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Semester | Frühjahrsemester 2024 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Ralf Simon (ralf.simon@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Thomas Harlan? Noch nie gehört? Als sein ‹Heldenfriedhof› kurz die Aufmerksamkeit der Feuilletons genoss, nannte man ihn einen der grossen Prosaisten der deutschen Sprache. Seine Aufarbeitung der Naziverbrechen wurde mit Lanzmanns Shoah-Film verglichen. Seitdem ist ‹Heldenfriedhof› weitgehend unbehandelt geblieben. Es ist ein Buch, auf das man eher nicht stösst. Wenn man es zu lesen beginnt, ist die Chance, die Lektüre durchzuhalten, gering. Zu sperrig ist es, zu anstrengend, voller quälender Fakten, so haltlos spekulativ wie verzweifelt. Es ist eines dieser inkompatiblen Bücher, geschrieben für eine Nachwelt, die es kaum wird geben können. Es ist auch ein Buch, das gelesen zu haben man sich zum moralischen Imperativ machen kann. Für seine Lektüre hat unser Fach einzustehen: Wer, wenn nicht eine fortgeschrittene Germanistik, sollte in der Lage sein, sich über diese 700 Seiten zu beugen? ‹Heldenfriedhof› spielt in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Erzählt wird die Recherche zu den Mitgliedern der ‹Aktion Reinhardt›, jener Personengruppe, die mit der Ermordung der Juden in den Ostgebieten des Dritten Reiches operativ beauftragt gewesen ist. Da aus komplexen Gründen, die in ‹Heldenfriedhof› dargestellt sind, die juristische Verfolgung dieser Nazis unterblieb, schreibt Harlan die fiktive Geschichte eines investigativen Rechercheurs, der sich in die Nazinetzwerke nach 1945 einschleicht und die Verbrechen der Täter sowie ihre Nachkriegsexistenzen aufdeckt. Es entsteht eine Romanhandlung auf der Basis realen Recherchematerials. Thomas Harlan hat lange Jahre damit zugebracht, vor allem in Polen die Taten der ‹Aktion Reinhardt› zu rekonstruieren. Sehr viele Gerichtsverfahren in der BRD wurden dadurch angestossen – und zumeist wieder eingestellt, infolge einer skandalösen Rechtsänderung. ‹Heldenfriedhof› ist der Text, in dem die Literatur den Versuch unternimmt, das vorenthaltene und verweigerte Recht dennoch stattfinden zu lassen. Es ist aber auch der Text, der ein komplexes Scheitern erzählt. Denn die investigative Recherche hat den Preis zu zahlen, dass der Recherchierende zunehmend zum Teilnehmer der Kreise werden muss, die sein Gegenstand sind. Die Hauptfigur des Romans spaltet sich in eine Vielzahl von Personen auf und verliert sich in dieser verzweifelten Tätigkeit. Dies zu lesen und verstehen, ist das Ziel des Seminars. ‹Heldenfriedhof› soll in kleinen Schritten, die wöchentlich zu bewältigen sind, aufgearbeitet werden. Zur Einübung soll zu Beginn des Semesters Thomas Harlan selbst zur Diskussion stehen. Er hat das unwahrscheinlichste Leben eines Deutschen nach 1945 geführt, das man sich vorstellen kann. Sein Vater, Veit Harlan, war der Regisseur des Nazi-Films ‹Jud Süß› – eine bittere Mit-Gift für den Sohn, der zum Nazijäger wurde, zum Kommunisten, zum Revolutionär, zum radikalen Filmemacher und zu einem hemmungslosen Geschichtenerzähler, der zuweilen auch hart neben der Wahrheit lag. |
Lernziele | Komplexe Prosa lesen. Fragen der Gerechtigkeit, im Medium der Literatur gedacht. |
Literatur | • Thomas Harlan: Heldenfriedhof. ISBN-13: 978-3499256899 [CHF 16.90] Hinweis: Diese Ausgabe bringt die zweite Auflage, die für das Seminar zugrundgelegt wird. • Thomas Harlan: Hitler war meine Mitgift. Ein Gespräch mit Jean-Pierre Stephan. Rowohlt Taschenbuch, ISBN-13: 978-3499256912 [CHF 16.90] • Forschungsliteratur wird auf ADAM zu finden sein. |
Teilnahmevoraussetzungen | Gemäss Studienordnung. Studierende, die sich noch im BA-Studium befinden, aber das MA-Seminar belegen wollen, melden sich bitte bei mir. |
Anmeldung zur Lehrveranstaltung | Via MOnA oder als GasthörerIn durch Mailanfrage |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
HörerInnen willkommen |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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wöchentlich | Montag | 18.15-20.00 | Deutsches Seminar, Seminarraum 4 |
Datum | Zeit | Raum |
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Montag 26.02.2024 | 18.15-20.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 4 |
Montag 04.03.2024 | 18.15-20.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 4 |
Montag 11.03.2024 | 18.15-20.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 4 |
Montag 18.03.2024 | 18.15-20.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 4 |
Montag 25.03.2024 | 18.15-20.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 4 |
Montag 01.04.2024 | 18.15-20.00 Uhr | Ostern |
Montag 08.04.2024 | 18.15-20.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 4 |
Montag 15.04.2024 | 18.15-20.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 4 |
Montag 22.04.2024 | 18.15-20.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 4 |
Montag 29.04.2024 | 18.15-20.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 4 |
Montag 06.05.2024 | 18.15-20.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 4 |
Montag 13.05.2024 | 18.15-20.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 4 |
Montag 20.05.2024 | 18.15-20.00 Uhr | Pfingstmontag |
Montag 27.05.2024 | 18.15-20.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 4 |
Module |
Doktorat Allgemeine Literaturwissenschaft: Empfehlungen (Promotionsfach: Allgemeine Literaturwissenschaft) Doktorat Deutsche Literaturwissenschaft: Empfehlungen (Promotionsfach: Deutsche Literaturwissenschaft) Modul: Deutsche Literaturwissenschaft: Forschungsorientiertes Studium (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft) Modul: Deutsche Literaturwissenschaft: Grundwissen Master (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft) Modul: Literatur- und kulturwissenschaftliche Forschung (Master Studiengang: Literaturwissenschaft) Modul: Neuere deutsche Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Deutsche Philologie) Wahlbereich Master Deutsche Philologie: Empfehlungen (Master Studienfach: Deutsche Philologie) |
Prüfung | Lehrveranst.-begleitend |
Hinweise zur Prüfung | Intensive und aktive Beteiligung. Anwesenheit. |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft |