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In diesem Seminar wird aus verschiedenen Perspektiven der Bezug der Gesellschaft zu Zeit und zur Zukunft thematisiert. Zukunftsorientierung ist ein modernes Phänomen – erst in der Moderne begannen Subjekte und Gesellschaften, die Zukunft als gestaltbaren, offenen Raum wahrzunehmen. Damit gingen verschiedene Versuche einher, sie zu antizipieren, zu planen und zu gestalten. Eng damit verbunden sind die Idee des Fortschritts und Utopien als Vorstellungen, die Handlungen daraufhin orientierten, eine bessere Zukunft herzustellen. Materielle Grundlage dieses Zukunftsbezugs boten die Dynamik technologischer Innovation und die Entstehung und Entwicklung des Kapitalismus als Wirtschaftsweise, die auf die Planbarkeit und Gestaltbarkeit der Zukunft setzt. Gegenwärtige Zeitdiagnosen stellen allerdings eine Schließung des gestaltbaren Raums der Zukunft, den Verlust von Utopien und Fortschrittsglaube, die Erschöpfung des Möglichen und eine neue Unberechenbarkeit der Zukunft fest. Dieses Seminar soll die gesellschaftlichen Bezüge auf Zukunft im historischen Wandel untersuchen. Es stellt die Frage, wie es zu der Veränderung der Beziehung zur Zukunft und zu diesem Verlust von Fortschrittsglauben gekommen ist. Dazu beschäftigen wir uns mit verschiedenen klassischen und aktuellen Texten der Sozialtheorie, die den gesellschaftlichen Zeitbezug der Moderne und einen Übergang in ein neues Zeitverhältnis in der Postmoderne untersuchen. Zudem nehmen wir empirische Befunde sowie aktuelle Zeitdiagnosen in den Blick, die den Wandel der Zeitregime zu verstehen suchen. Um einen analytischen Blick für den Bezug zum Zukünftigen zu erproben, sollen zudem aktuelle Phänomene vor dem Hintergrund der theoretischen Erkenntnisse untersucht werden. |