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31494-01 - Seminar: Alexander und Buddha: Materialien zur Begegnung des Hellenismus mit Indien (326 v.Chr. bis 50 n. Chr) 3 CP

Semester fall semester 2013
Course frequency Once only
Lecturers Hugh van Skyhawk (hugh.vanskyhawk@unibas.ch, Assessor)
Content Alexander des Großen Feldzug nach und kurze Zeit in Indien (327-324 v. Chr.) wurden in westlichen Geschichtsquellen niemals vergessen; in der Literatur der alten Inder, über die er kurz regierte, wurde Alexander hingegen niemals namentlich erwähnt. Andererseits werden sogenannte Alexander descents (Alexander-Familienstammbäume) von Dynastien im Nordwesten des indischen Subkontinents bis heute mit Stolz erinnert und gepflegt. Sogar die Abstammung der Pferde des Pamir-Gebirges wird auf Alexanders Schlachtroß, Bucephalos, den Stierköpfigen, bis heute zurückgeführt. Wird Alexander selbst weder in der klassischen Sanskrit- noch in der Pali-Literatur namentlich erwähnt, erinnern sich Buddhisten an einen seiner griechischen Nachkommen oder Nachfolger, Menandros (Herrschaftszeit: 165-130 v. Chr.), den einzigen Europäer, der in einem halbkanonischen buddhistischen Text vorkommt, als Gesprächspartner des ehrwürdigen Mönchs Nagasena in den berühmten Milindapañha (die fünfzig Fragen des Königs Milinda).

Auch wenn der Islam Bilderverehrung strengstens untersagt, erinnern sich bis heute in Gedankenbildern Muslime von Damaskus bis Sri Lanka an Alexander (d.h. Sikander) als Dul-Qarnayn (der mit zwei Hörnern), der im Quran (18.86) als ein besonderer Diener Allahs ehrführchtig erwähnt wird, und an dessen Legenden (meistens aus dem Alexander-Roman des Nizami, 11. Jh.), die noch in unserer Zeit in den Tee- und Kaffeehäusern des Orients oft allabendlich vorgetragen werden.

Die indo-griechische Herrschaft in Nordwestindien wurde von dem Indo-Skythe Maues um 100 v. Chr. verdrängt, wenn nicht doch geschlagen. Aber die Alexander-Rezeption blieb bei den Indo-Skythen und ihren Nachfolgern, den hellenophilen Parthern, lebendig. Trotz der historischen Kritik an Philostratus Leben des Appollonius von Tyana, ist des Philostratus Bericht vom Besuch des Appollonius bei einem parthischen König namens Gondophares (der Siegreiche; Herrschaftszeit: 20 bis 46 n.Chr.) und dessen Pflege der Alexander-Tradition in Taxila dennoch plausibel, wie kein geringerer als Sir John Marshall (1876-1958) selbst an Hand der Übereinstimmungen in Philostratus Text mit seinen archäologischen Forschungen in Taxila über drei Jahrzehnte mit Nachdruck bestätigte. Das letzte Wort über des Appollonius Indienreise wird wahrscheinlich nie gesprochen werden.

Man könnte mit einigem Recht sagen, daß in Gandhara griechische und indische Zivilisationen met but did not melt. Doch ist es bemerkenswert, daß zeitgleich mit der Entstehung des hellenisierten Buddha-Bildes die buddhistische Lehre erheblich an Bedeutung gewann, die besagt, daß das nirvana nur in der Inkarnation als Mensch, wenn das karma-Konto sozusagen ausgeglichen ist, erreicht werden kann. Das zyklische Geschichtsbild der allgemein indischen Reinkarnationslehre wird zwar dadurch nicht aufgehoben. Aber das Gleichgewicht des guten und schlechten karma, die Voraussetzung für die Inkarnation als Mensch, kann nur nach vielen Geburten wieder erreicht werden, wenn die jetzige Inkarnation als Mensch vergeudet wird. Dadurch wird die Bedeutung des Lebens hier und jetzt stark hervorgehoben und kommt dem Wert des einzelnen Lebens im linearen Geschichtsbild der alten Griechen näher. Dennoch entsteht bei den Indern keine dramatische Gattung, die auch nur entfernt an die griechische Tragödie errinnert. Die alt griechische Vorstellung des Menschen als Eintagsfliege, die von der Ewigkeit genadenlos verfolgt wird, wurde von den Indern niemals verinnerlicht. Daher kann das Schicksal des unehelichen, edlen aber ungrecht behandelten Pandava-Bruders Karna im achten Buch des Mahabharata, dem Karna-Parva, niemals das Pathos hervorrufen wie Odysseus Begegnung mit dem Schatten seiner Mutter, Antikleia, in Hades (Odyssee, 11.85-224). Denn die allgemein gültige indische Lehre von der ewigen Wiederkehr des Menschen als neue Inkarnation schuf ein Weltbild, nach dem das Leben des einzelnen Menschen nicht einmalig und endgültig, sondern ein Glied in einer endlosen Dublettenkette war, die sich rückwärts blickend in die Unendlichkeit verlor.

Während das Buddha-Bild, das unter Alexanders baktrischen und indo-grieschischen Nachkommen als Heldenbild entstand und einst vom römischen Kaiser Hadrian (Herrschaftszeit: 117-138 n. Chr.) mit dem Bild des Bodhisattvas Maitreya (unabsichtlich) ergänzt wurde, im Nordwesten des indischen Subkontinents im Laufe der Jahrhunderte allmählich verblasste und mit dem Bildnis eines Dämons (im Volksmund: but) gleichgestellt wurde, genoss das hellenisierte Bildnis des Bodhisattvas Maitreya in den buddhistischen Höhlenklöstern entlang den Seidenstrassen jahrhundertelang große Beliebtheit, bevor es auch allmählich verblasste und schließlich am Ende seiner Reise nach Osten und durch die Zeit durch den runden lachenden Buddha Ostasiens verdrängt wurde. Besonders bezeichnend für den Wandel in der Rezeption des hellenisierten Buddha-Bildes entlang den Seidenstrassen ist das Verschwinden des Bildnisses des inzwischen weltberühmt gewordenen fastenden Buddhas, des Symbols par excellence der Gandhara-Kunst. Das Thema der extremen Askese, das Alexanders Neugierde und Wissbegierde einst in seinen Bann zog, verlor seine Anziehungskraft unter den frommen Buddhisten der kahlen Wüsten des Taklamakan und der Gobi. Allein im üppig fruchtbaren Gandhara beschäftigte das Fasten des Buddhas bis an die Schwelle des Todes die frommen Gemüter der Mönche und Votivenstifter.

Das Seminar soll als Einführung in die fazettenreiche Begegnung des Hellenismus mit dem Indien der Antike verstanden werden. Durch die Untersuchung der geschichtlichen, kunstgeschichtlichen und ideengeschichtlichen Fäden dieses faszinierenden Wandteppichs der Menschheit soll unser Verständnis der kulturstiftenden Kräfte, die aus dieser einmaligen Begegnung im Nordwesten des indischen Subkontinents in den Jahrhunderten vor Christus hervorgingen, erweitert und vertieft. Gleichzeitig werden von Alexanders Feldzügen ausgehend die Entstehung und Entwicklung des Indienbildes des Westens durchleuchtet.
Bibliography 1) Zum historischen Kontext
a) Lucius Flavius Arrianus (Chinnock, Edward James, Übers.), The Anabasis of Alexander; or, The history of the wars and conquests of Alexander the Great. Literally translated, with a commentary, from the Greek of Arrian, the Nicomedian, London [Hodder and Stoughton] 1884;
b) Karttunen, Klaus, India in Early Greek Literature, Studia Orientalia 65, Helsinki [Finnish Oriental Society], 1989;
c) Karttunen, Klaus,India and the Hellenistic World, Studia Orientalia 83, Helsinki [Finnish Oriental Society], 1997;
d) Marshall, John (Sir; 1876-1958), Taxila. An Illustrated Account of Archaeological Excavations Carried Out under the Orders of the Government of India between the Years 1913 and 1934, vol. 1, Structural Remains, Cambridge [At the University Press], 1951.
e) Schwarz, Franz Xaver von (1847-1903), Alexander des Grossen Feldzüge in Turkestan. Kommentar zu den Geschichtswerken des Flavius Arrianus und Q. Curtius Rufus auf Grund vieljähriger Reisen im russischen Turkestan und den angrenzenden Ländern, München [Dr. E. Wolff & Dr. H. Lüneberg Wissenschaftlicher Verlag], 1893;
f) Stein, Marc Aurel (Sir; 1862-1943), On Alexander’s Track to the Indus. Personal Narrative of Explorations on the North-West Frontier of India. Carried out under the Orders of H.M. Indian Government by Sir Aurel Stein, K.C.I.E., Indian Archaeological Survey, London [Macmillan & Co.], 1929; neu aufgelegt in London [Phoenix Press], 2001; neu aufgelegt in Edison, New Jersey, USA [Castle Books], 2004;
g) Tarn, William Woodthorpe (1869-1957), The Greeks in Bactria and India, Cambridge [At the University Press], 1938; neu aufgelegt daselbst 1951;

2) Zum ideengeschichtlichen Kontext
a) Ahrens, Dieter, Die römischen Grundlagen der Gandharakunst, in: Beckmann, Franz, und Wegner, Max (Hrsg.), Orbis Antiquus 20, Münster [Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung], 1961;
b) Allchin, Bridget, Allchin, Raymond, Kreitman, Neil und Errington, Elizabeth (Hrsg.), Gandharan Art in Context. East-West Exchanges at the Crossroads of Asia, New Delhi [Regency Publications], 1997;
c) Fischer, Klaus (1919-1993), Zu erzählenden Gandhāra---Reliefs, Allgemeine und vergleichende Archäologie. Beiträge 2, Bonn, 1980;
d) Fischer, Klaus, Interrelations between East and West in the Light of Newly Discovered Gandhāra Sculptures, in: Deppert, Joachim (Hrsg.), India and the West. Proceedings of a Seminar Dedicated to the Memory of Hermann Goetz, South Asian Studies XV, New Delhi [Manohar], 1983, S. 155-158;
e) Goetz, Hermann (1898-1976), Fünf Jahrtausende indischer Kunst, Baden-Baden [Holle Verlag], 1960;
f) Goetz, Hermann, Imperial Rome and the Genesis of Classic Indian Art, 1, 2, in: East and West, N.S., 10,3, 1959, and 10,4, 1959;
g) Halbfass, Wilhelm (1944-2000), India and Europe. An Essay in Philosophical Understanding, (deutsche Ausgabe) Basel [Schwalbe & Co. AG], 1981; (englische Ausgabe) New York [State University of New York Press], 1988; (indische Ausgabe) Delhi [Motilal Banarsidas], 1990, S. 2-24;
h) Hansen, Sven, Wieczorek, Alfried, Tellenbach, Michael (Hrsg.), Alexander der Grosse und die Eroeffnung der Welt. Asiens Kulturen im Wandel, Publikationen der Reiss-Engelhorn-Museen 36, Regensburg [Verlag Schnell und Steiner], 2009;
i) Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.), Gandhara. Das buddhistische Erbe Pakistans. Legenden, Klöster und Paradiese, Mainz [Verlag Phillip von Zabern], 2008;
j) Le Coq, Albert von, Auf Hellas Spuren in Ostturkestan. Berichte und Abenteuer der II. und III. Deutschen Turfan-Expeditionen, Leipzig [J.C. Hinrichsche Buchhandlung], 1926;
k) Marshall, John (Sir; 1876-1958), The Buddhist Art of Gandhāra. The Story of the Early School, Its Birth, Growth and Decline, Memoirs of the Department of Archaeology in Pakistan I, Karachi [Department of Archaeology and Museums], 1960; neu aufgelegt daselbst 1973;
l) Payer, Alois, Quellenkunde zur indischen Geschichte bis 1858; 5. Unbewegliche Hinterlassenschaften; 1. Zum Beispiel: Taxila. Fassung vom 2008-04-20; online: http://www.payer.de/quellenkunde/quellen051.htm.
m) Flavius Philostratus, The Life of Apollonius of Tyana, the Epistles of Apollonius and the Treatise of Eusebius, übersetzt von Conybeare, Frederick Cornwallis (1856 –1924), London [Heinemann], 1912; online: http://www.livius.org/apark/apollonius/life/va_00.html.
n) Thomas, Edward (1813-1886), Jainism or the Early Faith of Asoka. With Illustrations of the Ancient Religions of the East from the Pantheon of the Indo-Scythians. With a Notice on Bactrian Coins and Indian Dates, London [Trübner & Co.], 1877; neu aufgelegt in Delhi [Asian Educational Services], 1995;
o) Zimmer, Heinrich (1890-1943), Yoga und Buddhismus. Indische Sphären, Frankfurt am Main [Insel Verlag], 1973; neuaufgelegt zum dritten Mal daselbst 1982.

 

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Language of instruction German
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Modules Modul Allgemeine Religionsgeschichte (Bachelor's degree subject: Study of Religion (Start of studies before 01.08.2013))
Modul Alternative Religionsgeschichte (Master's degree subject: Science of Religion)
Modul Antike / monotheistische / aussereuropäische Religionen (Bachelor's degree subject: Study of Religion)
Modul Antike und aussereuropäische Religionen (Bachelor's degree subject: Study of Religion (Start of studies before 01.08.2013))
Modul Aufbaustudium Religionskomparatistik und Religionstheorie (Bachelor's degree subject: Study of Religion)
Modul Erweiterung Religionswissenschaft (Bachelor's degree subject: Study of Religion)
Modul Erweiterung Religionswissenschaft MA (Master's degree subject: Science of Religion)
Modul Europäische Religionsgeschichte (Master's degree subject: Science of Religion (Start of studies before 01.08.2013))
Modul Methodik (Master's degree subject: Ancient Near Eastern Studies (Start of studies before 01.08.2013))
Modul Methodik der Vorderasiatischen Altertumswissenschaft (Master's degree subject: Ancient Near Eastern Studies)
Modul Religions- und Kulturtheorien (Master's degree subject: Science of Religion (Start of studies before 01.08.2013))
Modul Religionskomparatistik (Master's degree subject: Science of Religion)
Modul Religionswissenschaft 2 (RWTh 2) (Master's degree subject: Theology)
Modul Religionswissenschaft 2 (RWTh 2) (Master Theology)
Modul Systematische Religionswissenschaft (Bachelor's degree subject: Study of Religion (Start of studies before 01.08.2013))
Modul Transformationsprozesse und Religionstheorie (Bachelor's degree subject: Study of Religion (Start of studies before 01.08.2013))
Modul Vergleichende Religionswissenschaft (Bachelor's degree subject: Study of Religion (Start of studies before 01.08.2013))
Modul Vertiefung in Altertumswissenschaften und Geschichte (Master's degree subject: Ancient History (Start of studies before 01.08.2013))
Modul Vertiefung in Geschichte und Altertumswissenschaften MA (Master's degree subject: Ancient History)
Weitere Lehrveranstaltungen für den Wahlbereich Altertumswissenschaften (Bachelor's degree program: Ancient Civilizations (Start of studies before 01.08.2013))
Weitere Lehrveranstaltungen für den Wahlbereich Altertumswissenschaften (Bachelor's degree subject: Ancient Civilizations (Start of studies before 01.08.2013))
Assessment format continuous assessment
Assessment registration/deregistration Reg.: course registration; dereg.: not required
Repeat examination no repeat examination
Scale Pass / Fail
Repeated registration no repetition
Responsible faculty Faculty of Humanities and Social Sciences, studadmin-philhist@unibas.ch
Offered by Fachbereich Religionswissenschaft

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