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62479-01 - Lecture: Arbeit. Praktiken und Ökonomien des Alltags in der Literatur 1900-1945 2 CP

Semester fall semester 2021
Course frequency Once only
Lecturers Hubert Thüring (hubert.thuering@unibas.ch, Assessor)
Content Literatur ist arbeitsscheu: Inhaltlich handelte sie seit ihren Anfängen und bis in die Moderne von außerordentlichen Menschen und ihren ebensolchen Taten und nicht von tagtäglicher Fron fürs Lebensnotwendige, und formal galt es die handwerklich investierte Buchstäblichkeit hinter dem schönen Schein verschwinden zu lassen. Auch als seit Ende des 18. Jahrhunderts Bürgerlichkeit und Alltäglichkeit und zunehmend auch die unteren Schichten Einzug in die literarischen Texte halten, bleiben konkrete Praktiken und Ökonomien der Arbeit kurze Realitätsreferenzen und Hintergrundgeräusche. Insbesondere die deutschsprachige Literatur macht sich vergleichsweise ungern die Hände schmutzig; ihre Helden sind entweder romantische Taugenichts oder realistische Unternehmer. Zwar thematisiert auch die deutsche Literatur des 19. Jahrhundert seit Beginn die ökonomischen Verhältnisse (z.B. in Goethes „Faust II“, 1832) oder die Bedingungen der Arbeit (z.B. in Büchners „Woyzeck“, 1836, oder in Heines „Schlesischen Weber“ 1844) im aufkommenden Kapitalismus, den Karl Marx und Friedrich Engels gleichzeitig zu analysieren beginnen. Doch erst im Zug der technischen und medialen Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, den Rationalisierungen der körperlichen und geistigen Arbeit (Taylorismus) und den soziologischen Theorien (Weber, Simmel) entwickeln und verdichten sich entsprechende literarische Motive und Narrative in bedeutendem Maß. So reflektieren etwa Robert Walsers Figuren wie der Bankangestellte Helbling ihre Existenz ganz im Verhältnis zu ihrer Arbeit, der sie nie gerecht werden können: „Deshalb mag ich meine Arbeit nicht gern, weil sie mir einesteils zu wenig geistvoll ist und mir andersteils sogleich über den Kopf hinauswächst, sobald sie den Anstrich des Geistvollen erhält.“ – Die Vorlesung setzt mit ihrer Erkundung der Arbeit in der Literatur ab 1850 bei Gottfried Keller an, konzentriert sich aber dann auf Texte der deutschsprachigen Literatur der Schweiz der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (neben Walser u.a. Emmy Hennings, Friedrich Glauser, Meinrad Inglin). Dabei muß ‚Arbeit‘ nicht thematisch im Vordergrund stehen, sondern kann auch und gerade da interessant werden, wo sie bloß eine Nebenrolle spielt oder zu spielen scheint. Die Analysen gehen von den Texten aus und arbeiten die jeweils maßgeblichen historischen und zeitgenössischen Diskurse sukzessive ein. Hier werden die ökonomischen und soziologischen Theorien von Adam Smith, Karl Marx, Max Weber, Georg Simmel und Hannah Arendt beigezogen.
Learning objectives Die Studierenden lernen die Relevanz eines literaturwissenschaftlich bislang wenig erarbeiteten Themas in der diskursiven Vernetzung kennen. Da es sich um ein neu zu erarbeitendes Forschungsfeld handelt, beansprucht die Vorlesung einen experimentellen Status, der den Studierenden indes erlaubt, die Erarbeitung eines Themas auch im Sinn von ‚labor‘, d.h. der Arbeitsmühe mitzuerleben.
Bibliography – Hannah Arendt: Vita activa oder Vom Tätigen Leben (1958), München: Piper 1981, S. 76-123.
– Weitere Literaturangaben folgen Mitte August über ADAM.

 

Language of instruction German
Use of digital media Online course
Course auditors welcome

 

Interval Weekday Time Room
wöchentlich Wednesday 12.15-14.00 - Online Präsenz -

Dates

Date Time Room
Wednesday 22.09.2021 12.15-14.00 - Online Präsenz -, --
Wednesday 29.09.2021 12.15-14.00 - Online Präsenz -, --
Wednesday 06.10.2021 12.15-14.00 - Online Präsenz -, --
Wednesday 13.10.2021 12.15-14.00 - Online Präsenz -, --
Wednesday 20.10.2021 12.15-14.00 - Online Präsenz -, --
Wednesday 27.10.2021 12.15-14.00 - Online Präsenz -, --
Wednesday 03.11.2021 12.15-14.00 - Online Präsenz -, --
Wednesday 10.11.2021 12.15-14.00 - Online Präsenz -, --
Wednesday 17.11.2021 12.15-14.00 - Online Präsenz -, --
Wednesday 24.11.2021 12.15-14.00 - Online Präsenz -, --
Wednesday 01.12.2021 12.15-14.00 - Online Präsenz -, --
Wednesday 08.12.2021 12.15-14.00 - Online Präsenz -, --
Wednesday 15.12.2021 12.15-14.00 - Online Präsenz -, --
Wednesday 22.12.2021 12.15-14.00 - Online Präsenz -, --
Modules Modul: Aufbaustudium Neuere deutsche Literaturwissenschaft: Schwerpunkt nach 1850 (Bachelor's degree subject: German Language and Literature)
Modul: Deutsche Literaturwissenschaft: Forschungsorientiertes Studium (Master's degree subject: German Literature)
Modul: Deutsche Literaturwissenschaft: Grundwissen Master (Master's degree subject: German Literature)
Modul: Grundstudium Neuere deutsche Literaturwissenschaft (Bachelor's degree subject: German Language and Literature)
Modul: Literaturgeschichte (Master's degree program: Literary Studies)
Modul: Neuere deutsche Literaturwissenschaft (Master's degree subject: German Language and Literature)
Wahlbereich Master Deutsche Philologie: Empfehlungen (Master's degree subject: German Language and Literature)
Assessment format record of achievement
Assessment details Klausuressay
Assessment registration/deregistration Reg.: course registration; dereg.: not required
Repeat examination one repetition, repetition counts
Scale Pass / Fail
Repeated registration no repetition
Responsible faculty Faculty of Humanities and Social Sciences, studadmin-philhist@unibas.ch
Offered by Departement Sprach- und Literaturwissenschaften

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