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| Semester | Frühjahrsemester 2026 |
| Angebotsmuster | einmalig |
| Dozierende | Anna Hodel Laszlo (anna.hodel@unibas.ch, BeurteilerIn) |
| Inhalt | Die Vorlesung untersucht, wie literarische Figurationen des Wahnsinns in den Regionen des östlichen und südöstlichen Europas zu einem zentralen ästhetischen und gesellschaftlichen Reflexionsraum wurden. Ausgehend von Fedor Dostojewski, dessen psychologisch zerrissene Figuren Europas Blick auf die Abgründe des Subjekts nachhaltig geprägt haben, verfolgt die Veranstaltung Motivlinien der psychischen Entgrenzung in Werken u.a. von Gogol, Ukrainka, Bulgakov, Čapek, Platonov, Erofeev, Gombrowicz, Hrabal, Iveković, Klíma, Bondy, Petrushevskaya, Alexievich, Tokarczuk, Žadan, Bacharevič und Sajko. Wahnsinn wird dabei nicht als klinische Kategorie begriffen, sondern als kulturelles Modell, das Grenzerfahrungen, Identitätskonflikte und soziale Spannungen sichtbar macht. Die theoretische Verortung bezieht neben ästhetischen Paradigmen – von romantischer Genialitätsästhetik über modernistische Fragmentierung bis hin zu postmoderner Dekonstruktion – auch historische psychodiskursive Formationen ein: romantische Konzepte der „zerrissenen Seele“, die psychiatrischen Klassifikationen des 19. Jahrhunderts, psychoanalytische Konfliktmodelle sowie sowjetische und postsowjetische Wissensordnungen über Psyche, Abweichung und traumatische Erfahrung. Als ästhetische Strategie – groteske Überzeichnung, narrative Fragmentierung, unzuverlässiges Erzählen, halluzinatorische Bildlichkeit oder performative Sprachgeste – dient Wahnsinn häufig dazu, gesellschaftliche Widersprüche oder politische Gewalt zu durchleuchten: bei Hrabal als poetische Überfülle des Realsozialismus, bei Klíma als metaphysischer Exzess, bei Žadan als postsozialistische Identitätserschütterung, bei Sajko als feminisierte Form traumatisierter Gegenwart. Vergleichende Lektüren zeigen, wie literarische Figuren im Spannungsfeld von Individuum und Gesellschaft an den Rand des Sagbaren geraten und dort neue Formen von Wahrheit, Kritik oder Widerstand formulieren. Zugleich reflektiert die Vorlesung die ethischen Herausforderungen der Darstellung psychischer Devianz: Wie kritisiert Literatur Macht, Normierung und gesellschaftliche Krisen – und wo verläuft die Grenze zwischen ästhetischer Produktivität und Stigmatisierung? So entsteht ein Panorama osteuropäischer Kulturgeschichte, in dem Wahnsinn zugleich Spiegel, Störung und Erkenntnismodus ist. |
| Lernziele | – Analysekompetenz: Die Studierenden können literarische Darstellungen von Wahnsinn als ästhetische Strategien identifizieren und analysieren und diese Verfahren mit historischen, politischen und sozialen Kontexten Osteuropas in Beziehung setzen. – Kulturhistorische Kontextualisierung: Die Studierenden erwerben ein grundlegendes Verständnis zentraler kultur- und ideengeschichtlicher Entwicklungen in Osteuropa vom 19. bis zum 21. Jahrhundert und können literarische Darstellungen von Wahnsinn in Beziehung setzen zu politischen Umbrüchen, sozialen Transformationen, ästhetischen Bewegungen und medialen Kulturen der Region. – Theoretische Verortung: Die Studierenden verstehen zentrale theoretische Modelle zur kulturellen Bedeutung von Wahnsinn sowie historische psychodiskursive Ordnungen und können diese zur Analyse literarischer, dramatischer und performativer Texte anwenden. – Reflexion ethischer und epistemischer Fragen: Die Studierenden können die ethischen Herausforderungen der Repräsentation von psychischer Devianz kritisch reflektieren – insbesondere die Spannung zwischen ästhetischer Produktivität, gesellschaftlicher Stigmatisierung und dem Potential des Wahnsinns als Erkenntnismodus oder Widerstandsform. |
| Literatur | Wird zu Beginn des Semesters bekanntgegeben. Mitlesen während der Vorlesung ist freiwillig, vertieft den Lernprozess (entscheidende Fragmente werden auf ADAM zugänglich gemacht, in Original wie Übersetzung). Für eine Einstimmung bieten die titelgebenden Werke einen Anfang: Fedor Dostojewski: Aufzeichnungen aus dem Kellerloch / Ivana Sajko: Auf dem Weg zum Wahnsinn (und zur Revolution) |
| Teilnahmevoraussetzungen | Keine |
| Unterrichtssprache | Deutsch |
| Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
| HörerInnen willkommen |
| Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
|---|---|---|---|
| wöchentlich | Donnerstag | 10.15-12.00 | Kollegienhaus, Hörsaal 117 |
| Datum | Zeit | Raum |
|---|---|---|
| Donnerstag 19.02.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 117 |
| Donnerstag 26.02.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Fasnachtsferien |
| Donnerstag 05.03.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 117 |
| Donnerstag 12.03.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 117 |
| Donnerstag 19.03.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 117 |
| Donnerstag 26.03.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 117 |
| Donnerstag 02.04.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Ostern |
| Donnerstag 09.04.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 117 |
| Donnerstag 16.04.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 117 |
| Donnerstag 23.04.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 117 |
| Donnerstag 30.04.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 117 |
| Donnerstag 07.05.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 117 |
| Donnerstag 14.05.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Auffahrt |
| Donnerstag 21.05.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 117 |
| Donnerstag 28.05.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Kollegienhaus, Hörsaal 117 |
| Module |
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Slavistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Englisch) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Deutsche Philologie) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Französistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Hispanistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Italianistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Latinistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Nordistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Masterstudium - Philosophisch-Historische Fakultät) Modul: Literaturgeschichte (Master Studiengang: Literaturwissenschaft) Modul: Slavische Kulturwissenschaft (Master Studienfach: Slavistik) Modul: Slavische Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studiengang: Osteuropa-Studien) Modul: Slavische Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Osteuropäische Kulturen) Modul: Slavische Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Slavistik) |
| Prüfung | Leistungsnachweis |
| Hinweise zur Prüfung | Essay am Ende des Semesters. Details werden zu Semesterbeginn kommuniziert. |
| An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
| Wiederholungsprüfung | eine Wiederholung, Wiederholung zählt |
| Skala | Pass / Fail |
| Belegen bei Nichtbestehen | nicht wiederholbar |
| Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
| Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Slavistik |