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78353-01 - Seminar: Instinkt, Sprache und Kritik der Vernunft in der Philosophie Nietzsches (3 KP)

Semester Frühjahrsemester 2026
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Marina Silenzi (marina.silenzi@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Üblicherweise wird Vernunft als zuverlässiges Erkenntnisvermögen verstanden – als logisches Instrument zur Erfassung von Wahrheiten und als eine Fähigkeit, die den Menschen definiert und seine wissenschaftliche wie technologische Entwicklung ermöglicht. Nietzsche hingegen betrachtet die Vernunft nicht als definierende Eigenschaft des Menschen, sondern als ein spät entwickeltes Organ des Leibes: körperlich verankert, sozial vermittelt und fehleranfällig. Im Gegensatz zu einer langen metaphysischen Tradition charakterisiert er die Vernunft nicht als Zugang zur Wahrheit, sondern als ein spezifisches Mittel der Weltinterpretation, das aus physiologischen und sozialen Bedürfnissen hervorgegangen ist.
Indem Nietzsche der Vernunft einen genealogischen Ursprung zuschreibt, verortet er ihre Entstehung in der Notwendigkeit menschlicher Selbsterhaltung innerhalb sozialer Zusammenhänge. Die Vernunft fungiert als Organ der Weltdeutung, das die begriffliche und moralische Ordnung des Lebens bestimmt. Sie reguliert auch das, was Nietzsche als „Herdenleben“ bezeichnet.
Das Seminar widmet sich Nietzsches Analyse dieses komplexen Organs: seiner Herkunft, seiner spezifischen Funktionen, seiner Rolle im Leib in Beziehung zu anderen Organen und Instinkten sowie seiner Bedeutung als moralisches, normatives und konzeptuelles Prinzip. Dabei werden Texte wie Ueber Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne, Menschliches, Allzumenschliches, Die fröhliche Wissenschaft, Zur Genealogie der Moral herangezogen, um zu zeigen, wie Nietzsche Vernunft, Sprache und Instinkt in einer dynamischen Beziehung denkt.
Im Mittelpunkt steht die Frage, wie eine „natürliche“ Kritik der Vernunft aussehen kann – eine, die die Vernunft selbst als Ausdruck und Austragungsort vitaler und sozialer Dynamiken begreift.
Lernziele - Nachvollziehen, wie Nietzsche Vernunft als leiblich verankertes, sozial vermitteltes und historisch geprägtes Phänomen versteht.
- Analysieren der Rolle von Instinkten und Trieben im Denken und Erkennen sowie der Dynamik des Triebs zur Wahrheit und zum Wissen.
- Verstehen, wie Sprache als Ausdruck instinktiver und sozialer Dynamiken die Entstehung und Kritik moralischer und normativer Strukturen vermittelt.
- Untersuchung der Entstehung begrifflicher Sprache als Funktion der Vernunft und als Mittel der Weltinterpretation.
- Analyse der genealogischen Methode und deren Anwendung auf moralische und normative Strukturen.
- Erkennen der Relevanz einer „natürlichen“ Kritik der Vernunft für zeitgenössische philosophische und erkenntnistheoretische Fragestellungen.
Literatur Ueber Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne. In: KSA 1, De Gruyter.
Menschliches Allzumenschliches I. In: KSA 2, De Gruyter.
Die fröhliche Wissenschaft. In: KSA 3, De Gruyter.
Zur Genealogie der Moral. In: KSA 5, De Gruyter.
KSA = Kritische Studienausgabe von Colli und Montinari
Bemerkungen Für Jurist:innen geeignet.

 

Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz
HörerInnen willkommen

 

Intervall Wochentag Zeit Raum
wöchentlich Montag 12.15-14.00 Steinengraben 5, Seminarraum gross 302

Einzeltermine

Datum Zeit Raum
Montag 16.02.2026 12.15-14.00 Uhr Steinengraben 5, Seminarraum gross 302
Montag 23.02.2026 12.15-14.00 Uhr Fasnachtsferien
Montag 02.03.2026 12.15-14.00 Uhr Steinengraben 5, Seminarraum gross 302
Montag 09.03.2026 12.15-14.00 Uhr Steinengraben 5, Seminarraum gross 302
Montag 16.03.2026 12.15-14.00 Uhr Steinengraben 5, Seminarraum gross 302
Montag 23.03.2026 12.15-14.00 Uhr Steinengraben 5, Seminarraum gross 302
Montag 30.03.2026 12.15-14.00 Uhr Steinengraben 5, Seminarraum gross 302
Montag 06.04.2026 12.15-14.00 Uhr Ostern
Montag 13.04.2026 12.15-14.00 Uhr Steinengraben 5, Seminarraum gross 302
Montag 20.04.2026 12.15-14.00 Uhr Steinengraben 5, Seminarraum gross 302
Montag 27.04.2026 12.15-14.00 Uhr Steinengraben 5, Seminarraum gross 302
Montag 04.05.2026 12.15-14.00 Uhr Steinengraben 5, Seminarraum gross 302
Montag 11.05.2026 12.15-14.00 Uhr Steinengraben 5, Seminarraum gross 302
Montag 18.05.2026 12.15-14.00 Uhr Steinengraben 5, Seminarraum gross 302
Montag 25.05.2026 12.15-14.00 Uhr Pfingstmontag
Module Modul: Klassiker der Theoretischen Philosophie (Bachelor Studienfach: Philosophie)
Modul: Theoretische Philosophie (Master Studienfach: Philosophie)
Prüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Prüfung - Vortrag (20 min), aktive Teilnahme, Textlektüre, zwei entschuldigte Abwesenheiten.

- Falls erwünscht, kann eine Hausarbeit geschrieben werden

- Bei Nichtteilnahme am Seminar nach Ablauf der Abmeldefrist wird die Leistung mit „nicht bestanden“ bewertet
An-/Abmeldung zur Prüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Belegen bei Nichtbestehen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Philosophie

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