Zur Merkliste hinzufügen
Zurück zur Auswahl

 

60345-01 - Seminar: Schule als Sanatorium: Pädagogik und Psychiatrie 1890-1940 (3 KP)

Semester Frühjahrsemester 2023
Angebotsmuster unregelmässig
Dozierende Patrick Bühler (p.buehler@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Die seit geraumer Zeit anhaltende Debatte über ADHS beschäftigt bekanntlich nicht nur die Pädagogik, sondern immer wieder auch die Medien und die Politik. Dass dabei zuverlässig das Stichwort «Ritalin» fällt, kommt nicht von ungefähr: International ist das Medikament die seit längerem gebräuchlichste Metapher, um eine als gefährlich empfundene Medikalisierung der Gesellschaft zu brandmarken. Dabei gerät nur zu oft in Vergessenheit, dass weder die psychischen Störungen von Schulkindern noch die «Therapeutisierung» des pädagogischen Alltags sich allein auf ADHS beschränken. Für die Schule sind vielmehr zahlreiche psychische Symptome und Störungen von Bedeutung, die von Angst, Anorexie, Aggression über Drogenmissbrauch, Konzentrationsschwäche bis zu Lernbehinderungen, Minderwertigkeitsgefühlen und Suizidalität reichen. Nur seit wann und warum wurden psychische Störungen überhaupt Teil der Schule?
Das Seminar untersucht das psychopathologische Wissen und die psychodiagnostischen und -therapeutischen Praktiken der Pädagogik vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, als pädagogische «Gesundheitssysteme» entstanden, die bis heute Bildungssysteme prägen. Das Seminar geht in einem ersten Teil auf internationale Entwicklungen ein, um in einem zweiten am Beispiel von Basel die Schaffung des schulärztlichen und schulpsychologischen Dienstes, die Entwicklung der sogenannten Hilfsschule sowie der verwendeten Diagnosen und angewandten Therapien detailliert studieren zu können.
Lernziele – Die Studierenden können die Entwicklung von schulärztlichen und schulpsychologischen Diensten und ihren historischen Kontext zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschreiben (national und international).
– Die Studierenden kennen die Entstehung der Schweizer Sonderpädagogik und haben einen Überblick über transnationale Entwicklungen gewonnen.
– Die Studierenden kennen die Schwierigkeiten von Klassifikationen von psychischen Störungen sowie Beispiele von damals häufig bei Kindern und Jugendlichen diagnostizierten Störungen (wie Hysterie, psychopathische Minderwertigkeit etc.)
– Die Studierenden können die Langlebigkeit von gewissen sonderpädagogischen Schwierigkeiten im Bildungssystem beschreiben.
– Die Studierenden kennen unterschiedliche Möglichkeiten, wie eine Geschichte der Beziehung von Regel- und Sonderschule geschrieben werden kann (wie etwa Wissensgeschichte, disability history).
Literatur Bakker, Nelleke (2010): Before Ritalin: Children and Neurasthenia in the Netherlands. In: Paedagogica Historica 46(3), S. 383–401.

Dekker, Jeroen J. H. (2009): Children at risk in history. A story of expansion. In: Paedagogica Historica 45(1–2), S. 17–36.

Hofmann, Michèle (2019): A weak mind in a weak body? Categorising
intellectually disabled children in the nineteenth and early twentieth centuries in Switzerland. In: History of Education 48(4), S. 452–465.

Lengwiler, Martin (2018): Der strafende Sozialstaat. Konzeptuelle Überlegungen zur Geschichte fürsorgerischer Zwangsmassnahmen. In: Traverse 25(1), S. 180–196.

Moser, Vera (2016): Die Konstruktion des Hilfsschulkindes – ein modernes Symbol zur Regulation des Sozialen? In: Groppe, Carola/Kluchert, Gerhard/Matthes, Eva (Hrsg.): Bildung und Differenz. Historische Analysen zu einem aktuellen Problem. Wiesbaden: Springer, S. 255–276.

Petrina, Stephen (2006): The Medicalization of Education. A historiographic Synthesis. In: History of Education Quarterly 46, S. 503–531.

Wolfisberg, Carlo & Hoyningen-Süess, Ursula (2003): Zwischen Abhängigkeit und Emanzipation. Psychiatrie und Heilpädagogik in der deutschsprachigen Schweiz zwischen 1890 und 1930. In: Traverse 10(1), S. 47–58.
Weblink https://bildungswissenschaften.unibas.ch

 

Teilnahmevoraussetzungen BA-Abschluss. Immatrikuliert im Masterstudiengang Educational Sciences oder Fachdidaktik bzw. Doktoratsprogramm IBW. Studierende anderer Studiengänge wenden sich bei Interesse bitte zuerst an die Dozierenden.
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum
wöchentlich Donnerstag 12.15-14.00 Kollegienhaus, Seminarraum 104

Einzeltermine

Datum Zeit Raum
Donnerstag 23.02.2023 12.15-14.00 Uhr Kollegienhaus, Seminarraum 104
Donnerstag 02.03.2023 12.15-14.00 Uhr Fasnachstferien
Donnerstag 09.03.2023 12.15-14.00 Uhr Kollegienhaus, Seminarraum 104
Donnerstag 16.03.2023 12.15-14.00 Uhr Kollegienhaus, Seminarraum 104
Donnerstag 23.03.2023 12.15-14.00 Uhr Kollegienhaus, Seminarraum 104
Donnerstag 30.03.2023 12.15-14.00 Uhr Kollegienhaus, Seminarraum 104
Donnerstag 06.04.2023 12.15-14.00 Uhr Ostern
Donnerstag 13.04.2023 12.15-14.00 Uhr Kollegienhaus, Seminarraum 104
Donnerstag 20.04.2023 12.15-14.00 Uhr Kollegienhaus, Seminarraum 104
Donnerstag 27.04.2023 12.15-14.00 Uhr Kollegienhaus, Seminarraum 104
Donnerstag 04.05.2023 12.15-14.00 Uhr Kollegienhaus, Seminarraum 104
Donnerstag 11.05.2023 12.15-14.00 Uhr Kollegienhaus, Seminarraum 104
Donnerstag 18.05.2023 12.15-14.00 Uhr Auffahrt
Donnerstag 25.05.2023 12.15-14.00 Uhr Kollegienhaus, Seminarraum 104
Donnerstag 01.06.2023 12.15-14.00 Uhr Kollegienhaus, Seminarraum 104
Module Modul: Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik (Masterstudium: Educational Sciences)
Modul: Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik (Masterstudium: Fachdidaktik)
Prüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Prüfung Wird im Seminar bekannt gegeben.
An-/Abmeldung zur Prüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: Dozierende
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Belegen bei Nichtbestehen beliebig wiederholbar
Zuständige Fakultät Institut für Bildungswissenschaften, bildungswissenschaften@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Institut für Bildungswissenschaften

Zurück zur Auswahl