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Semester | Frühjahrsemester 2025 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Kai Johann Willms (kai.willms@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Russland und die islamische Welt verbindet eine ebenso lange wie ambivalente Beziehungsgeschichte. Auf der einen Seite kamen im Zuge der allmählichen territorialen Expansion des Russländischen Reiches Millionen Muslime unter die Herrschaft der Zaren. Die Eingliederung einer so grossen Gruppe Angehöriger eines nach anderen sozialen Regeln funktionierenden Kulturraums stellte für die Eliten des Imperiums eine erhebliche politische und kulturelle Herausforderung dar. Bis heute beschäftigt die historische Forschung die Frage, inwiefern die in diesem Rahmen von russländischer Seite entwickelten Strategien Ähnlichkeiten mit den Herrschaftspraktiken westeuropäischer Kolonialmächte aufweisen. Dies gilt umso mehr für die sowjetische Epoche, in der die politische Führung ihrem ideologischen Anspruch nach mit kolonialen Traditionen brach, faktisch aber in mehrheitlich muslimisch besiedelten Gebieten bisweilen unter dem Einsatz massiver Gewalt ein Modernisierungsprojekt verfolgte, das auf lokale Bedürfnisse und Perspektiven wenig Rücksicht nahm. Wie nicht zuletzt die Tschetschenienkriege, das Problem eines radikal-islamischen Terrorismus und das Phänomen einer beträchtlichen Arbeitsmigration von Zentralasien in die russischen Metropolen zeigen, bleibt der Umgang mit muslimischen Minderheiten auch für die Innenpolitik des postkommunistischen Russlands von zentraler Bedeutung. Auf der anderen Seite stellen die Beziehungen zu muslimisch geprägten Staaten aber auch seit Jahrhunderten einen wesentlichen Aspekt russländischer Aussenpolitik dar, in dem sich der Wandel des Selbstverständnisses Russlands im internationalen Kontext ausdrückte. Letzteres changierte zwischen einer Rolle als Schutzmacht christlicher Bevölkerungsgruppen gegen einen als Bedrohung imaginierten Islam und einer Selbstdefinition als Gegenspielerin eines kolonialen, ausbeuterischen "Westens". Nicht zuletzt ist die Vorstellung einer gemeinsamen Emanzipation Russlands und islamischer Staaten von vermeintlicher westlicher Dominanz essentiell für Vladimir Putins Konzept einer "multipolaren" Weltordnung. Im Proseminar werden wir mit einem Schwerpunkt auf dem 19. und 20. Jahrhundert anhand ausgewählter Episoden den Ambivalenzen russisch-islamischer Verflechtungen auf den Grund gehen und deren Bedeutung für die Geschichte der Innen- wie Aussenpolitik Russlands ausloten. Auf diese Weise werden wir uns auch ein historisch informiertes Verständnis der heutigen Weltordnung erarbeiten, in der die Bedeutung der Beziehungen nichtwestlicher Mächte untereinander für die globale Machtbalance stetig zunimmt. |
Lernziele | Die Teilnehmenden erhalten einen vertieften Einblick in die neuzeitliche Geschichte zweier grosser nichtwestlicher Kulturräume und ihrer wechselseitigen Verflechtungen. In diesem Zusammenhang eignen sie sich einen kritischen Umgang mit eurozentrischen Konzepten von Modernisierung an und reflektieren über Phänomene von "Kolonialismus" und "Orientalismus" ausserhalb westeuropäischer Kontexte. Daneben vertieft das Proseminar die praktische Anwendung von Arbeitstechniken der Geschichtswissenschaft, die bereits im Einführungskurs thematisiert wurden: die Recherche und Auswertung von historischen Quellen und Forschungsliteratur, das mündliche Präsentieren und Diskutieren historischer Inhalte und das Verfassen geschichtswissenschaftlicher Texte. |
Literatur | Galina M. Yemelianova: Russia and Islam. A Historical Survey, Basingstoke 2002. David Schimmelpenninck van der Oye: Russian Orientalism. Asia in the Russian Mind from Peter the Great to the Emigration, New Haven, CT 2010. Daniel Brower: Turkestan and the Fate of the Russian Empire, London 2003. Robert D. Crews: For Prophet and Tsar. Islam and Empire in Russia and Central Asia, Cambridge, MA 2006. Firouzeh Mostashari: On the Religious Frontier. Tsarist Russia and Islam in the Caucasus, London 2006. Douglas Northrop: Veiled Empire. Gender and Power in Stalinist Central Asia, Ithaca, NY 2004. Eren Tasar: Soviet and Muslim. The Institutionalization of Islam in Central Asia, 1943–1991, New York 2017. Masha Kirasirova: The Eastern International. Arabs, Central Asians, and Jews in the Soviet Union’s Anticolonial Empire, New York 2024. Dominic Rubin: Russia’s Muslim Heartlands. Islam in the Putin Era, London 2018. |
Teilnahmevoraussetzungen | Für Studierende des BSF Geschichte und BSG Osteuropastudien mit abgeschlossenem Einführungskurs der Geschichte. Teilnahme an der ersten Sitzung ist obligatorisch. Die Teilnehmer:innenzahl ist auf 25 beschränkt. Bei Überbelegung werden Studierende, die noch kein Proseminar in dem Modul absolviert haben, bevorzugt zugelassen. |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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wöchentlich | Montag | 16.15-18.00 | Departement Geschichte, Seminarraum 4 |
Datum | Zeit | Raum |
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Montag 17.02.2025 | 16.15-18.00 Uhr | Departement Geschichte, Seminarraum 4 |
Montag 24.02.2025 | 16.15-18.00 Uhr | Departement Geschichte, Seminarraum 4 |
Montag 03.03.2025 | 16.15-18.00 Uhr | Departement Geschichte, Seminarraum 4 |
Montag 10.03.2025 | 16.15-18.00 Uhr | Fasnachstferien |
Montag 17.03.2025 | 16.15-18.00 Uhr | Departement Geschichte, Seminarraum 4 |
Montag 24.03.2025 | 16.15-18.00 Uhr | Departement Geschichte, Seminarraum 4 |
Montag 31.03.2025 | 16.15-18.00 Uhr | Departement Geschichte, Seminarraum 4 |
Montag 07.04.2025 | 16.15-18.00 Uhr | Departement Geschichte, Seminarraum 4 |
Montag 14.04.2025 | 16.15-18.00 Uhr | Departement Geschichte, Seminarraum 4 |
Montag 21.04.2025 | 16.15-18.00 Uhr | Ostern |
Montag 28.04.2025 | 16.15-18.00 Uhr | Departement Geschichte, Seminarraum 4 |
Montag 05.05.2025 | 16.15-18.00 Uhr | Departement Geschichte, Seminarraum 4 |
Montag 12.05.2025 | 16.15-18.00 Uhr | Departement Geschichte, Seminarraum 4 |
Montag 19.05.2025 | 16.15-18.00 Uhr | Departement Geschichte, Seminarraum 4 |
Montag 26.05.2025 | 16.15-18.00 Uhr | Departement Geschichte, Seminarraum 4 |
Module |
Modul: Basis Geschichte: Russland / Sowjetunion (Bachelor Studiengang: Osteuropa-Studien) Modul: Basis Neuere / Neueste Geschichte (Bachelor Studienfach: Geschichte) |
Prüfung | Lehrveranst.-begleitend |
Hinweise zur Prüfung | Aktive Teilnahme. |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Departement Geschichte |