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Semester | Herbstsemester 2009 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Hubert Thüring (hubert.thuering@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Mit welchem Wasser könnten wir uns reinigen? fragt der tolle Mensch die Leute auf dem Markt, nachdem er nicht nur den Tod Gottes verkündet hat, sondern auch, daß wir seine Mörder seien. Nietzsches berühmte Erzählung brachte 1882 eines der Fundamentalprobleme, die dem modernen Menschen mit dem Verlust der Gottesbindung erwachsen sind, auf den extremen Punkt: Es gibt keine Erlösung mehr. Aber werden damit, so die prophetische Frage des tollen Menschen, auch das (metaphysische) Schuldbewusstsein, das Leiden am Leben und Sterben und das Verlangen nach Erlösung verschwinden? Im Gegenzug zum Schwinden des Glaubens an eine endgültige Erlösung wächst im Verlauf des 19. Jahrhunderts die Erwartung der mehr oder weniger vorläufigen Rettung, sei dies durch Schicksal, Zufall oder in zunehmendem Maß durch technisch-institutionelle Vorsichtsmaßnahmen. Doch auch in den dichtesten Dispositiven der Rettung, die vor natürlichen und technischen Gefahren bewahren und individuelle und kollektive Katastrophen bewältigen sollen, bleibt ein Restrisiko übrig, an dem sich das Schuldgefühl und das Erlösungsverlangen nur um so dichter niederschlagen können. Dies quittiert Heideggers berühmte Aktualisierung der Hölderlin-Verse Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Divergenzen und Konvergenzen von Rettung und Erlösung in der Moderne interessieren in der Vorlesung aber vor allem aufgrund der neuen Narrative und poetischen Momente, welche die Literatur in dieser Perspektive hervorbringt, und die Funktion, welche die Literatur selbst als Rettung und Erlösung für die Schreibenden und Lesenden bildet. Es werden u.a. Texte von Heine, Keller, Nietzsche, Dostojewskij, Th. Mann, Adolf Wölfli, Kafka, Ball oder Glauser analysiert. Dabei werden philosophisch-theologische Fragestellungen (wie der Messianismus) ebenso einbezogen wie die historischen Diskurspraktiken der Voraussicht, Versicherung und Bewältigung von Krankheiten, Unfällen und Katastrophen. |
Lernziele | In der literarischen Anschauung und Konzeptualisierung der Doppelfigur von Rettung und Erlösung lernen die Studierenden einen der fundamentalen Transformationsprozesse des modernen Lebens und Bewusstseins kennen. Sie können die methodisch reflektierten Textanalysen und dargestellten Zusammenhänge zwischen den neuen Sprachformen, Narrativen und Denkfiguren und dem historischen Diskurs nachvollziehen. |
Literatur | Eine Literaturliste mit den Haupttexten wird einen Monat vor Vorlesungsbeginn auf ISIS bereit gestellt. |
Bemerkungen | Literatur nach 1850. Bitte Übung zur Vorlesung beachten. |
Teilnahmevoraussetzungen | erfolgreich absolvierter Besuch der Proseminare |
Anmeldung zur Lehrveranstaltung | über ISIS erforderlich |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
HörerInnen willkommen |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.
Module |
Grundstudium SLA Deutsch (Sek-I-Fach: Deutsch) Grundstudium SLA Deutsch (Ausbildung zur Lehrperson für die Sekundarstufe I) Hauptstudium SLA Deutsch (Sek-I-Fach: Deutsch) Hauptstudium SLA Deutsch (Ausbildung zur Lehrperson für die Sekundarstufe I) Modul Allgemeine Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft) Modul Allgemeine Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Neuere Deutsche Literaturwissenschaft) Modul Aufbaustudium Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Neuere Deutsche Literaturwissenschaft) Modul Einführungswissen Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie) Modul Neuere Deutsche Literaturwissenschaft I (Master Studienfach: Deutsche Philologie) |
Prüfung | Leistungsnachweis |
Hinweise zur Prüfung | Klausur |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | eine Wiederholung, Wiederholung zählt |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Deutsches Seminar |