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Semester | Frühjahrsemester 2022 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Dominique Grisard (dominique.grisard@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | «Zusammen mit vielen anderen Feministinnen möchte ich also für eine Theorie und Praxis der Objektivität eintreten, die Anfechtung, Dekonstruktion, leidenschaftlicher Konstruktion, verwobenen Verbindungen und der Hoffnung auf Veränderung von Wissenssystemen und Sichtweisen den Vorrang gibt.» (Haraway 1995, 85). Wessen Wissen? Wessen Kunst? Diese und andere Fragen stellen wir uns in diesem Seminar wiederholt – bei der gemeinsamen Lektüre von Donna Haraways Essay «Situiertes Wissen. Die Wissenschaftsfrage im Feminismus und das Privileg einer partialen Perspektive», einem Grundlagentext der Geschlechterforschung, aber auch beim wiederholten Besuch der Ausstellung «Heute Nacht geträumt» der Aotearoa neuseeländischen Künstlerin Ruth Buchanan im Kunstmuseum Gegenwart sowie anlässlich der im Rahmen der Ausstellung stattfindenden «conversations» mit Künstler:innen, Kurator:innen, Wissenschaftler:innen und Aktivist:innen. Das an Universitäten produzierte Wissen hat eine grosse Deutungsmacht. Es besteht die Erwartung, dass Wissenschaft objektiv und neutral betrieben wird und wahre Aussagen über die Welt hervorbringt. In diesem Seminar reflektieren wir darüber, wie die gesellschaftliche Positionierung von Wissenschaftler:innen, ihre geopolitische wie institutionelle Verortung in Wissenschaft und Universität, das von ihnen produzierte Wissen prägt. Gemeinsam suchen wir nach anderen Vorstellungen von und Zugängen zu Wissen(schaft) und werden beispielsweise bei bell hooks fündig: «Ich habe mich der Theorie zugewandt, weil ich am Leiden war – der Schmerz in mir war so stark, dass ich nicht mehr leben konnte. Ich kam zur Theorie verzweifelt, ich wollte begreifen, erfassen, was um mich herum und in mir passierte, vor allem aber wollte ich, dass der Schmerz weggeht. In der Theorie sah ich einen Ort des Heilens.» (hooks 1994, 59). Für sie ist Theorie nichts abstraktes oder statisches, sondern entsteht in und aus den Erfahrungen und Affekten marginalisierter Menschen. In dieser Art von Wissen steckt eine transformative, ja reparative Kraft. Die in Museen ausgestellte Kunst funktioniert nach etwas anderen Spielregeln als die Wissenschaft. Diesen wollen wir in der Auseinandersetzung mit der Ausstellung «Heute Nacht geträumt» von Ruth Buchanan nachspüren. Buchanan geht der Frage nach, wie die Beziehungen zwischen Archiven, Museen und ihren Besucher:innen anders – inklusiver, bewusster, affektiver – gestaltet werden könnten. Ausgehend vom spezifischen Kontext der Papierfabrik am Rhein, die Ende der 1970er Jahre zum Museum für Gegenwartskunst umgebaut wurde, untersucht Buchanan die Geschichte des Gebäudes selbst, seiner Umgebung, seiner Ausstellungsgeschichte, seine Besucher:innen und insbesondere auch der Kunstwerke, die seit der Eröffnung im Jahr 1980 dort gezeigt wurden. Der Titel «heute Nacht geträumt» ist einem Bild der international renommierten Künstlerin Miriam Cahn entlehnt, das jüngst für die Sammlung des Kunstmuseums erworben wurde. Es entspricht Buchanans Wunsch, die Regeln nach denen ein Museum funktioniert, neu zu denken. Ähnlich wie Haraway geht es Buchanan um das Situieren, Lokalisieren, Positionieren und Transformieren von Archiven und Institutionen des kulturellen Wissens. Sie wird nicht müde, unbequeme Fragen zu stellen: Welche Geschichte wird gezeigt? Wann beginnt die Gegenwart? Wie passt mein Körper hier hinein? Werde ich wiederkommen? |
Lernziele | - Wir üben uns im kritische Fragen stellen - Kritische Auseinandersetzung mit zentralen Themen der Geschlechterforschung und feministischen Wissenschaftskritik: 1) Wissen und/als Macht; 2) Situiertheit: Verorten, Lokalisieren, Positionieren, Verkörpern und Historisieren von Wissen; 3) Lebenswissen, Erfahrungswissen, affektives Wissen, Körperwissen etc.; 3) Vision, Sehen, Sichtbarkeit; 4) Feministische Objektivität, partielle Verbindung; 5) Kritik, Bruch, Intervention und Transformation von Wissenssystemen und Sichtweisen; 6) Epistemische Gewalt, epistemischer Ungehorsam; 7) Wissen, Materialität, Sorge; 8) Dekolonisierung von Wissen, Archiven und Institutionen. - Sorgfältige Lektüre von Grundlagentexten der Geschlechterforschung und feministischen Wissenschaftskritik. - (Zugang zu) Wissen an der Universität, in Museen und Archiven situieren und kritisieren aus queer-feministischer, wissenschaftskritischer und dekolonisier Perspektive. - Reflexion über das eigene Verhältnis zu Universität, Archiv und Kunstmuseum und dem darin entstandenen und beherbergten Wissen. |
Literatur | Haraway, Donna: Situiertes Wissen. Die Wissenschaftsfrage im Feminismus und das Privileg einer partialen Perspektive, in: Die Neuerfindung der Natur. Primaten, Cyborgs und Frauen, Frankfurt a. M.: Campus, 1995, 73-97. Busch, Kathrin/Dörfling, Christina/Peters, Kathrin/Szànto, Ildiko (Hgs.) (2018): Wessen Wissen? : Materialität und Situiertheit in den Künsten, Paderborn: Wilhelm Fink. hooks, bell: Theory as Liberatory Practice, in: Teaching to Transgress. Education as the Practice of Freedom, New York/London: Routledge, 1994. Buchanan, Ruth/Burns, Aileen/Lundh, Johan/Rose, Hanahiva (Hgs.) (2021): Uneven Bodies (Reader), New Plymouth NZ: Govett-Brewster Art Gallery. Keller, Evelyn Fox/Grontkowski, Christine R. (1983): The Mind's Eye, in: Harding, Sandra/Hintikka, Merrill (Hgs.): Discovering Reality: Feminist Perspectives on Epistemology, Metaphysics, Methodology and the Philosophy of Science, Dordecht, Holland: Reidel Publishing, 207-221. Deuber-Mankowsky, Astrid/Holzhey, Christoph F.E. (Hgs.) (2013): Situiertes Wissen und regionale Epistemologie: zur Aktualität Georges Canguilhems und Donna J. Haraways, Wien/Berlin: Turia & Kant. Hark, Sabine (2007): Kommentar zu Kritisches Bündnis: Feminismus und Wissenschaft, in: Dis/Kontinuitäten: feministische Theorie, Wiesbaden: VS Verlag, 239-246. Hark, Sabine (2005): Dissidente Partizipation: eine Diskursgeschichte des Feminismus, Frankfurt a. M.: Suhrkamp. |
Bemerkungen | Die Seminarsitzungen finden unregelmässig statt und auch nicht immer an der Universität. Wir besuchen wiederholt die Ausstellung "Heute Nacht geträumt" im Kunstmuseum Basel Gegenwart und nehmen aktiv teil an den 4-5 Abendveranstaltungen im Museum. |
Weblink | theartofintervention.blog |
Teilnahmevoraussetzungen | Bereitschaft des Besuchs von 4-5 Abendveranstaltungen im Kunstmuseum Basel Gegenwart (jeweils Mittwoch, 17:30 bis 19.30): 23.3. Heute Nacht geträumt 30.3. From what point does the contemporary begin? 13.4. Where does my body belong? 4.5. Werde ich wiederkommen? 18.5. Welche Geschichte wird gezeigt? Wiederholter Besuch der Ausstellung "Heute Nacht geträumt" im Kunstmuseum Basel Gegenwart (kostenloser Eintritt). |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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wöchentlich | Donnerstag | 12.15-14.00 | Kollegienhaus, Seminarraum 212 |
Datum | Zeit | Raum |
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Donnerstag 24.02.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Kollegienhaus, Seminarraum 212 |
Donnerstag 03.03.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Kollegienhaus, Seminarraum 212 |
Donnerstag 10.03.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Fasnachtsferien |
Donnerstag 17.03.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Kollegienhaus, Seminarraum 212 |
Mittwoch 23.03.2022 | 17.30-19.30 Uhr | - Siehe Bemerkung, -- |
Donnerstag 24.03.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Kollegienhaus, Seminarraum 212 |
Mittwoch 30.03.2022 | 17.30-19.30 Uhr | - Siehe Bemerkung, -- |
Donnerstag 31.03.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Kollegienhaus, Seminarraum 212 |
Donnerstag 07.04.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Kollegienhaus, Seminarraum 212 |
Mittwoch 13.04.2022 | 17.30-19.30 Uhr | - Siehe Bemerkung, -- |
Donnerstag 14.04.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Ostern |
Donnerstag 21.04.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Kollegienhaus, Seminarraum 212 |
Donnerstag 28.04.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Kollegienhaus, Seminarraum 212 |
Mittwoch 04.05.2022 | 17.30-19.30 Uhr | - Siehe Bemerkung, -- |
Donnerstag 05.05.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Kollegienhaus, Seminarraum 212 |
Donnerstag 12.05.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Kollegienhaus, Seminarraum 212 |
Mittwoch 18.05.2022 | 17.30-19.30 Uhr | - Siehe Bemerkung, -- |
Donnerstag 19.05.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Kollegienhaus, Seminarraum 212 |
Donnerstag 26.05.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Auffahrt |
Module |
Aufbaumodul (Transfakultäre Querschnittsprogramme im freien Kreditpunkte-Bereich) Modul: Einführung in die Geschlechterforschung in unterschiedlichen Disziplinen (Bachelor Studienfach: Geschlechterforschung) Modul: Theorien der Kulturanthropologie (Bachelor Studienfach: Kulturanthropologie) Modul: Wirtschaft, Wissen und Kultur (Bachelor Studienfach: Soziologie) |
Prüfung | Lehrveranst.-begleitend |
Hinweise zur Prüfung | Wird noch bekanntgegeben |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Gender Studies |