Zurück zur Auswahl
Semester | Frühjahrsemester 2024 |
Angebotsmuster | unregelmässig |
Dozierende | Regula Julia Leemann (regula.leemann@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Im internationalen Vergleich der Bildungssysteme zeichnet sich das Schweizer Bildungssystem im nachobligatorischen Bereich durch das System der Berufsbildung aus. Zwei Drittel der Schulabgän-ger:innen beginnen eine berufliche Grundbildung, wobei die meisten Jugendlichen eine betriebliche Lehre im sogenannten dualen System (Lernort Betrieb und Schule) machen, ein kleinerer Anteil eine vollzeitschulische berufliche Erstausbildung besucht. Der wirtschaftlich-technologische Wandel von einer Industrie- zu einer globalisierten Wissensgesellschaft erfordert, dass sich das Berufsbildungssystem – die in ihm institutionalisierten Curricula, Ausbildungsformen sowie Bildungs- und Berufslaufbahnen – diesen Entwicklungen anpasst, um auch zukünftig seinen Qualifikations- und Integrationsaufgaben gerecht zu werden. In diesem Zusammenhang wird das System der Berufsbildung auch kritisiert. Ein Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage führe bei einem Teil der Jugendlichen zu einem verzögerten Einstieg in die Ausbildung und zu Warterunden in Übergangsausbildungen. Viele Lernende würden die Berufsausbildung vorzeitig abbrechen oder die Abschlussprüfungen nicht bestehen, weshalb die Abschlussquote der Sekundarstufe II zu tief sei. Der berufsbildende Weg vermittle zu wenig Allgemeinbildung und überfachlichen Schlüsselkompetenzen und führe zu wenige junge Menschen zu einer Berufsmaturität und ins tertiäre Bildungssystem. Eine Folge davon sei ein ausgeprägter Fachkräftemangel insbesondere im Bereich der MINT- und CARE-Berufe. Eine weitere Kritik betrifft die Ungleichheit generierenden Prozesse der dualen Berufsbildung, da die frühe Berufswahl zu einer ausgeprägten Geschlechtersegregation führe, die Lehrstellen entlang von sozialen Merkmalen (Migrationshintergrund, Geschlecht, soziale Herkunft) vergeben werden, und die sozial benachteiligten Jugendlichen zu Berufsausbildungen gedrängt werden, für die sie sich nicht interessieren und die wenige Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Auch regionale Ungleichheiten beim Zugang zu einer Berufsausbildung und zur Berufsmaturität werden moniert. Andere Stimmen dagegen sprechen von einem Erfolgsrezept und betonen die besonderen Stärken des Schweizer Berufsbildungssystems. Es sei für die tiefe Jugendarbeitslosigkeit verantwortlich, ermögliche mit der Berufsmaturität die Erweiterung der Allgemeinbildung und eine Durchlässigkeit zum Hochschulsystem. Die arbeitsmarktnahe Ausbildung mit dem erfahrungsbasierten Lernen erlaube auch schulleistungsschwächeren Jugendlichen das Absolvieren einer nachobligatorischen Ausbildung und unterstütze die Integration in den Arbeitsmarkt. |
Lernziele | Im Seminar werden wir uns aus einer soziologischen Perspektive mit dem System der beruflichen Bildung befassen, um die Kontroversen einordnen zu können und sowohl theoretisch wie empirisch gestützte Antworten zum Potenzial und den Herausforderungen des Berufsbildungssystems zu finden. Dabei werden wir uns in die folgenden Themen vertiefen: - Historische Wurzeln des Berufsbildungssystems - Heutige institutionellen Ausgestaltung des Berufsbildungssystems - Konzept von Beruf und Beruflichkeit als Organisation des Arbeitsvermögens - Integrations- und Ausschlussmechanismen in und durch die berufliche Grundbildung - Ungleichheit produzierenden Mechanismen - Durchlässigkeit ins Tertiärsystem und Fachkräftemangel |
Literatur | Baethge, Martin. 2006. Das deutsche Bildungs-Schisma: Welche Probleme ein vorindustrielles Bil-dungssystem in einer nachindustriellen Gesellschaft hat. SOFI-Mitteilungen (34):13-27. Buchholz, Sandra, Christian Imdorf, Sandra Hupka-Brunner und Hans-Peter Blossfeld. 2012. Sind leis-tungsschwache Jugendliche tatsächlich nicht ausbildungsfähig? Eine Längsschnittanalyse zur beruflichen Qualifizierung von Jugendlichen mit geringen kognitiven Kompetenzen im Nachbarland Schweiz. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 64(4):701-727. Imdorf, Christian. 2014. Die Bedeutung von Schulqualifikationen, nationaler Herkunft und Geschlecht beim Übergang von der Schule in die betriebliche Berufsausbildung. In: M. Neuenschwander (Hrsg.). Selektion in Schule und Arbeitsmarkt, Zürich, S. 41–62. Imdorf, Christian und Regula Julia Leemann. 2011. Ermöglicht die Flexibilisierung in der Berufsausbildung mehr Chancengerechtigkeit bei der Ausbildungs-platzvergabe? Fallstudie eines Schweizer Ausbildungsverbundes. In: Dorothea Voss-Dahm, Gernot Mühge, Klaus Schmierl, Olaf Struck (Hrsg.). Qualifizierte Facharbeit im Spannungsfeld von Flexibilität und Stabilität - Organisations- und personalpolitische Innovationen im Betrieb. Wiesbaden: VS Verlag, S. 49–74. Kriesi, Irene und Regula Julia Leemann. 2020. Tertiarisierungsdruck. Herausforderungen für das Bil-dungssystem, den Arbeitsmarkt und das Individuum. Swiss Academies Communications, Vol. 15, No 6, 2020. Leemann, Regula Julia, Raffaella Simona Esposito, Andrea Pfeifer Brändli und Christian Imdorf. 2019. Handlungskompetent oder studierfähig? Wege in die Tertiärbildung: Die Bedeutung der Lern- und Wissenskultur. SGAB-Newsletter, 2/2019. Meyer, Thomas und Andrés Gomensoro. 2022: Wie weiter nach der Schule? TREE-Studie: Erste Ergebnisse zu nachobligatorischen Bildungsverläufen der Schulentlassenen von 2016. Transfer, Berufsbildung in Forschung und Praxis (2/2022), SGAB, Schweizerische Gesellschaft für angewandte Berufsbildungsforschung. Wettstein, Emil, Evi Schmid und Philipp Gonon. 2014. Berufsbildung in der Schweiz, 2. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Bern: hep. |
Weblink | https://bildungswissenschaften.unibas.ch |
Teilnahmevoraussetzungen | BA-Abschluss. Immatrikuliert im Masterstudiengang Educational Sciences oder Fachdidaktik bzw. Doktoratsprogramm IBW. Studierende anderer Studiengänge wenden sich bei Interesse bitte zuerst an die Dozierenden. |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
---|---|---|---|
wöchentlich | Mittwoch | 16.15-17.45 | Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181 |
Datum | Zeit | Raum |
---|---|---|
Mittwoch 28.02.2024 | 16.15-17.45 Uhr | Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181 |
Mittwoch 06.03.2024 | 16.15-17.45 Uhr | Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181 |
Mittwoch 13.03.2024 | 16.15-17.45 Uhr | Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181 |
Mittwoch 20.03.2024 | 16.15-17.45 Uhr | Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181 |
Mittwoch 27.03.2024 | 16.15-17.45 Uhr | Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181 |
Mittwoch 03.04.2024 | 16.15-17.45 Uhr | Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181 |
Mittwoch 10.04.2024 | 16.15-17.45 Uhr | Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181 |
Mittwoch 17.04.2024 | 16.15-17.45 Uhr | Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181 |
Mittwoch 24.04.2024 | 16.15-17.45 Uhr | Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181 |
Mittwoch 01.05.2024 | 16.15-17.45 Uhr | Tag der Arbeit |
Mittwoch 08.05.2024 | 16.15-17.45 Uhr | Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181 |
Mittwoch 15.05.2024 | 16.15-17.45 Uhr | Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181 |
Mittwoch 22.05.2024 | 16.15-17.45 Uhr | Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181 |
Mittwoch 29.05.2024 | 16.15-17.45 Uhr | Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181 |
Module |
Modul: Pädagogische Institutionen im Wandel (Masterstudium: Educational Sciences) Modul: Pädagogische Institutionen im Wandel (Masterstudium: Fachdidaktik) Modul: Theorie und Geschichte der Erziehung, Bildung und Schule (Masterstudium: Educational Sciences) |
Prüfung | Lehrveranst.-begleitend |
Hinweise zur Prüfung | Präsenz, regelmässige Lektüre, aktive Teilnahme, schriftlicher Auftrag |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: Dozierende |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | beliebig wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Institut für Bildungswissenschaften, bildungswissenschaften@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Institut für Bildungswissenschaften |