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Semester | fall semester 2024 |
Course frequency | Once only |
Lecturers | Julian Rainer Purrmann (julian.purrmann@unibas.ch, Assessor) |
Content | Was, wenn wir der Natur nicht als Umwelt und Ressource, sondern auf Augenhöhe begegnen, als Persönlichkeit mit Rechten und intrinsischem Wert? Die „Rechte der Natur“ stehen paradigmatisch für die Suche nach einem neuen Naturverhältnis, das Anthropozentrismus, Objektivierung und Extraktivismus hinter sich lässt und der um sich greifenden ökologischen Krise(n) angemessen ist. Bereits in den 1970ern haben Godofredo Stutzin (1973) und von Christopher Stone (1972) vorgeschlagen, natürlichen Entitäten eine Rechtspersönlichkeit zu verleihen – seit den 2000ern wird das zunehmend Realität. In Artikel 71 der Verfassung Ecuadors werden der Natur und Pachamama 2008 erstmals einklagbare Rechte eingeräumt. In einem anderen bekannten Fall wurde 2017 dem Whaganui in Neuseeland eine Rechtspersönlichkeit verliehen. Der Fluss wird nun von Vertretern der Maori und des Staates repräsentiert. Als erster Fall in Europa hat 2022 schliesslich eine Bürger*innenbewegung die Rechtspersönlichkeit der Salzwasserlagune „Mar Menor“ in Südspanien errungen. Bereits anhand dieser Beispiele wird deutlich, dass hinter der recht allgemeinen Idee der Rechte der Natur eine Vielzahl von Möglichkeiten stehen, sie in unterschiedlichen Kontexten konkret umzusetzen. In diesem Seminar werden wir uns mit den theoretischen und konzeptionellen Hintergründen sowie den unterschiedlichen Praktiken und Institutionen dieser Möglichkeiten auseinandersetzen und sie hinsichtlich ihrer Chancen und Grenzen für ein neues Naturverhältnis befragen. Einige der zentralen Fragen sind: - Wer kann die Natur repräsentieren, auf welcher Grundlage und auf welche Weise? - Welche Entitäten sollen Rechte haben? Die Natur als Ganzes, bestimmte Ökosysteme, oder mehr-als-menschliche Landschaften und Systeme, zu denen sowohl Menschen als auch Nicht-Menschen gehören? - Welcher Naturbegriffe und welches Naturverhältnis wird in unterschiedlichen Praktiken der Rechte der Natur inaktiert (enacted)? - Was heisst der Schutz der Rechte der Natur auf Integrität in Zeiten zunehmender menschengemachter Instabilität von Ökosystemen? - Können die Rechte der Natur Teil der „Dekolonisierung“ unseres Naturverhältnisses sein? Sind sie Ausdruck indigener Kosmologien oder ist die Rechtspersönlichkeit ein hoffnungslos westlich-modernes Konstrukt? - Können die Rechte der Natur ein angemessenes Mittel im Kampf für mehr Umweltgerechtigkeit (Environmental Justice), ökologische Gerechtigkeit (Ecological Justice) und multispezies Gerechtigkeit (multispecies Justice) sein? |
Learning objectives | Die Studierenden • kennen die grundlegende Idee hinter den Rechten der Natur und können die Potenziale und Grenzen dieses Ansatzes diskutieren • haben eine grundlegende Orientierung in Debatten rund um post-anthropozentrische Politik und politische und rechtliche Repräsentation von Nicht-Menschen • haben Einblicke in rechtsanthropologische und naturanthropologische Perspektiven |
Bibliography | Adloff, Frank, Tanja Busse: Welche Rechte braucht die Natur? Wege aus dem Artensterben. Frankfurt/New York 2023. Tanasescu, Mihnea: Understanding the Rights of Nature. A Critical Introduction. Bielefeld 2022. https://doi.org/10.14361/9783839454312. Temper, Leah: Blocking pipelines, unsettling environmental justice: from rights of nature to responsibility to territory. In: Local Environment 2/24 (2019), S. 94–112. Stone, Christopher D.: Should Trees Have Standing--Toward Legal Rights for Natural Objects. In: Southern California Law Review 45 (1972), S. 450–501. Chapron, Guillaume, Yaffa Epstein, José Vicente López-Bao: A rights revolution for nature. In: Science 363/6434 (2019), S. 1392–1393. Boyd, David R: The rights of nature: A legal revolution that could save the world. Toronto/ Ontario 2017. |
Admission requirements | Das Grundstudium muss abgeschlossen sein. Die Teilnehmenden werden nach Fachrichtung, Studiengang und in der Reihenfolge ihrer Anmeldung auf die Liste gesetzt. Wer im Rahmen von Auslandaufenthalten und von Austauschprogrammen in Basel studiert wird unabhängig vom Listenplatz immer aufgenommen. Wer in der ersten Sitzung unentschuldigt fehlt, kann die Lehrveranstaltung nicht besuchen. Pro Lehrveranstaltung mit zwei Semesterwochenstunden sind maximal zwei entschuldigte Absenzen möglich. Siehe Merkblatt zum Umgang mit Absenzen und Sonderregelungen: https://kulturwissenschaft.philhist.unibas.ch/fileadmin/user_upload/kulturwissenschaft/Dokumente/Studium/Merkblaetter_allgemein/B_absenzen-sonderregelungen_24-01.pdf. |
Language of instruction | German |
Use of digital media | No specific media used |
Course auditors welcome |
Interval | Weekday | Time | Room |
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wöchentlich | Tuesday | 10.15-12.00 | Rheinsprung 21, Seminarraum 00.002 |
Date | Time | Room |
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Tuesday 24.09.2024 | 10.15-12.00 | Rheinsprung 21, Seminarraum 00.002 |
Tuesday 01.10.2024 | 10.15-12.00 | Rheinsprung 21, Seminarraum 00.002 |
Tuesday 08.10.2024 | 10.15-12.00 | Rheinsprung 21, Seminarraum 00.002 |
Tuesday 15.10.2024 | 10.15-12.00 | Rheinsprung 21, Seminarraum 00.002 |
Tuesday 22.10.2024 | 10.15-12.00 | Rheinsprung 21, Seminarraum 00.002 |
Tuesday 29.10.2024 | 10.15-12.00 | Rheinsprung 21, Sitzungszimmer U4.002 |
Tuesday 05.11.2024 | 10.15-12.00 | Rheinsprung 21, Seminarraum 00.002 |
Tuesday 12.11.2024 | 10.15-12.00 | Rheinsprung 21, Seminarraum 00.002 |
Tuesday 26.11.2024 | 10.15-12.00 | Rheinsprung 21, Seminarraum 00.002 |
Tuesday 03.12.2024 | 10.15-12.00 | Rheinsprung 21, Seminarraum 00.002 |
Tuesday 10.12.2024 | 10.15-12.00 | Rheinsprung 21, Seminarraum 00.002 |
Tuesday 17.12.2024 | 10.15-12.00 | Rheinsprung 21, Seminarraum 00.002 |
Modules |
Modul: Methoden und Felder der Kulturanthropologie (Bachelor's degree subject: Cultural Anthropology) Modul: Research Lab Kulturanthropologie (Master's degree subject: Cultural Anthropology) Modul: Theorien der Kulturanthropologie (Bachelor's degree subject: Cultural Anthropology) Modul: Theorien und Methodologien der Kulturanthropologie (Master's degree subject: Cultural Anthropology) Specialization Module Global Europe: Environment and Sustainability (Master's Studies: European Global Studies) |
Assessment format | continuous assessment |
Assessment details | Regelmässige und aktive Teilnahme. Regelmässige Lektüre. Erbringen der Leistungen im vereinbarten Zeitrahmen. Gestaltung einer halben Sitzung. Regelmässig Reflexionsaufgaben bezogen auf die Lektüre. |
Assessment registration/deregistration | Reg.: course registration; dereg.: not required |
Repeat examination | no repeat examination |
Scale | Pass / Fail |
Repeated registration | no repetition |
Responsible faculty | Faculty of Humanities and Social Sciences, studadmin-philhist@unibas.ch |
Offered by | Fachbereich Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie |