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74920-01 - Übung: Promenadologie und die Planung des Nicht-Planbaren. Lucius Burckhardt und die Religion (3 KP)

Semester Frühjahrsemester 2025
Angebotsmuster unregelmässig
Dozierende Leonard Wiesendanger (leo.wiesendanger@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Die Übung untersucht, wie sich die Religionswissenschaft auf planungstheoretischer Ebene in stadtplanerische Prozesse einbringen kann. Planung und Religion bewegen sich beide im Spannungsfeld zwischen Kontingenz und deren Bewältigung. Die Vorstellung, dass eine rein technisch-wissenschaftliche Rationalität Planungsprobleme eindeutig beschreiben und lösen kann, gilt heute als überholt. Stattdessen wurden Konzepte kommunikativer, politischer und zuletzt auch emotionaler Rationalität entwickelt. Religionswissenschaftliche Perspektiven können dazu beitragen, das Spannungsfeld zu analysieren und gesellschaftliche Planungsprozesse zu entwickeln, die den Grenzen der Planbarkeit angemessen sind.


Die Spaziergangswissenschaft (Promenadologie)

Die Spaziergangswissenschaft wurde schon beschrieben als Mischung aus Soziologie, Stadtplanung und Kunst, und ist in vielerlei Hinsicht eine Planungswissenschaft mit unkonventionellen Ansätzen. Entwickelt wurde sie in den 60er- bis 80er-Jahren im Kontext der Technischen Hochschulen, der Stadt- und Landschaftsplanung. Ihr Erfinder, der Soziologe Lucius Burckhardt, brachte dort als einer der ersten Dozierenden ohne architektonischen Hintergrund neue Perspektiven in die Lehre der Architektur ein. Statt Baupläne zeichnen zu lassen, legte er den Fokus auf die gesellschaftlichen, politischen und ästhetischen Bedingungen, die Planung prägen und hatte ein Gespür für prägnante Formeln: Wer plant die Planung?, Warum ist Landschaft schön?, Design ist unsichtbar, Der kleinstmögliche Eingriff. Seine Schriften, die sich mit den Grenzen der Planbarkeit und dem Umgang mit diesen Grenzen befassen, haben bis heute nichts an Aktualität eingebüsst, im Gegenteil. Rückblickend erscheint Lucius Burckhardt als Vordenker einer partizipativen, an der Begrenztheit von Ressourcen ausgerichteten und im Umgang mit einer unsicheren, sich fortlaufend entwickelnden Wissenslage informierten Stadt- und Umweltplanung. Nachhaltigkeit war ihm ein Anliegen. Die Spaziergangswissenschaft entlehnt ihren Namen ihrer Methode: Der Spaziergang wird, promenadologisch gewendet, zu einer forschenden und didaktischen Methode, die abstrakte oder auch unscheinbar alltägliche Seminarthemen erfahrbar macht und dazu verhilft, die Bedingungen der (eigenen) Wahrnehmung zu reflektieren.


Die Übung (Textbesprechungen / Exkursionen)

Die Übung nimmt Burckhardts Planungstheorie als Ausgangspunkt und untersucht deren mögliche Verknüpfungen mit religionswissenschaftlichen Konzepten und Fragestellungen. Zentral ist die Annahme, dass sowohl Planung als auch Religion an den Grenzen des Machbaren und Planbaren operieren. Wo Planung Unsicherheit und Unvorhersehbarkeit mittels Plan vorausschauend bewältigt, thematisiert Religion diese mittels integrierender Vorstellungen des Transzendenten, die sich dem menschlichen Zugriff auch entziehen können – ein Spannungsfeld, das in der Übung kritisch beleuchtet wird. Dabei geht es jeder Planungstheorie im Kern um ein praktisches Problem: Wie planen? Oder ausführlicher: Wie handeln wir rational vor einem unsicheren Zeithorizont der Kontingenz – der Unberechenbarkeit und Offenheit zukünftiger Entwicklungen? Die Religionswissenschaft wird für gewöhnlich nicht mit den praktischen, scheinbar von jeder Religiosität befreiten Fragen der Planung in Verbindung gebracht. Wo aber die Planung scheitert und das Dienstleistungsversprechen der Politik sich zunehmend erschöpft, drängt sich die Frage auf: Wie Planen vor den Grenzen des Nicht-Planbaren? – und welche Antworten bieten hierzu religionswissenschaftliche Perspektiven?

Die Übung umfasst fünf Termine, die inhaltlich aufeinander aufbauen. Nach einer Einführung in die Spaziergangswissenschaft folgen vier Ganztage. An den Vormittagen erarbeiten wir uns durch Diskussion der Texte die theoretischen Grundlagen. Die Nachmittage verbringen wir unterwegs, u.a. experimentieren wir mit den spaziergangswissenschaftlichen Methoden.
Lernziele Studierende
... entwickeln die Fähigkeit, fachfremde Texte kritisch zu analysieren und für religionswissenschaftliche Theoriebildung produktiv zu nutzen.
... lernen die Promenadologie als inter- und vor allem auch als transdisziplinäre Methode kennen.
... erarbeiten sich Perspektiven, wie die Religionswissenschaft die lebensweltlichen Herausforderungen von heute – wie sie sich auch in Basel stellen – transdisziplinär angehen kann.
Literatur Literatur und weitere Materialien werden auf der Lernplattform ADAM bereitgestellt

 

Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum
14-täglich Freitag 14.15-16.00 - Siehe Bemerkung

Einzeltermine

Datum Zeit Raum
Freitag 21.02.2025 14.00-16.00 Uhr Theologie, Kleiner Seminarraum 201
Freitag 21.03.2025 09.00-17.00 Uhr - Siehe Bemerkung, --
Freitag 04.04.2025 09.00-17.00 Uhr - Siehe Bemerkung, --
Freitag 11.04.2025 09.00-17.00 Uhr - Siehe Bemerkung, --
Freitag 02.05.2025 09.00-17.00 Uhr - Siehe Bemerkung, --
Module Modul: Aufbaustudium Religionskomparatistik und Religionstheorie (Bachelor Studienfach: Religionswissenschaft)
Modul: Erweiterung Methodenkenntnisse BA (Bachelor Studienfach: Religionswissenschaft)
Modul: Erweiterung Religionswissenschaft (Bachelor Studienfach: Religionswissenschaft)
Prüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Prüfung aktive Teilnahme, Referat; Leistungsnachweis nach promenadologischem Vorbild nach Absprache möglich
An-/Abmeldung zur Prüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Belegen bei Nichtbestehen beliebig wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Religionswissenschaft

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