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Semester | Herbstsemester 2022 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Johannes Truffer (johannes.truffer@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | In jüngster Zeit scheinen sich massive gesellschaftliche Rückschritte globalen Massstabs zu ereignen. Zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten ist die Lebenserwartung in Industrienationen rückläufig, der Hunger auf der Welt nimmt wieder zu und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine beendet nicht nur die westliche Illusion eines Endes der Geschichte, sondern lässt die Lebenshaltungskosten in die Höhe schnellen und trifft hierbei gerade die Arbeiter:innenklasse empfindlich. Zugleich erhalten rechtsextreme und libertäre Parteien in diesen Krisenzeiten massiven Zulauf, obwohl ihre Lösungsvorschläge die Probleme verschlimmern und denjenigen zugutekommen, die von der Krise profitieren und sie an erster Stelle mit zu verantworten haben. Doch weshalb handeln Menschen – gerade unterdrückte Menschen – ihren ureigensten Interessen zuwider? Weshalb wählt eine Arbeiterin die FDP, wenn diese in der Regierungsverantwortung sofort dazu übergeht, ihr die Pension zusammenzustreichen und zugleich reichen Menschen die Steuern zu kürzen? Die Ideologietheorie stellt einen Versuch dar, diese Diskrepanz zu theoretisieren. Die Fragen, ob Menschen die Herrschaftsverhältnisse, denen sie unterworfen sind, durchblicken und wie sie dazu gebracht werden können, systematisch ihren Interessen entgegenzuhandeln, bilden ideologiekritische Leitmotive. Die Ideologietheorie bildet einen Kernbestandteil marxistischer Theorie und inspirierte vielfältige Anschlüsse – auch von nicht genuin marxistischen Autor:innen. Im Seminar befassen wir uns zunächst mit den unterschiedlichen Fassungen der Ideologietheorie bei Marx, rekonstruieren die Gestalt, die die Ideologiekritik in der ersten Generation der Frankfurter Schule erhielt und wenden uns schliesslich jüngeren, pragmatistischen Ausarbeitungen der Ideologietheorie zu – unter anderem bei Christoph Deutschmann sowie bei Luc Boltanski und Ève Chiapello. Durch den Einbezug von Texten zu aktuellen Entwicklungen versucht das Seminar eine Perspektive auf die ideologische Verfassung unserer Gegenwart zu eröffnen. |
Lernziele | - Die Studierenden erhalten einen ersten Einblick in die Ideologiekritik der Frankfurter Schule, lernen ihre marxistische Grundlagen kennen und kennen ihre zeitgenössischen Weiterentwicklungen. - Die Studierenden können mithilfe der Theorien einer marxistischen Soziologie gesellschaftliche Ideologien erkennen sowie kritisch auf ihre Herrschaftsförmigkeit und allenfalls emanzipatorischen Potenziale hin befragen. - Die Studierenden entwickeln eine reflektierte Perspektive auf Ideologiekritik und erarbeiten ihre empirische Dimension. - Die Studierenden erwerben durch das Verfassen von Blogposts Schreibkompetenz |
Literatur | Adorno, T. W. (1967): «Résumé über Kulturindustrie», in: Ohne Leitbild – Parva Aesthetica, Frankfurt a.M.: Suhrkamp. Boltanski, L. und È. Chiapello (2003): Der Neue Geist des Kapitalismus. Konstanz: UVK. Butollo, F. und O. Nachtwey (Hrsg.) (2018): «Der Fetischcharakter der Ware und sein Geheimnis», in: Karl Marx: Kritik des Kapitalismus, Schriften zur Philosophie, Ökonomie, Politik und Soziologie, Berlin: Suhrkamp. S. 332-343. Deutschmann, C. (2011): A Pragmatist Theory of Capitalism, Socio-Economic Review 9(1): 83-106. Horkheimer, M. und T. W. Adorno (1969): «Kulturindustrie: Aufklärung als Massenbetrug», in: Dialektik der Aufklärung, Frankfurt a.M.: Suhrkamp. Horkheimer, M. (1937b): Traditionelle und kritische Theorie, Zeitschrift für Sozialforschung, Jahrgang VI. Ausschnitte Marx, K. und F. Engels (2018[1845]): Die deutsche Ideologie: eine Auswahl, Stuttgart: Reclam. Marx, Karl (1867): Das Kapital Band 1. In: Marx/Engels-Werke (MEW), Bd. 23, S. 85-98. Rehmann, J. (2008): Einführung in die Ideologietheorie, Hamburg: Argumente. Turner, F. (2006): From Counterculture to Cyberculture: Stewart Brand, the Whole Earth Net-work, and the Rise of Digital Utopianism. Chicago: University of Chicago Press. |
Bemerkungen | Es bleibt vorbehalten, dass bei entsprechenden Beschlüssen der Unileitung der Unterricht per Zoom stattfindet. |
Teilnahmevoraussetzungen | Das Seminar richtet sich explizit an Studierende der Soziologie, die sich in einem fortgeschrittenen Semester des Bachelors (oder sogar Master) befinden. Damit die Materie konstruktiv bearbeitet werden kann und um einer COVID-bedingten Verlagerung auf Zoom zuvorzukommen, wird die Obergrenze der Studierenden bei 15-20 liegen. An der ersten Sitzung wird die definitive Zulassung zum Seminar vorgenommen. Falls eine Überbelegung vorliegt, werden kumulativ folgende Kriterien angewendet, um Studierende zum Seminar zuzulassen: - Soziologiestudierende werden bevorzugt zugelassen - Studierende ab dem 3. Semester BA werden bevorzugt zugelassen - Bachelorstudierende werden bevorzugt zugelassen |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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wöchentlich | Donnerstag | 16.15-18.00 | Soziologie, Hörsaal 215 |
Datum | Zeit | Raum |
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Donnerstag 22.09.2022 | 16.15-18.00 Uhr | Soziologie, Hörsaal 215 |
Donnerstag 29.09.2022 | 16.15-18.00 Uhr | Soziologie, Hörsaal 215 |
Donnerstag 06.10.2022 | 16.15-18.00 Uhr | Soziologie, Hörsaal 215 |
Donnerstag 13.10.2022 | 16.15-18.00 Uhr | Soziologie, Hörsaal 215 |
Donnerstag 20.10.2022 | 16.15-18.00 Uhr | Soziologie, Hörsaal 215 |
Donnerstag 27.10.2022 | 16.15-18.00 Uhr | Soziologie, Hörsaal 215 |
Donnerstag 03.11.2022 | 16.15-18.00 Uhr | Soziologie, Hörsaal 215 |
Donnerstag 10.11.2022 | 16.15-18.00 Uhr | Soziologie, Hörsaal 215 |
Donnerstag 17.11.2022 | 16.15-18.00 Uhr | Soziologie, Hörsaal 215 |
Donnerstag 24.11.2022 | 16.15-18.00 Uhr | Soziologie, Hörsaal 215 |
Donnerstag 01.12.2022 | 16.15-18.00 Uhr | Soziologie, Hörsaal 215 |
Donnerstag 08.12.2022 | 16.15-18.00 Uhr | Soziologie, Hörsaal 215 |
Donnerstag 15.12.2022 | 16.15-18.00 Uhr | Soziologie, Hörsaal 215 |
Donnerstag 22.12.2022 | 16.15-18.00 Uhr | Soziologie, Hörsaal 215 |
Module |
Modul: Soziologische Theorie BA (Bachelor Studienfach: Soziologie) |
Prüfung | Lehrveranst.-begleitend |
Hinweise zur Prüfung | Die Leistungsüberprüfung wird in Form von Lektürekarten geschehen. Diese sind jeweils vor der betreffenden Sitzung hochzuladen und umfassen eine Lektürereflexion von etwa einer halben Seite. Es wird die Möglichkeit geben, mehrere Karten auszulassen, sodass am Ende des Semesters ca. 9 Karten vorliegen (drei Karten pro Semestermonat, drei mal über das Semester verteilt aussetzen). - Die Teilnahme an der Sitzung in der ersten Woche ist obligatorisch. Dann wird die definitive Teilnehmer:innen-Liste angefertigt. - Regelmässige Teilnahme an den Sitzungen (zwei Mal darf unbegründet gefehlt werden) - Aktive Lektüre der Literatur und einreichen von Lektürekarten (drei "Joker" sind erlaubt) |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Soziologie |