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Semester | Herbstsemester 2024 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Helene Thaa (helene.thaa@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Karl Marx beschrieb die Lohnarbeiter:innen als doppelt frei: im Vergleich zum Feudalismus frei, ihre Arbeit zu verkaufen, allerdings auch frei von Privateigentum und damit gezwungen dies zu tun. Arbeit im Kapitalismus findet also immer in einer Herrschaftsbeziehung statt. Das führt nicht nur zu ökonomischer Ungleichheit, sondern auch zu unterschiedlichen Graden an Autonomie in der Arbeit: Autonomie und Handlungsmacht sind zwischen Unternehmer:innen und Lohnarbeiter:innen, aber auch zwischen verschiedenen Beschäftigtengruppen unterschiedlich verteilt. Während manche arbeitssoziologische Studien eine Tendenz zu mehr Freiheit in der Arbeit im postindustriellen Zeitalter feststellen, warnen andere davor, dass die Subjektivierung von Arbeit, die Nutzbarmachung auch der subjektiven Fähigkeiten und Interessen, nur zu mehr Selbstausbeutung führt. Herrschaft und Autonomie bestehen also in einem Spannungsverhältnis miteinander beide weiter fort – ein Widerspruch, den der Begriff Entfremdung zu fassen sucht. Dieses Seminar hat zum Ziel, diese widersprüchliche Rolle von Autonomie in der Arbeit besser zu verstehen und aktuelle Debatten der Arbeitssoziologie um Fragen der Autonomie und Handlungsmacht nachzuvollziehen. Dazu widmen wir uns zunächst einigen Grundbegriffen der Arbeitssoziologie (Entfremdung, Kontrolle und Autonomie, Arbeitsvermögen) und den arbeitssoziologischen Trendbeschreibungen zum Verhältnis von Autonomie und Kontrolle (Subjektivierung und Vermarktlichung). Um diese Trends zu diskutieren, beschäftigen wir uns ausserdem mit der Frage, wie viel kritisches Potential in der Subjektivierung von Arbeit und im Arbeitsvermögen jenseits der Diagnosen ihrer Ausbeutung steckt. Dazu stellen wir auch die Frage, welche Engführungen die Debatten um Autonomie und Kontrolle beschränken und was Autonomie über Handlungsspielräume im Arbeitsprozess und in der Lebensführung hinaus eigentlich noch heissen kann: Kann sich Autonomie auch auf den Arbeitsinhalt beziehen, ist Autonomie eine individuelle oder kollektive Ressource, bezieht sie sich auf die Gestaltung des eigenen Lebens oder auch in einem weiteren Sinne auf die Gestaltung von Gesellschaft? |
Lernziele | Die Studierenden sollen einen Überblick über aktuelle Debatten der Arbeitssoziologie und Kenntnisse über einige wichtige Grundbegriffe erhalten. Anhand der Frage nach dem Verhältnis von Autonomie und Kontrolle in der Arbeit sollen die Studierenden zudem kritisches Nachdenken über gesellschaftliche Phänomene und Widersprüche erlernen. |
Literatur | Die vollständige Literaturliste wird in der ersten Sitzung gemeinsam besprochen. Marx, Karl. „Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844“. In Schriften und Briefe: November 1837 bis August 1844, herausgegeben von Rosa-Luxemburg-Stiftung, 3., Überarb. u. erweiterte Aufl., Karl Marx-Friedrich Engels Werke, Bd. 40: 465–588. Berlin: Dietz, 2012. Friedman, Andy. „Responsible Autonomy Versus Direct Control Over the Labour Process“. Capital & Class 1, Nr. 1 (Januar 1977): 43–57. https://doi.org/10.1177/030981687700100104. Kleemann, Frank, Jule Westerheide, und Ingo Matuschek. Arbeit und Subjekt. Aktuelle Debatten der Arbeitssoziologie. Wiesbaden: Springer VS, 2019. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23260-3. Frey, Michael. Autonomie und Aneignung in der Arbeit. Eine soziologische Untersuchung zur Vermarktlichung und Subjektivierung von Arbeit. 1. Aufl. Arbeit und Leben im Umbruch 18. München/Mering: Hampp, 2009. Wolf, Harald. Arbeit und Autonomie. Ein Versuch über die Widersprüche und Metamorphosen kapitalistischer Produktion. 1. Aufl. Münster: Westfälisches Dampfboot, 1999. Pfeiffer, Sabine. Arbeitsvermögen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2004. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80561-4. Nies, Sarah. Nützlichkeit und Nutzung von Arbeit: Beschäftigte im Konflikt zwischen Unternehmenszielen und eigenen Ansprüchen. 1. Auflage. Baden-Baden: Nomos, edition sigma, 2015. Hürtgen, Stefanie. „Arbeitssubjekt und gesellschaftliche Handlungsfähigkeit - Denkweisen und Alltagspraxen von Arbeiter*innen in ihrer politischen Dimension verstehen“. SPW 227, Nr. 4 (2018): 45–50. |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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wöchentlich | Dienstag | 14.15-16.00 | Bernoullistrasse 14/16, Kleiner Seminarraum 02.001 |
Module |
Modul: Wirtschaft, Wissen und Kultur (Bachelor Studienfach: Soziologie) |
Prüfung | Lehrveranst.-begleitend |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Soziologie |