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Semester | Herbstsemester 2022 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Stefan Rosmer (stefan.rosmer@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Der listige Fuchs, der alle austrickst und sich seinen eigenen Vorteil zu sichern weiss, gehört zu den bekanntesten literarischen Gestalten in den europäisch-westlichen Literaturen, der ‘schlaue Fuchs’ ist sprichwörtlich geworden. Im deutschsprachigen Raum haben vor allem die spätmittelalterlichen niederdeutschen Versionen eine breite Wirkungsgeschichte entfaltet (‘Reynke de Vos’, auf den über Zwischenstufen vermittelt auch Goethes Reineke Fuchs zurückgeht). Im Zentrum unseres Proseminars steht die erste deutschsprachige Version des ‘Reinhart Fuchs’ eines Autors mit Namen Heinrich, der im Elsass lebte und den Roman wahrscheinlich in den 1190er-Jahren dichtete. Wie die meisten der frühen Texte der höfischen Literatur griff er auf eine romanische Vorlage zurück, den ‘Roman de Renart’. Anders als seine Vorlage reihte Heinrich aber nicht einzelne Geschichten vom schlauen Fuchs lose aneinander, sondern konzipierte eine durchstrukturierte, auf den finalen Gerichtsprozess hin angelegte Erzählung. In der Forschung gilt der ‘Reinhart Fuchs’ als bittere Satire auf die Schlechtigkeit der Welt und des Menschen im Allgemeinen (in der älteren Forschung wurde auch versucht, die Gestalten des Textes auf konkrete historische Personen und Probleme der Herrschaft im späten 12. Jh. zu beziehen). Mit seinem radikal negativen Menschenbild steht er in krassem Gegensatz zur ungemein optimistischen Weltsicht des Artusromans, der etwa gleichzeitig durch Hartmann von Aue im deutschsprachigen Raum rezipiert und adaptiert wird. Vergnüglich – und aufgrund sprachlicher und erzählerischer Stringenz und Direktheit auch einfach – zu lesen sind die Übeltaten des Fuchses gleichwohl. Der kurze Text bietet somit ideale Voraussetzungen, sich in die mittelalterliche deutschsprachige Literatur einzuarbeiten. Im Proseminar wollen wir uns zunächst mit der Analyse älterer Erzähltexte im Allgemeinen vertraut machen. Im zweiten Teil erarbeiten wir uns die philologischen Grundlagen (Datierung, Überlieferung, Handschriften, Edition; mögliche Auftraggeber und Entstehungskontext, Publikum) und einen Überblick zur Stoffgeschichte. Nach einer intensiven Textlektüre ca. in der Semestermitte werden wir uns im letzten Drittel des Proseminars den spezifischen Problemen der Interpretation des Texts widmen und jüngere Forschungsansätze diskutieren, ausserdem soll der Text im Kontext der mittelalterlichen deutschsprachigen Literatur verortet werden. |
Lernziele | - Instrumente der Erzähltheorie auf Texte der Vormoderne anwenden, diese Anwendung problematisieren und modifizieren - Grundkenntnisse der Überlieferung mittelalterlicher deutschsprachiger Texte; Basiswissen zum Umgang mit Editionen und über Datierungen mhd. Texte - Reflexion von Problemen literaturwissenschaftlicher Begriffsbildung am Bsp. ‘Tierepos’, ‘Epos’, ‘Roman’ - Erwerb von Überblickswissen über die deutsche Literaturgeschichte im Zeitraum ca. 1180 bis 1320 - Literatur- und kulturgeschichtliche Einordnung eines vormodernen Erzähltexts - Einblicke in aktuelle Forschungen |
Literatur | - Bitte VOR Seminarbeginn anschaffen: Heinrich der Glîchezâre: Reinhart Fuchs. Mhd./Nhd. Hg., übers. u. erl. v. Karl-Heinz Göttert. Stuttgart 2022 (RUB 14220). - Denjenigen, die sich auf das Proseminar vorbereiten oder einstimmen möchte, sei in der vorlesungsfreien Zeit die (Re-)Lektüre der Kapitel 1–7 in Gert Hübner: Ältere deutsche Literatur. Eine Einführung. 2. Aufl. Tübingen 2015 empfohlen. |
Teilnahmevoraussetzungen | erfolgreich abgeschlossenes Proseminar "Einführug in die mittelhochdeutsche Sprache" |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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wöchentlich | Dienstag | 12.15-14.00 | Deutsches Seminar, Seminarraum 5 |
Datum | Zeit | Raum |
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Dienstag 20.09.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 5 |
Dienstag 27.09.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 5 |
Dienstag 04.10.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 5 |
Dienstag 11.10.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 5 |
Dienstag 18.10.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 5 |
Dienstag 25.10.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 5 |
Dienstag 01.11.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 5 |
Dienstag 08.11.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 5 |
Dienstag 15.11.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 5 |
Dienstag 22.11.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 5 |
Dienstag 29.11.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 5 |
Dienstag 06.12.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 5 |
Dienstag 13.12.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 5 |
Dienstag 20.12.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 5 |
Module |
Modul: Grundstudium Germanistische Mediävistik (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie) |
Prüfung | Lehrveranst.-begleitend |
Hinweise zur Prüfung | regelmässige Teilnahme und Mitarbeit im Proseminar, Bearbeitung schriftlicher und mündlicher Arbeitsaufträge im Lauf des Semesters |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft |