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| Semester | Frühjahrsemester 2026 |
| Angebotsmuster | einmalig |
| Dozierende | Harm Den Boer (harm.denboer@unibas.ch, BeurteilerIn) |
| Inhalt | Spanien, genauer gesagt die Iberische Halbinsel, wurde schon sehr früh von einer Vielzahl von Stämmen und Völkern besiedelt. Dazu gehörten die frühen europäischen Bauern des Neolithikums sowie Gruppen aus Ost-, Nord- und Mitteleuropa (wie die Keltiberer), Nordafrika und dem Mittelmeerraum (Phönizier, Karthager und Griechen). Im 2. Jahrhundert v. Chr. eroberte Rom die Halbinsel, und nach dem Niedergang des Weströmischen Reiches wanderten germanische Stämme in die Region ein. Im Jahr 711 etablierten arabische Truppen eine muslimische Präsenz auf fast der gesamten Halbinsel, die bereits von einer vielfältigen Mischung von Völkern bewohnt war, und die muslimische Eroberer selber konstituierten sich aus Arabern verschiedener Stämme, Berbern, Slawen und Konvertiten zum Islam. Eine jüdische Gemeinde hatte sich bereits vor der Römerzeit auf der Iberischen Halbinsel niedergelassen und blühte im Mittelalter besonders in Al-Andalus auf. Wie der Schriftsteller Carlos Fuentes feststellte, gab es auf iberischem Boden schon lange vor der spanischen Eroberung Amerikas mestizaje: eine Vermischung verschiedener kultureller und ethnischer Identitäten. Im späten Mittelalter begann Spanien, sich aber vermehrt als ausschliesslich christlich zu definieren, und erliess Gesetze zur „Reinheit des Blutes” gegen „neue Christen” – diejenigen, die vom Judentum und Islam konvertiert waren, sowie deren Nachkommen. Dies markierte den Beginn einer Identität, die durch Ausgrenzung geprägt war und Grenzen zwischen Menschen unterschiedlicher ethnischer und kultureller Herkunft zog. Die Vertreibung der Juden im Jahr 1492, gefolgt von der Zwangsumsiedlung der Morisken (zum Christentum konvertierte Muslime) im frühen 17. Jahrhundert, verdeutlicht auf eindringliche Weise, dass es Spanien nicht gelang, die friedliche Koexistenz zu bewahren, die für seinen früheren Aufschwung entscheidend gewesen war. Auch die religiöse Vielfalt geriet unter Druck: Nach einer kurzen Phase der Reformation setzten Karl I. und Philips II. die religiöse Orthodoxie durch und verfolgten diejenigen, die der Sympathie für Luther oder Calvin verdächtig waren. Manche dieser Menschen suchten Zuflucht in protestantischen Ländern in ganz Europa. Die Entdeckung und Eroberung Amerikas hatte tiefgreifende Folgen: Viele Spanier flohen vor der Armut oder suchten neue Möglichkeiten in den Kolonien, während afrikanische Sklaven gewaltsam zur Arbeit auf das Land gebracht wurden. Doch auch Afrikaner und indigene Völker liessen sich in Teilen der Iberischen Halbinsel nieder und trugen so zu ihrer multikulturellen Zusammensetzung bei. Spätere Migrationsbewegungen wurden weiterhin von wirtschaftlichen, religiösen und politischen Faktoren geprägt. Dazu gehörten die Vertreibung der Jesuiten, das Exil liberaler Intellektueller während der Herrschaft Ferdinands VII., die Auswanderung verarmter Spanier nach Amerika im 19. Jahrhundert, die Flucht der Republikaner nach Francos Sieg und die Wirtschaftsmigration nach Europa während der Franco-Diktatur. In jüngerer Zeit hat eine beträchtliche Anzahl junger, gebildeter Spanier das Land verlassen, um im Ausland bessere wirtschaftliche Chancen zu suchen, da die wirtschaftliche Zukunft Spaniens für viele ungewiss erscheint. Von der anderen Seite ist Spanien eines der wichtigsten Zielländer für Migranten aus Nordafrika und Subsahara-Afrika sowie für Asylsuchende aus Konfliktregionen auf der ganzen Welt. Ziel dieses Kurses ist es, diese verschiedenen Migrationsbewegungen, Vertreibungen und Exile im Laufe der Zeit in einem breiteren Rahmen zu untersuchen und dabei den Schwerpunkt darauf zu legen, wie sich „Spanien” durch Prozesse der Inklusion und Exklusion definiert hat. Anstatt einen rein historischen Überblick zu geben, wollen wir dieses Thema aus kultureller Perspektive beleuchten und dabei besonders darauf eingehen, wie Literatur und Kunst die komplexe demografische und kulturelle Identität Spaniens widerspiegeln und geprägt haben. |
| Lernziele | Ziel ist, einzelne Migrations-, Vertreibungs- oder Flüchtgeschichten aus und nach Spanien in einem breiteren Rahmen zu verstehen, und dabei der Einfluss eine längere Migrationsgeschichte auf gegenwärtige Migrationsdiskursen, aber auch andersum, der Einfluss von gegenwärtigen Migrationsbewegungen auf Betrachtungen von historischen Migrations-, Vertreibungs- oder Flüchtgeschichten nachzugehen. |
| Literatur | Die Literatur wird während der Vorlesung auf ADAM aufgestellt. |
| Teilnahmevoraussetzungen | Keine |
| Unterrichtssprache | Deutsch |
| Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
| HörerInnen willkommen |
| Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
|---|---|---|---|
| wöchentlich | Freitag | 10.15-12.00 | Maiengasse, Seminarraum U113 |
| Datum | Zeit | Raum |
|---|---|---|
| Freitag 20.02.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Maiengasse, Seminarraum U113 |
| Freitag 27.02.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Fasnachtsferien |
| Freitag 06.03.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Maiengasse, Seminarraum U113 |
| Freitag 13.03.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Maiengasse, Seminarraum U113 |
| Freitag 20.03.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Maiengasse, Seminarraum U113 |
| Freitag 27.03.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Maiengasse, Seminarraum U113 |
| Freitag 03.04.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Ostern |
| Freitag 10.04.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Maiengasse, Seminarraum U113 |
| Freitag 17.04.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Maiengasse, Seminarraum U113 |
| Freitag 24.04.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Maiengasse, Seminarraum U113 |
| Freitag 01.05.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Tag der Arbeit |
| Freitag 08.05.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Maiengasse, Seminarraum U113 |
| Freitag 15.05.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Auffahrt |
| Freitag 22.05.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Maiengasse, Seminarraum U113 |
| Freitag 29.05.2026 | 10.15-12.00 Uhr | Maiengasse, Seminarraum U113 |
| Module |
Doktorat Iberoromanische Literaturwissenschaft: Empfehlungen (Promotionsfach: Iberoromanische Literaturwissenschaft) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Englisch) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Altertumswissenschaften) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Französistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Hispanistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Italianistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studiengang: Altertumswissenschaften) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Nordistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelorstudium - Philosophisch-Historische Fakultät) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Slavistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Englisch) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Deutsche Philologie) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Französistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Hispanistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Italianistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Latinistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Nordistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Masterstudium - Philosophisch-Historische Fakultät) Modul: Literatur aus Spanien und Lateinamerika seit 1700 (Bachelor Studienfach: Hispanistik) Modul: Literatur aus Spanien und Lateinamerika vor 1700 (Bachelor Studienfach: Hispanistik) Modul: Literaturtheorie (Master Studiengang: Literaturwissenschaft) Modul: Spanische Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Hispanistik) |
| Prüfung | Leistungsnachweis |
| Hinweise zur Prüfung | Eine schriftliche Prüfung während der letzten Vorlesung. |
| An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
| Wiederholungsprüfung | eine Wiederholung, Wiederholung zählt |
| Skala | Pass / Fail |
| Belegen bei Nichtbestehen | nicht wiederholbar |
| Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
| Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Iberoromanistik |