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71114-01 - Proseminar: Hvor like må vi være? Minoritäten in Skandinavien zwischen Assimilierung, Ausgrenzung und Intergration (3 KP)

Semester Frühjahrsemester 2024
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Matthias Hauck (matthias.hauck@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Ein Protokolleintrag im Erinnerungsbuch der Stadt Stockholm aus dem Jahr 1512 weiss folgendes von der Ankunft einer Gruppe Fremder zu berichten:

"Thaatra. Die Sancti Michaelis archangeli komme the tatra hith i byn, hulke som sades wara aff Klene Egifftj land. The hade theris hustrvr och barn met them, och somlige hade spene barn. The lage i Sancti Laurentij gille stughe och wore wedh xxx par. Theris hóffuitsman het her Anthonius, en greffue met sine greffwynne. [...] Staden skenkte them xx mark.
(Am Tag des heiligen Erzengels Michael kamen Roma in die Stadt, die angeblich aus Klein Ägypten kommen würden. Sie hatten ihre Frauen und Kinder bei sich und manche hatten Säuglinge. Sie kamen im Zunfthaus Sankt Lars unter und es waren dreissig Paare. Ihr Anführer hiess Antonius, ein Graf mit seiner Gräfin. [...] Die Stadt schenkte ihnen zwanzig Mark).

Dieser Eintrag ist zugleich der erste Text, der auf die Anwesenheit von Roma in Schweden hinweist. Nicht immer wurden Minoritäten in den skandinavischen Ländern allerdings so zuvorkommend willkommen geheissen.

In diesem kulturwissenschaftlichen Proseminar gehen wir der Frage nach, wie sich die festlandskandinavischen Länder zu ihren Urvölkern (Sami) und nationalen Minderheiten verhalten (haben). Seit 1998 anerkennen Schweden und Norwegen mehrere nationale Minoritäten. Eine Voraussetzung zur Anerkennung war aber der Nachweis, dass sich eine Gruppe schon über 100 Jahre im entsprechenden Land aufhalten musste und in regem kulturellen Austauch mit der Majoritätsbevölkerung stand.

Ein Definitionsversuch des Europarats besagt, dass die Mitglieder dann eine nationale Minorität sind, wenn sie
1. im Hoheitsgebiet eines Staates ansässig und dessen Staatsbürger sind
2. langjährige, feste und dauerhafte Verbindungen zu diesem Staat aufrechterhalten
3. besondere ethnische, kulturelle, religiöse oder sprachliche Merkmale aufweisen
4. ausreichend repräsentativ sind, obwohl ihre Zahl geringer ist als die der übrigen Bevölkerung dieses Staates oder einer Region dieses Staates
5. vom Wunsch beseelt sind, die für ihre Identität charakteristischen Merkmale, insbesondere ihre Kultur, ihre Traditionen ihre Religion oder ihre Sprache, gemeinsam zu erhalten
Diese einschränkende Definition erlaubt es, zwischen einer historischen und einer modernen Migration zu unterscheiden und nur gewissen Gruppen den juristischen Status der nationalen Minorität zu gewähren.

In den skandinavischen Ländern ist der Minoritätenschutz folgenden Gruppen zugestanden worden:
Danmark: Det tyske mindretall i Sønderjylland
Anerkannte Minderheitensprache: tysk i Nordslesvig (Sønderjylland)
Norge: kvener, skogfinner, jøder, rom, romanifolket (tatere, reisende) og samer (som også har status som urfolk)
Anerkannte Minderheitensprachen: nordsamisk, sørsamisk, lulesamisk, kvensk, romanes og romani
Sverige: judar, romer, samer (som också har status som urfolk), sverigefinnar och tornedalingar.
Anerkannte Minderheitensprachen: finska, jiddisch, meänkieli, romani chib och samiska.

Die Zusammenstellung zeigt, dass die Minoritäten sehr unterschiedlich sind. Auch wenn alle Gruppen einer Assimilierungspolitik ausgesetzt waren, war der Druck sich zu assimilieren unterschiedlich gross - er traf vor allem jene, die einen nomadischen Lebensstil pflegten und im Land umherzogen. Auch zeigt die Zusammenstellung, dass das Bild eines monokulturellen und einsprachigen Nordens in gewissen Aspekten einem Mythos entspricht.

In diesem Kurs soll es aber nicht nur um die historischen Aspekte (wer kam wann, von wo und wurde wie behandelt), sondern vor allem auch um Bilder von Ethnizität in Literatur und Film gehen. Welche Rollen und Funktionen können Figuren übernehmen, wie werden sie mit identifizierbaren Kennzeichen versehen (erzählerische und visuelle Codes), wie werden literarische Stereotypen, seien sie nun positiv oder negativ, weitergegeben. An exemplarischen Beispielen werden wir ästhetische Strategien der Verklärung und Denunzation aber auch der Selbstdarstellung und Emanzipation diskutieren.
Literatur Primärliteratur und Filme (wird laufend ergänzt)
Romane
-Majgull Axelsson: Jag heter inte Miriam / Ich heisse nicht Miriam (2014)
-Ann-Helén Laestadius : Stöld / Das leuchten der Rentiere (2021)

Erzählungen / Novellen / Märchen
-Steen Steensen Blicher: Kjeltringliv / Banditenleben(1829)
-Steen Steensen Blicher: Jøderne paa Hald / Die Juden auf Hald (1828)
-Hans Christian Andersen: Jødepigen / Das Judenmädchen (1855)
-August Strindberg: Tschandala / Tschandala (1889)
-Selma Lagerlöf: En historia från Halland / Eine Geschichte aus Halland (1910)

Kinder im Zentrum
-Katharina Taikon: Katitzi. Zigenaren / Katitzi. Zigeunermädchen (1969) wurde verfilmt
-Kerstin Johansson: Som om jag inte fanns / Als ob ich Luft wäre (1978) wurde verfilmt
-Heikki Hietamies: Äideistä parhain / Die beste Mutter (1992) wurde verfilmt
-Maja Lunde: Over grensen / Über die Grenze (2012) wurde verfilmt

Sekundärliteratur
-Andersen, Astri et al. (Hgg.): Samenes historie fra 1751 til 2010. Oslo, 2021.
-Berg, Magnus: Romanen och Tattaren. Bilden av Resandefolket i svensk skönlitteratur 1842-2018. Stockholm, 2020.
-Bock, Katharina: Philosemitische Schwärmereien. Jüdische Figuren in der dänischen Erzählliteratur des 19. Jahrhunderts. Tübingen, 2021.
-Bogdal, Klaus-Michael: Europe and the Roma. A History of Fascination and Fear. Dublin, 2023.
-Brandal, Nik. et al. (Hgg.): Nasjonale minoriteter og urfolk i norsk politikk fra 1900 til 2016. Oslo, 2017.
-Brønstad, Mogens (Hg.): Ahasverus. Jødiske elementer i dansk litteratur. Odense, 2007.
-Hagerman, Maja: Käraste Herman. Rasbiologen Herman Lundborgs gåta. Stockholm, 2015.
-Hansen, Lars Ivar und Bjørnar Olsen: Samenes historie fram til 1750. Oslo, 2004.
-Imerslund, Bente: Kvener, Skogfinner, Tornedalinger, Karelere, Vepsere og Ingermanlandsfinner. Stamsund, 2021.
-Kulonen, Ulla-Maija et al. (Hgg.): The Saami. A Cultural Encyclopaedia. Helsinki, 2005.
-Latvalehto, Kai: Finnish Blood, Swedish Heart? – Examining Second-Generation Sweden-Finnishness. Åbo, 2018.
-Paulaharju, Samuli: Kvenen - et folk ved ishavet. Stamsund, 2021.
-Räthel, Clemens: Wie viel Bart darf es sein? Jüdische Figuren im skandinavischen Theater. Tübingen, 2016.
-Rees, Ellen (et al.): Minoritetsdiskurser i norsk litteratur. Oslo, 2021.
-Reuter, Frank et al. (Hgg.): Visuelle Dimension des Antiziganismus. Heidelberg, 2021.
-Wright, Rochelle: The visible Wall. Jews and Other Ethnic Outsiders in Swedish Film. Uppsala, 1998.

 

Teilnahmevoraussetzungen Es sind alle Studierenden willkommen, die sich für Skandinavien interessieren und sich darüber Gedanken machen wollen, wie Minderheiten in Literatur, Film, Malerei und anderen Medien im Laufe der Zeit dargestellt worden sind und was für Schlüsse wir für unsere Gegenwart daraus ziehen können.
Proseminare der Nordistik können grundsätzlich wiederholt belegt und Punkte erworben werden.
Die Primärliteratur des Kurses wird in deutscher Übersetzung zugänglich sein.

Um am Kurs teilnehmen zu können, muss der Roman von Majgull Axelsson: Jag heter inte Miriam / Ich heisse nicht Miriam (450 Seiten) VOR der ersten Sitzung gelesen worden sein. Wir starten mit einer kleinen schriftlichen Übung zu diesem Roman.
Anmeldung zur Lehrveranstaltung Belegen in den Online Services (services.unibas.ch);
Eucor-Studierende und Mobilitäts-Studierende anderer CH-Universitäten registrieren sich vor Beginn der Lehrveranstaltung an der Universität Basel und erhalten per Post ihre Login-Daten (E-Mail-Adresse der Universität Basel). Bearbeitungszeit bis zu einer Woche!
Detaillierte Informationen dazu finden Sie hier: https://www.unibas.ch/de/Studium/Mobilitaet.html
Nach der erfolgreichen Registrierung können Sie die Lehrveranstaltung in den Online Services (services.unibas.ch) belegen.
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum
wöchentlich Donnerstag 12.15-13.45 Kollegienhaus, Hörsaal 114

Einzeltermine

Datum Zeit Raum
Donnerstag 29.02.2024 12.15-13.45 Uhr Kollegienhaus, Hörsaal 114
Donnerstag 07.03.2024 12.15-13.45 Uhr Kollegienhaus, Hörsaal 114
Donnerstag 14.03.2024 12.15-13.45 Uhr Kollegienhaus, Hörsaal 114
Donnerstag 21.03.2024 12.15-13.45 Uhr Kollegienhaus, Hörsaal 114
Donnerstag 28.03.2024 12.15-13.45 Uhr Ostern
Donnerstag 04.04.2024 12.15-13.45 Uhr Kollegienhaus, Hörsaal 114
Donnerstag 11.04.2024 12.15-13.45 Uhr Kollegienhaus, Hörsaal 114
Donnerstag 18.04.2024 12.15-13.45 Uhr Kollegienhaus, Hörsaal 114
Donnerstag 25.04.2024 12.15-13.45 Uhr Kollegienhaus, Hörsaal 114
Donnerstag 02.05.2024 12.15-13.45 Uhr Kollegienhaus, Hörsaal 114
Donnerstag 09.05.2024 12.15-13.45 Uhr Auffahrt
Donnerstag 16.05.2024 12.15-13.45 Uhr Kollegienhaus, Hörsaal 114
Donnerstag 23.05.2024 12.15-13.45 Uhr Kollegienhaus, Hörsaal 114
Donnerstag 30.05.2024 12.15-13.45 Uhr Kollegienhaus, Hörsaal 114
Module Modul: Basis Neuskandinavistik (Bachelor Studienfach: Nordistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Englisch)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Altertumswissenschaften)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Französistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Hispanistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Italianistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Nordistik (Studienbeginn vor 01.08.2022))
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studiengang: Altertumswissenschaften)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Nordistik)
Modul: Vertiefungswissen Skandinavische Literaturwissenschaft (Bachelor Studienfach: Nordistik (Studienbeginn vor 01.08.2022))
Prüfung Lehrveranst.-begleitend
An-/Abmeldung zur Prüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Belegen bei Nichtbestehen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Nordistik

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