seminar setzt an dieser widersprüchlichen Ausgangslage an und versucht in einem ersten Teil die theoretischen Grundlagen der kritischen Gesellschaftstheorie der Frankfurter Schule aufzuarbeiten. In einem zweiten Teil werden die Primärtexte der ersten Generation (Horkheimer, Adorno, Marcuse) der Frankfurter Schule gelesen, worauf in einem dritten Teil die in den Ansätzen tendenziell untertheoretisierten Phänomene Gender und Race behandelt werden. In einem vierten, abschliessenden Teil kommen schliesslich zeitgenössische Autor:innen zu Wort, die sich in einer zeitdiagnostischen Art und Weise zu den Krisen der Gegenwart äussern. |
Lernziele | - Die Studierenden erhalten einen ersten Einblick in die Kritische Theorie der Frankfurter Schule und erlernen die Handhabung ihrer basalen Konzepte. - Die Studierenden können mithilfe der Theorien einer marxistischen Soziologie gegenwärtige gesellschaftliche Entwicklungen und Dynamiken erkennen sowie kritisch auf ihre Herrschaftsförmigkeit und allenfalls emanzipatorischen Potenziale hin befragen. - Die Studierenden entwickeln eine reflektierte Perspektive sowohl auf die "traditionelle" als auch auf die Kritische Theorie. - Die Studierenden erwerben durch das Verfassen von Blogposts und eines Essays Schreibkompetenz |
Literatur | - Honneth, Axel (1988): Kritik der Macht: Reflexionsstufen einer kritischen Gesellschaftstheorie, Frankfurt a.M.: Suhrkamp. - Adorno, Theodor W. und Max Horkheimer (1988[1947]): Dialektik der Aufklärung: Philosophische Fragmente, Frankfurt a.M.: Fischer. - Horkheimer, Max (1937): Traditionelle und kritische Theorie, in: Zeitschrift für Sozialforschung, Jahrgang VI, S. 245-294. - Marx, Karl (1867): Das Kapital Band 1. In: Marx/Engels-Werke (MEW), Bd. 23, S. 85-98. - Habermas, Jürgen (2014): Technik und Wissenschaft als ”Ideologie“, Frankfurt am Main: Suhrkamp. - Adorno, Theodor W., Dahrendorf, Ralf, Pilot, Harald, Albert, Hans, Habermas, Jürgen und Karl R. Popper (1972): Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie, Neuwied/Berlin: Luchterhand. - Dahms, Hans-Joachim (2016): Positivismusstreit: Die Auseinandersetzungen der Frankfurter Schule mit dem logischen Positivismus, dem amerikanischen Pragmatismus und dem kritischen Rationalismus, Frankfurt am Main: Suhrkamp. - Nachtwey, Oliver (2016): Die Abstiegsgesellschaft: Über das Aufbegehren in der regressiven Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp. - Bhattacharyya, Gargi (2018): Rethinking Racial Capitalism: Questions of Reproduction and Survival. London: Rowman&Littlefield. Kap. 2&4. - Mazzucato, Mariana (2018): Wie kommt der Wert in die Welt? Von Schöpfern und Abschöpfern. Frankfurt: Campus. 19-36 & Kap. 7. - Fraser, Nancy (2016): «Contradictions of Capital and Care.» New Left Review 100: 99-117. - Moore, Jason W. (2019): Kapitalismus im Lebensnetz: Ökologie und die Akkumulation des Kapitals. Berlin: Matthes & Seitz. Kap. 3&7. |
Bemerkungen | Da bereits sehr viele Anmeldungen eingegangen sind, sollte die Einschreibung nur dann erfolgen, wenn man sich wirklich sicher ist, dass man am Seminar teilnehmen möchte. Gemäss den aktuellen Covid-19-Schutzmassnahmen kann diese Lehrveranstaltung bei über 17 Teilnehmenden nicht mehr in Präsenz durchgeführt werden, weswegen das die Obergrenze für die Anmeldungen darstellt. Es bleibt selbstredend vorbehalten, dass bei entsprechenden Beschlüssen der Unileitung der Unterricht per Zoom stattfindet. |
Teilnahmevoraussetzungen | - Soziologiestudierende werden bei Überbelegung bevorzugt zugelassen - Bachelorstudierende ab dem 3. Semester werden bei Überbelegung bevorzugt zugelassen - Interesse an zeitdiagnostischer und kritischer Sozialwissenschaft und Bereitschaft, sich vertieft mit anspruchsvollen Texten auseinanderzusetzen |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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wöchentlich | Dienstag | 14.15-16.00 | Kollegienhaus, Hörsaal 116 |
Datum | Zeit | Raum |
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Dienstag 21.09.2021 | 14.15-16.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 116 |
Dienstag 28.09.2021 | 14.15-16.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 116 |
Dienstag 05.10.2021 | 14.15-16.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 116 |
Dienstag 12.10.2021 | 14.15-16.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 116 |
Dienstag 19.10.2021 | 14.15-16.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 116 |
Dienstag 26.10.2021 | 14.15-16.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 116 |
Dienstag 02.11.2021 | 14.15-16.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 116 |
Dienstag 09.11.2021 | 14.15-16.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 116 |
Dienstag 16.11.2021 | 14.15-16.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 116 |
Dienstag 23.11.2021 | 14.15-16.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 116 |
Dienstag 30.11.2021 | 14.15-16.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 116 |
Dienstag 07.12.2021 | 14.15-16.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 116 |
Dienstag 14.12.2021 | 14.15-16.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 116 |
Dienstag 21.12.2021 | 14.15-16.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 116 |
Module |
Modul: Soziologische Theorie BA (Bachelor Studienfach: Soziologie) |
Prüfung | Lehrveranst.-begleitend |
Hinweise zur Prüfung | - Die Teilnahme an der Sitzung in der ersten Woche ist obligatorisch. Dann wird die definitive Teilnehmer:innen-Liste angefertigt. - Regelmässige Teilnahme an den Sitzungen (zwei Mal darf unbegründet gefehlt werden) - Lektürekarten zu jeder Sitzung einreichen (ebenfalls zwei "Joker" erlaubt) - Essay am Ende des Semesters |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Soziologie |