Back to selection
Semester | spring semester 2023 |
Course frequency | Once only |
Lecturers | Basil Bornemann (basil.bornemann@unibas.ch, Assessor) |
Content | Bio-Quinoa aus Bolivien oder konventionelle Kartoffeln aus der Region? Fleisch von Wochenmarkt oder veganer Gemüsebratling aus dem Discounter? Die Frage, was heute auf den Teller kommt, betrifft nicht mehr nur den persönlichen Geschmack, sondern ist in vielerlei Hinsicht zu einer kontroversen Angelegenheit geworden. Der lange Zeit bestehende gesellschaftliche Konsens darüber, dass Ernährung eine unpolitische Privatsache ist, scheint brüchig geworden. Wie kaum ein anderes Thema ist „Ernährung“ in den letzten Jahren zu einem umkämpften Gegenstand politischer Debatten – über „Food Security“ und „Food Safety“, über „Food Justice“ und „Food Waste“ etc. – geworden. Das mit der Politisierung von Ernährungsfragen verbundene Problemspektrum ist ebenso umfassend wie verzweigt. Es reicht von Umweltbeeinträchtigungen und sozialer Ausbeutung bei der Herstellung von Nahrungsmitteln, über klimawirksame Emissionen bei deren Verteilung bis hin zu gesundheitsbedenklichen Konsummustern; es erstreckt sich von der Verdrängung lokaler Wertschöpfungsketten und Ernährungskulturen, über die Beeinträchtigung regionaler Marktzusammenhänge durch überregionalen Handel bis zu globalen Nahrungsmittel- und Ressourcenspekulationen; es betrifft die Freiheit der individuellen Lebensgestaltung, die kulturelle Autonomie von Gruppen und Gemeinschaften sowie die soziale Gerechtigkeit und Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft insgesamt. Auf dem Teller treffen zentrale ökologische, ökonomische, soziale und kulturelle Herausforderungen unserer Zeit zusammen – und werfen die politische Frage auf, wie wir uns selbst und wie sich die Gesellschaft insgesamt heute und künftig ernähren sollen. Im Zentrum der kontroversen Debatten stehen Legitimität, Leistungsfähigkeit und Nachhaltigkeit des gegenwärtigen Ernährungssystems. Während die einen dessen Grenzen erreicht sehen und eine Abkehr vom Pfad der Globalisierung und Industrialisierung für erforderlich halten, um die wachsende Weltbevölkerung mit gesunden sowie ökologisch und sozial verträglichen Lebensmitteln zu versorgen, verweisen andere auf die bisher erzielten Fortschritte und die Notwendigkeit einer weiteren Technologisierung und Industrialisierung zur nachhaltigen Bewältigung gegenwärtiger Ernährungsprobleme. |
Learning objectives | Wie lässt sich diese jüngere Politisierung des Essens systematisch beschreiben und erklären? Und was sind die Folgen und Auswirkungen für Politik und Gesellschaft? Ausgehend von diesen Fragen zielt das Seminar auf den Erwerb von theoretischen, empirischen und methodischen Kompetenzen zur systematischen Aufarbeitung und kritischen Reflexion von Debatten der gegenwärtigen Ernährungspolitik in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. In theoretischer Hinsicht lernen die Seminarteilnehmer*innen zentrale Konzepte zur Analyse von Ernährungspolitik kennen. In empirischer Hinsicht eignen sie sich vertieftes Wissen in Bezug auf eine spezifische ernährungspolitische Debatte an. In methodischer Hinsicht lernen sie, wie sie in begrenzter Zeit, auf systematische Art und Weise (mit Hilfe sozialwissenschaftlicher Datenbanken und Literaturverwaltungsprogrammen) relevante Literatur zu einem Thema finden, sichten und auf der Basis theoretischer Konzepte auswerten können. In praktischer Hinsicht stellen sie Überlegungen zur politischen und gesellschaftlichen Gestaltung des gegenwärtigen Ernährungssystems an. |
Bibliography | Albala, Ken. 2013. Routledge International Handbook of Food Studies. London: Routledge Herring, Ronald J. (Hrsg.). 2015. The Oxford Handbook of Food, Politics, and Society. New York: Oxford University Press Lang, Tim, David Barling, und Martin Caraher. 2009. Food policy: integrating health, environment and society. Oxford ; New York: Oxford University Press Murcott, Anne, Warren Belasco, und Jackson, Peter (Hrsg.). 2013. The Handbook of Food Research. London ; New York: Bloomsbury Academic Paarlberg, Robert L. 2013. Food politics. What everyone needs to know 2nd edition. New York: Oxford University Press Ploeger, Angelika, Gunther Hirschfelder, und Gesa Schönberger (Hrsg.). 2011. Die Zukunft auf dem Tisch. Analysen, Trends und Perspektiven der Ernährung von morgen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften |
Admission requirements | Die Bereitschaft zur Rezeption englischsprachiger Literatur wird vorausgesetzt. Die Assignments können aber auf Deutsch erbracht werden. |
Language of instruction | German |
Use of digital media | No specific media used |
Interval | Weekday | Time | Room |
---|---|---|---|
wöchentlich | Tuesday | 16.15-18.00 | Rosshofgasse (Schnitz), Seminarraum S 01 |
Modules |
Modul: Politik, Entwicklung und soziale Ungleichheit (Bachelor's degree subject: Sociology) |
Assessment format | continuous assessment |
Assessment details | Voraussetzung für das Bestehen des Kurses ist das erfolgreiche Erbringen folgender Assignments: (1.) Regelmässige und aktive Teilnahme an den Kursveranstaltungen bzw. an den Kleingruppentreffen und Treffen mit dem Dozenten; (2.) Recherche und systematische Erfassung von wissenschaftlicher Literatur zu einem spezifischen ernährungspolitischen Thema (mithilfe von Scopus und Zotero); (3.) Analyse einer Auswahl dieser Literatur (ca. 15 Texte pro Gruppe) auf Basis eines Kategoriensystems, das zu Beginn des Seminars entwickelt wird. (4.) Präsentation und Diskussion der Analyseergebnisse im Seminar; (5.) Anfertigung einer schriftlichen Mini-Studie, die die wichtigsten Ergebnisse der Literaturrecherche zum jeweiligen ernährungspolitischen Thema umfasst (ca. 8000-12000 Wörter; Abgabe bis 15. Juli 2022). Die Assignments 2.-5. werden in Kleingruppen (mindestens drei Studierende) erbracht. |
Assessment registration/deregistration | Reg.: course registration; dereg.: not required |
Repeat examination | no repeat examination |
Scale | Pass / Fail |
Repeated registration | no repetition |
Responsible faculty | Faculty of Humanities and Social Sciences, studadmin-philhist@unibas.ch |
Offered by | Fachbereich Soziologie |